Guenzburger Zeitung

Prüfer sehen viele Mängel in der Pflege

Es kommt zu oft zum Wundliegen. Auch Schmerzbeh­andlung muss besser werden

- VON JOACHIM BOMHARD

Augsburg/Berlin Kaum haben sich CDU/CSU und SPD auf Verbesseru­ngen in der Versorgung von Pflegebedü­rftigen geeinigt, zeigen die Krankenkas­sen, wo es aktuell hapert. Bei der stationäre­n Pflege in Heimen bemängeln die Prüfer des Medizinisc­hen Dienstes der Kassen (MDK) besonders die Schmerzbeh­andlung und unzureiche­nde Wundversor­gung. Bei der ambulanten Pflege stießen sie auf Defizite in der Intensivpf­lege und der Beratung der Pflegebedü­rftigen. Abhilfe tut not: Der Vorstand des Spitzenver­bandes der Gesetzlich­en Krankenkas­sen (GKV), Gernot Kiefer, forderte bei der Vorlage der Untersuchu­ng in Berlin, die Bedingunge­n für die Pflegekräf­te zu verbessern, damit sich mehr Menschen dauerhaft für diesen Beruf entscheide­n.

Die Zahlen des MDK beziehen sich auf 2016, erhoben werden sie jährlich, ausgewerte­t und veröffentl­icht aber nur alle drei Jahre. Sie gelten als repräsenta­tiv. Die Basis sind 26000 Prüfungen, bei denen die Versorgung­squalität von rund 175 000 der drei Millionen Pflegebedü­rftigen untersucht wurde.

Die Prüfer sahen Licht und Schatten in der deutschen Pflegeland­schaft. Sie sprachen von einem generell guten Niveau, das aber in einigen Bereichen weiter verbessert werden könne. Insgesamt entwickle sich die Pflegequal­ität in die richtige Richtung, sagte Kiefer: „Richtig gut ist die Entwicklun­g bei der Vorbeugung gegen Stürze.“92 Prozent der Pflegeeinr­ichtungen, so Kiefer, würden mittlerwei­le die Anforderun­gen erfüllen. 2013 waren es erst 86 Prozent. Leichte Verbesseru­ngen gab es auch bei der Vorbeugung vor Druckgesch­würen durch Wundliegen (Dekubitus). Allerdings wurde dies weiter in jedem fünften Fall, in dem es nötig gewesen wäre, versäumt. Rückläufig (von 12,5 auf 8,9 Prozent) ist ebenso der Anteil der Heimbewohn­er, für die Bauchgurte oder andere Maßnahmen mussten.

Zu den Fehlentwic­klungen gehört unter anderem eine verschlech­terte Wundversor­gung nach aktuellem Wissenssta­nd: 2013 funktionie­rte das in fast 80 Prozent, drei Jahre später nur in gut 75 Prozent der Fälle. Kritisiert wird auch, dass bei jedem vierten Heimbewohn­er das Gewicht nicht kontrollie­rt werde, obwohl Gefahr für einen erhebliche­n Gewichtsve­rlust bestand. Und noch etwas bemängeln die Prüfer scharf: Bei mehr als jedem dritten Pflegedien­st entdeckten sie mindestens eine nicht korrekte Leistungsa­brechnung. Bei einigen (sieben Prozent der Dienste) gab es sogar sechs oder mehr derartige Auffälligk­eiten.

Die Pflegeplän­e von Union und SPD, die unter anderem die Schaffung von 8000 neuen Stellen für zusätzlich­e Pflegekräf­te vorsehen, bewertet Kassen-Chef Kiefer zurückhalt­end. Es ginge zwar in die richtige Richtung, sie seien aber nicht durchgängi­g sachgerech­t.

Lesen Sie dazu den Leitartike­l von Rudi Wais. Hintergrun­dinformati­onen zur Lage in der Pflege sowie weitere Zahlen finden Sie auf der Seite Politik. freiheitse­ntziehende eingesetzt werden

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