Was die Bundeswehr zurückgelassen hat
Vor zehn Jahren wurde der Standort in Leipheim geschlossen. Der Fliegerhorst ist zu einem Gewerbegebiet geworden. Einige militärische Gebäude stehen allerdings noch immer – sie wurden teilweise umgebaut. Eine Spurensuche
Vor zehn Jahren endete in Leipheim eine Ära: Am 31. Dezember 2008 zog die Bundeswehr aus der Güssenstadt ab. 1936 wurde der Fliegerhorst in Leipheim gebaut, bereits 1994 wurde der Flugbetrieb eingestellt, 2008 war dann endgültig Schluss. Wir haben uns auf Spurensuche begeben, was vom Fliegerhorst übrig geblieben ist und wie sich Leipheim mit dem Abzug der Bundeswehr verändert hat. Leipheim Ein paar Spinnweben umrahmen bereits die türhohen Fenster. Der Kamin ist seit Jahren nicht mehr benutzt worden, dennoch ist darin frisches Holz aufgescheitet. Alle Räume stehen leer, nur die alte Theke ist geblieben und ein paar Kleiderständer im Eingangsbereich. Seitdem die Bundeswehr Ende 2008 endgültig vom Fliegerhorst in Leipheim abgezogen ist, steht das alte Offiziersheim leer. Was damit einmal passieren wird, steht noch in den Sternen. Nur eines ist sicher, verschwinden wird es nicht. Es steht unter Denkmalschutz und darf nicht abgerissen werden. Es ist nicht das einzige militärische Gebäude, das noch immer an die einstige Nutzung des Gebiets erinnert. Der ehemalige Bundeswehrstandort in Leipheim hat sich längst in ein großes Gewerbegebiet verwandelt. Eine Spurensuche zeigt, was von den einstigen 200 Militärgebäuden übrig geblieben ist.
● Offiziersheim Früher wurden hier die größten Partys gefeiert. Das einstige Offiziersheim auf dem ehe- maligen Fliegerhorstgelände wurde 1937 erbaut. „Das ist unser Prunkstück“, sagt Egon Remmele, der nicht nur Kämmerer der Stadt Leipheim sondern für den Zweckverband auch zuständig für die Vermarktung des jetzigen Gewerbegebiets ist. Mit dem Prunkstück meint er den großen Saal im Offiziersheim. Vier große Kronleuchter hängen von der Decke. Im ersten Stock führt der Gang zum Balkon, von dem aus man den gesamten
Saal überblicken kann. Im Keller befindet sich ein Luftschutzbunker. „Das Gebäude steht unter Denkmalschutz“, erklärt Remmele. Derzeit steht es leer. Wie die Stadt Leipheim, die das Gebäude nach dem Abzug der Bundeswehr gekauft hat, das ehemalige Offiziersheim einmal nutzen kann, steht noch nicht fest. „Es gibt ein paar Überlegungen“, sagt Remmele. Doch nichts konkretes. Vorerst bleibt die Türe des Offiziersheims daher verschlossen.
● Bunker Es ist eine gigantische Stahlhülle, die den großen Bunker auf dem Fliegerhorstgelände umhüllt. 1,35 Meter ist die Außenwand dick. 1994 wurde der Bunker errichtet – militärisch genutzt wurde er nie. Und so steht der Schutzbau mit den Tarnfarben grün, braun und grau seit Jahren leer. „Wir würden den Bunker gerne verkaufen“, sagt Egon Remmele. Doch eine künftige Nutzung sei schwierig. Da es in dem Gebäude konstant kühl ist, könnte er sich gut Serverräume darin vorstellen. Oder doch besser Schließfächer für Banken? Die Räume in dem Gebäude sind sehr klein, es gibt keine Fenster. Einbruchsicher wäre der Bunker mit seiner dicken Außenmauer allemal.
Neben dem großen Bunker gibt ist es insgesamt 13 erhaltende kleinere Bunker – neun davon wurden verkauft, vier sind vermietet. „Die stehen alle noch und werden als Lagerhallen genutzt“, sagt Egon Remmele. Im Gegensatz zum großen Bunker musste hier nicht lange nach Interessenten gesucht werden. „Die sind begehrt. Wir hätten noch mehr verkaufen können.“
● Landebahn Kein Gebäude aber das zentrale Element des ehemaligen Fliegerhorsts ist die alte Start- und Landebahn. Sie ist, so erklärt Egon Remmele, immer noch in Dauerbenutzung – als Teststrecke für die Automobilindustrie. Auch Bus- und Traktorenhersteller testen hier regelmäßig ihre neuen Fahrzeuge. „Im Sommer ist die Strecke eigentlich jeden Tag vermietet“, sagt Remmele. Erst im Winter wird es ruhiger. Ein Teil der Landebahn wird bald verschwinden – hier entstehen weitere Gewerbebauten. Doch der östliche Teil bleibt weiterhin bestehen.
● Haus 114 Lange stand das Haus 114 leer. Jetzt hat der Leipheimer Sportverein VfL die Räume bezogen. Die Boxer können dort trainieren, außerdem sollen in dem Gebäude die neue Geschäftsstelle und die neuen Räume für die Schachabteilung entstehen. Auch das Jugendhaus Boxxx soll hier einmal unterkommen. Der Rest des 1937 erbauten Gebäudes steht weiterhin leer. „Was damit passiert, steht noch nicht fest“, sagt Egon Remmele. Ebenso wenig gibt es Pläne für die Zukunft der dazugehörigen Turnhalle. Aus statischen Gründen darf diese derzeit nicht weiter genutzt werden. „Sie wird aber auch nicht gebraucht“, macht Remmele klar. „Im Moment bleibt sie einfach so stehen, dann wird man sehen, was daraus wird.“
● Museum 1989 entstand der Munitionsmontageschutzbau, in dem heute das Fliegerhorstmuseum untergebracht ist. Das Gebäude steht außerhalb des Gewerbegebiets. Ursprünglich war es als Munitionsmontageschutzbau gedacht – deshalb wurde es auch sehr massiv, wie eine Art Bunker gebaut. Heute können Besucher des Museums in der großen Halle alte Flugzeuge und Militärfahrzeuge besichtigen.
● Wasserwerk Die einstige eigene Wasserversorgung des Fliegerhorsts hat die Stadt Leipheim übernommen – gerade in den letzten Wochen war diese verstärkt im Einsatz. Aufgrund des befürchteten Hochwassers hatte die Stadt Leipheim zweimal das Donauwasserwerk vorsorglich abgestellt. Die Trinkwasserversorgung erfolgte in dieser Zeit über das Wasserwerk auf dem Fliegerhorstgelände.
● Verwaltungsgebäude Etliche Gebäude wurden mittlerweile umfunktioniert. Von einigen Militärgebäuden ist nur noch die Hülle übrig geblieben. In einem alten Verwaltungsgebäude, das 1972 gebaut wurde, ist mittlerweile ein Statikbüro unter gekommen. Nur noch die äußere Hülle erinnert an ein Militärgebäude. Der Innenbereich ist komplett saniert worden. Andere Häuser, wie das alte Kammergebäude aus dem Jahr 1993, wurden in ihrer Struktur belassen – es wird heute als Bürogebäude genutzt. Das alte Wartungsgebäude ist heute eine Produktions- und Lagerhalle.