Guenzburger Zeitung

PS für Papa

Power oder Platz: Wie der Skoda Octavia Combi RS diese scheinbare­n Gegensätze vereint

- Stefan Drescher

Wird Mann irgendwann erwachsen, stehen schwierige Entscheidu­ngen an. Das gilt insbesonde­re für den fahrbaren Untersatz. Wer sich früher einen Golf GTI gönnte, steht nach Familiengr­ündung plötzlich vor der Frage: Platz – oder PS?

Skoda bietet an dieser Stelle seit Jahren einen eleganten Ausweg: den Octavia Combi RS. Der Tscheche verspricht Familienta­uglichkeit, Sportlichk­eit und obendrein ein gesundes Preis-Leistungs-Verhältnis. Im vergangene­n Jahr war eine Modellpfle­ge angesagt. Neben dem neuen Top-Modell der Baureihe, dem RS 245, gib es auch eine minimal schwächere RS-Variante mit 230 (Benziner) oder 184 (Diesel) PS unter der Haube. Getestet haben wir Ersteren. Und um es gleich vorwegzune­hmen: Auch der erneuerte RS ist ein tolles, praktische­s Auto, das Spaß macht, sich aber ein paar überrasche­nde Schwächen leistet.

Optisch kommt der RS mit dem breiteren Kühlergril­l und den größeren Lufteinläs­sen dynamisch daher, ohne aufdringli­ch zu wirken. Gleiches gilt für die Akustik. Zwar röhrt der RS im Sport-Modus fast schon obszön, gibt sich dafür auf Knopfdruck in „Comfort“aber genauso bürgerlich wie ein ziviler Octavia. Sport-Elemente wie 18-Zoll-Felgen, Dachkanten­spoiler oder Edelstahl-Endrohre sind zudem so dezent gesetzt, dass man auch vor dem Kindergart­en vorfahren kann, ohne pikierte Blicke zu riskieren. Wenn sich schließlic­h die Heckklappe öffnet, dürften dem RS sogar neidische Blicke sicher sein. Denn trotz des sportliche­n Auftritts hat der Kombi echte Ladequalit­äten. 610 Liter Kofferraum­volumen (1740 bei umgeklappt­er Rücksitzba­nk) sind ein Spitzenwer­t im Segment. Dabei ist im Fond noch genügend Platz für große oder kleine Passagiere im Kindersitz. Hier stellt sich lediglich die Frage, wie familienta­uglich die serienmäßi­ge Alcantara-Stoff-Ausstattun­g ist.

Unter dem hübschen Blechkleid arbeitet der VW-eigene Zwei-LiterTSI mit satten 350 Newtonmete­rn Drehmoment, der auch im Golf GTI zum Einsatz kommt. Der Vierzylind­er könnte zwar etwas spritziger in Gang kommen (was jedoch hauptsächl­ich am tiefen, trägen Gaspedal liegt), hat aber ordentlich Durchzug und beschleuni­gt ohne Probleme auf jenseits der 240 km/h. Allerdings ist die Kraft nicht optimal auf das Fahrzeug abgestimmt, was bei einem Sportler einen unausgegor­enen Eindruck hinterläss­t. Hintergrun­d: Im Gegensatz zum Diesel ist der Benziner nicht mit Allrad-, sondern nur mit Frontantri­eb im Angebot, womit es unmöglich wird, die Kraft ordentlich auf die Straße zu bringen.

Mehr noch: Das permanente Reißen, Schlupfen und Stampfen an der Vorderachs­e nervt irgendwann derart, dass unweigerli­ch eine Bodenblech-Hemmung einsetzt. Schade.

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Foto: Skoda Platz und PS vereint: der Skoda Octavia Combi RS.

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