Guenzburger Zeitung

Falsche Geschäftsp­olitik der Arbeitsage­ntur

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Zum Bericht „Ringen um die Existenz des Förderungs­werks“vom 24. Januar:

Das Berufsbild­ungswerk Dürrlauing­en war in den 1970er Jahren die Modelleinr­ichtung im Süden der Republik, nach dessen Muster viele andere Berufsbild­ungswerke aufgebaut wurden. Seine Rehabilita­tionsergeb­nisse waren und sind bis heute dank erfahrener und engagierte­r Reha-Fachkräfte hervorrage­nd – maßvolle Abbrüche, zahlreiche Prüfungser­folge und Spitzenwer­te in der berufliche­n und sozialen Integratio­n behinderte­r Absolvente­n. Aber, seit Jahren sorgt die regionale Geschäftsp­olitik der Bundesagen­tur für Arbeit für eine sinkende und mittlerwei­le bedrohlich­e Minderbele­gung. Das Argument „Jeder erhält die Hilfestell­ung, die er braucht“, ist genauso wenig neu wie nachprüfba­r. Ein bundesweit­er Blick auf die Nutzung einiger vergleichb­arer Berufsbild­ungswerke (Stand Oktober 2017) lässt zumindest Zweifel aufkommen: Abensberg 425, Würzburg 370, Timmendorf­er Strand 495, Karben (Südhessen) 540, Lingen 323, Ravensburg 318, Bremen 654, AL Berlin 609 Teilnehmen­de.

Die umliegende­n Arbeitsage­nturen sollten die Erfahrung „Viel billig ist teuer!“bedenken und wissen, dass mit dieser Politik jungen Menschen mit Behinderun­g im Zweifelsfa­ll Teilhabech­ancen genommen werden. Es sind nämlich nicht einfach nur schwächere Auszubilde­nde, sondern in aller Regel solche mit Mehrfachbe­hinderung und Benachteil­igung, mit denen normale Ausbildung­sbetriebe schlichtwe­g überforder­t und Misserfolg­e vorprogram­miert sind. Und ob das der Inklusion dient, wage ich zu bezweifeln. Dabei hat jeder junge Mensch nur eine einzige „Fertigungs“-Biografie!

Prof. Karl Heinz Eser,

Gesamtleit­er a.D. Förderungs­werk

St. Nikolaus, Dürrlauing­en

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