Theresia Faul ist jetzt 90
Burgauerin kann viel von früher erzählen
Burgau „Jetzt bin ich dran zum Erzählen“, sagt Theresia Faul und lacht. Vor gut einem Jahr war es nämlich ihr Mann Johann, über dessen 90. Geburtstagsjubiläum unsere Zeitung berichtet hatte. Jetzt ist es sie, die im Mittelpunkt steht – am heutigen Samstag feiert sie ebenfalls ihren 90. Geburtstag.
Ihre Eltern kamen von Hiltenfingen über Bobingen nach Burgau, Theresia Faul ist eine gebürtige Burgauerin. Sie ist mit drei Geschwistern aufgewachsen, und wenn sie von ihrer Kindheit erzählt, dann kommen alte Erinnerungen auf. Wie viele Burgauer sei sie erst im Schloss zur Schule gegangen und anschließend „in d’Mädlaschul’“. „Und dann sind wir zur „Fischerbäs“gegangen.“Klar, denn bei der „Fischerbäs“, also beim ehemaligen Mühlbauer, soll es bekanntlich ja auch den besten Schweizer Käs’ gegeben haben. Das Brot kaufte man beim Siebinger und die Brezen natürlich beim Platzbäck.
Dass Burgau früher eine ganze Reihe an Gastwirtschaften hatte, das weiß sie ebenfalls noch. „Die Männer sind ja net heimgekommen. Da hat man da noch ein Halbe Bier trinken müssen und in der nächsten Wirtschaft nochmal eins“, meint sie schmunzelnd. Nach der Schule und ihrem Pflichtjahr bei der Burgauer Gärtnerei Gnann nähte sie Handschuhe oder arbeitete als Haushaltshilfe. „Halt überall, wo man a Kleinigkeit verdient hat“, sagt sie. Denn die Zeiten seien eben nicht einfach gewesen und viel Freizeit habe es ohnehin nicht gegeben. Dafür habe sie sich oft um die Kinder ihrer ältesten Schwester gekümmert oder sei mit ihnen spazieren gegangen. Kinder mochte sie überhaupt sehr gerne und nicht selten hätten Bekannte sie gefragt, ob sie nicht einmal schnell auf deren Kinder „obacht geben“könnte.
Theresia Faul und ihr Mann Johann sind schon seit 67 Jahren verheiratet und haben sieben Kinder, sieben Enkel und vier Urenkel. Das Haus an der Rosenstraße haben sie Anfang der 50er Jahre an das ihrer Eltern angebaut. Einmal im Jahr, im Winter, wurde immer geschlachtet – Johann ist gelernter Metzger – und zum Essen habe es damit auch viel Hausgemachtes gegeben. Gesundheitlich ist Theresia Faul zwar nicht mehr so gut beisammen wie früher, aber die regelmäßige Runde „ums Haus rum“, die gehöre, wenn es geht, nach wie vor noch immer mit dazu. Sohn Karl, der mit im Haus wohnt und sich um vieles kümmert, begleitet sie dabei.
Ihren 90. Geburtstag wird Theresia Faul heute so angehen: „Wir gehen zum Kaffeetrinken und da wird dann ein bisschen gefeiert“, freut sich die Jubilarin.