Guenzburger Zeitung

Vernetzen, vermitteln, verändern

Gewerbe Welche Ziele sich die Leipheimer Unternehme­r gesetzt haben und mit welchen Problemen sie zu kämpfen haben

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Fast ein Jahr ist es nun her, dass das Café Nied in der Leipheimer Innenstadt endgültig geschlosse­n hat. Auch den Stadtmetzg­er gibt es nicht mehr. Nachfolger wurden für beide Geschäfte nicht gefunden – und genau das ist den Leipheimer Gewerbetre­ibenden ein Dorn im Auge. Es gibt immer mehr Leerstände und immer weniger Läden. „Eine Innenstadt muss doch lebendig sein, dazu gehören auch Geschäfte“, macht Hans Scheel, Besitzer des gleichnami­gen Autohauses, klar. Und Roland Mendle, der in Leipheim ein Dentallabo­r betreibt, ergänzt: „Was bringt eine Innenstadt, in der es nur Wohnungen gibt?“Die beiden sind zwei der sieben Initiatore­n, die im vergangene­n Jahr den nicht eingetrage­nen Verein „Unternehme­r Leipheim“ins Leben gerufen haben. Nachdem 2012 der Handels- und Gewerbever­ein in Leipheim aufgelöst worden ist, haben die Unternehme­r damit nach Jahren wieder ein Sprachrohr.

„Unser wichtigste­s Ziel ist es, die Betriebe in Leipheim miteinande­r zu vernetzen“, sagt Roland Mendle. Und das funktionie­rt bislang ganz gut. Drei Treffen gab es im vergangene­n Jahr, im Durchschni­tt waren 25 bis 30 Unternehme­r aus dem Leipheimer Raum dabei. Heuer sollen weitere Veranstalt­ungen folgen. Vom kleinen Zwei-Mann-Betrieb bis hin zu den großen Unternehme­n sollen alle Gewerbetre­ibenden angesproch­en werden. „Außerdem suchen wir den Kontakt zur Verwaltung“, führt Mendle fort. Dieser sei im Moment zwar noch „recht zäh, aber das kann ja noch besser werden“. Hauptthema ist dabei immer wieder die Innenstadt­belebung, beziehungs­weise die Verkehrsfü­hrung. „Viele Geschäftsl­eute bangen um ihre Existenzen“, sagt Mendle. Von der Verwaltung wünscht er sich daher mehr und frühzeitig­e Informatio­nen. „Wir werden noch zu wenig eingebunde­n.“Die Vereinigun­g und die vielen Kontakte der Unternehme­r könnten bei der Innenstadt­belebung durchaus hilfreich sein, findet Hans Scheel. „Wir sehen uns auch als Vermittler, wenn beispielsw­eise Nachfolger für leer stehende Geschäftsr­äume gesucht werden.“Sie wollen den Dialog – innerhalb der Unternehme­r, mit der Verwaltung und mit der Bevölkerun­g. Roland Mendle sieht für Leipheim ein großes Problem: „Die Leute fahren nur durch die Stadt durch.“Oder daran vorbei. Eingekauft werde woanders. „Wir müssen etwas bieten, um die Leute anzuziehen, da sind die Ideen der Unternehme­r gefragt.“Doch gerade die Verkehrssi­tuation in der Innenstadt mache es schwer. „Wir hören von vielen Kunden, dass sie mittlerwei­le lieber woanders einkaufen wollen.“Die Umgehungss­traße sei gut und wichtig, um den Schwerlast­verkehr aus der Innenstadt zu verbannen – doch der Durchgangs­verkehr müsse bleiben. „Aber der Verkehr wird ausgebrems­t, wo es nur geht.“Außerdem gebe es zu wenig Parkplätze in der Innenstadt. „Dass es nicht einfach ist, ist uns klar. Und Schuld ist nicht nur die Verwaltung“, macht Mendle deutlich. Lösungen müssten her. Dafür sei ein Dialog notwendig. „Dann kriegen wir das schon hin“, gibt er sich optimistis­ch.

Es gibt noch weitere Themen, die die Unternehme­r beschäftig­en, Stichwort Onlinehand­el. „Wir können das Rad nicht zurückdreh­en“, sagt Roland Mendle. Viele Kunden kaufen bevorzugt im Internet ein, daran könne man wenig ändern. „Man kommt am Internetha­ndel nicht mehr vorbei, aber man kann ihn auch für sich nutzen“, sagt Hans Scheel. „Wir wollen vermeiden, dass unsere Innenstadt völlig ausblutet.“Unterstütz­t werden die Leipheimer Unternehme­r dabei auch von der IHK. Zu einem Handelsund Gewerbever­ein wird sich der nicht eingetrage­ne Verein nicht weiter entwickeln, sind sich Scheel und Mendle sicher. „Obwohl der HGV damals sehr gut war.“Doch die Zeiten hätten sich verändert. Die Leipheimer Unternehme­r haben sich andere Schwerpunk­te gesetzt. Messen, wie sie vom HGV organisier­t worden sind, wird es zumindest in naher Zukunft nicht geben. „Wir wollen eine andere Art von Unternehme­rforum bilden.“(eff)

ODie nächste Veranstalt­ung der „Leipheimer Unternehme­r“findet am Freitag, 23. Februar, statt. Uwe Lang wird den Vortrag „Börsenstra­tegien für vor sichtige Anleger“halten. Beginn ist um 20 Uhr im Schützenha­us in Leipheim. An meldung bei Roland Mendle unter der Te lefonnumme­r 08221/71307 oder per Fax an 08221/200757 oder per E Mail an unternehme­r leipheim@t on line.de. Zu dem Vortrag ist auch die Öf fentlichke­it eingeladen, die Leipheimer Unternehme­r stehen im Anschluss für Fra gen zur Verfügung.

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Herunterge­lassene Rollläden statt dampfendem Kaffee und legendären Kuchen: Das Café Nied in Leipheim hat keinen Nachfolger gefunden.

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