Mit „Anschupfern“zur Ehe
Die Gills aus Oberknöringen feiern Eiserne Hochzeit
Burgau Für Johanna und Alfred Gill aus Oberknöringen ist der heutige Tag eigentlich nicht der richtige: Am 13. Februar 1953 haben sie zwar geheiratet, aber eben „nur“standesamtlich. Die richtige Hochzeit, nämlich der Tag der kirchlichen Trauung, fand einen Tag später statt. Somit ist für die beiden Jubilare auch erst der morgige Mittwoch der Tag ihrer Eisernen Hochzeit, den sie im Kreise ihrer Familie feiern. Und weil es ja auch gleichzeitig der Valentinstag ist, brauche man ja auch nur einen Blumenstrauß kaufen. Der gelte dann für beides, fügt Alfred Gill schmunzelnd hinzu.
Johanna Gill, 90, stammt aus Waldkirch – „aus de Holzwinkel“, wie sie sagt – und lebte damals in Röfingen. Ihr Mann Alfred, 87, ist in Troppau geboren und wohnte damals in Scheppach. Auf die Frage, wie sie sich denn kennengelernt haben, lacht Alfred Gill: „I bin gezwungen worden.“Seine Freunde hätten ihn damals beim Tanzen zu seiner Johanna geschickt, um ihr zu sagen, sie solle zum Tanzen herkommen. „Er hat mich immer wieder ang’schupft, aber er hat mir ganz gut gefallen“, erzählt seine Johanna weiter. „Bloß tanzen hat er überhaupt net können.“
Geheiratet haben die Gills in Röfingen, mit Blasmusik, ganz so, wie es sich gehört, und die Feier fand beim „Zahler“statt. Eine ganze Menge an Gästen hätten sie gehabt, ein jeder sei gekommen, erinnert sich Johanna Gill. Aber kalt sei es gewesen und Schnee habe es auch gehabt. 1976 bauten die Gills ihr Haus an der Naustraße in Burgau. Johanna arbeitete als Näherin und später „beim Leuze“, der damaligen Bandweberei in Burgau. Alfred war von Beruf Bandagist. 44 Jahre lang fuhr er jeden Tag zu dem Unternehmen für Orthopädiebedarf in Augsburg, wo er arbeitete.
Die Gills waren ziemlich reisefreudig: „Wenn’s gegangen ist, dann sind wir am Wochenende fort, meistens nach Südtirol.“Von ihrem Haus haben sie sich getrennt, leben aber dafür jetzt in einer seniorengerechten Wohnung im Erdgeschoss an der Wettenhauser Straße in Oberknöringen. Wenn es wärmer wird, werden sie wieder viel Zeit auf der großen Terrasse verbringen. Ihre Tochter Karin ist stets für sie da und ihre Enkelin wohnt mit ihrer Familie nur einige Meter weiter. Dazu gehören auch zwei Urenkel.
65 Jahre verheiratet zu sein, ist eine lange Zeit. „Das geht alles. Wir waren nie ein Kind von Traurigkeit“, sagen Johanna und Alfred Gill. Und das Tanzen, das habe er in all den Jahren auch gelernt.