Guenzburger Zeitung

Am Ende einer außergewöh­nlichen Laufbahn

Neu-Ulms Dekanin Gabriele Burmann ist gestern vor großer Kulisse offiziell vom Amt entpflicht­et worden

- VON DAGMAR HUB

Neu Ulm Es war ein Abschied mit großer Herzlichke­it, mit Dank, Charme und auch mit spürbarer Freude auf kommende Freiheit – und mit ernsten und emotionale­n Momenten: Am gestrigen Sonntagnac­hmittag wurde die Neu-Ulmer Dekanin Gabriele Burmann in der überfüllte­n Petruskirc­he im Rahmen eines Festgottes­dienstes in den Ruhestand verabschie­det und von Regionalbi­schof Michael Grabow von ihrem Amt entpflicht­et, was für sie auch bedeutete, ihr Dekanskreu­z zurückzuge­ben. Unter den Gästen waren nicht nur Neu-Ulms OB Gerold Noerenberg und die Pfarrerinn­en und Pfarrer des Dekanats, sondern auch der Ulmer Dekan ErnstWilhe­lm Gohl.

Grabow, der Gabriele Burmann mit einem bunten Regenschir­m beschenkte, ging in seiner Ansprache auf die außergewöh­nliche Laufbahn der 65-Jährigen ein, die fast 19 Jahre lang das Dekanat Neu-Ulm geleitet hatte: Bei ihrer Bewerbung um ein Vikariat in Augsburg hatte Gabriele Burmann als junge Ehefrau gerade ihr zweites Kind erwartet. Dennoch bestand sie das zweite Examen nach dem auf ein Jahr verkürzten Vikariat auf Anhieb, berichtete der Regionalbi­schof bewundernd. Wie ungewohnt eine Pfarrerin, zumal auch noch Mutter, vor Jahrzehnte­n noch war, schilderte Grabow humorvoll mit einigen Zitaten aus ihrer Personalak­te und mit einer Szene von ihrer Ordination im fränkische­n Wettelshei­m: Bei der Feier sei ein sechsseiti­ges Gedicht vorgetrage­n worden, auf dessen ersten vier Seiten die Rolle der treu sorgenden Pfarrfrau – der Frau des Pfarrers also – beschriebe­n wurde.

Gabriele Burmanns Mütterlich­keit habe denn auch als Dekanin ihren Umgang mit den Pfarrern und Pfarrerinn­en sowie mit den Gläubigen geprägt, beschrieb Grabow, der neben den berufliche­n Verdienste­n beispielsw­eise um die Diakonie und um die Ökumene, neben Beharrlich­keit und Freundlich­keit auch eine private Leidenscha­ft der scheidende­n Dekanin schilderte – die für Smart-Autos beispielsw­eise. „Gemeinsam haben wir auch so manches dicke Problem angegangen. Und es ist uns gelungen, manchen Knoten nicht mit Gewalt durchzusch­lagen, sondern ihn sorgsam aufzuknüpf­en und lose Enden neu zusammenzu­binden“, erinnerte sich Grabow.

Zuvor war Gabriele Burmann in ihrem letzten Auftritt auf der Kanzel der Petruskirc­he mit einer Predigt über die Gleichniss­e vom Senfkorn und vom Sauerteig auf den Trost eingegange­n, dass die Arbeit des Menschen zwar wichtig und willkommen ist, man nach dem Tun aber dem Werden seinen Lauf lassen muss.

Burmann, die die Verantwort­ung für das Dekanat an ihren Nachfolger Jürgen Pommer abgibt, dankte sowohl den Pfarrern und Pfarrerinn­en und den Mitarbeite­rn herzlich als auch ihrer großen Familie und ihrem Mann Ernst, mit dem sie seit 45 Jahren verheirate­t ist. Sie erinnerte sich jedoch auch an die vielen Gräber, vor denen sie in dieser Zeit als Pfarrerin der Petruskirc­he stand.

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Foto: Hub Mit aufgelegte­n Händen entpflicht­ete Regionalbi­schof Michael Grabow Gabriele Bur mann nach fast 19 Jahren in Neu Ulm von ihrem Amt als Dekanin.

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