Die Kunst der Brüder Zimmermann
Von den Werken, aber auch vom Leben der Brüder Johann Baptist und Dominikus erzählt eine kleine Biografie. Günzburg darf dabei natürlich nicht fehlen
Günzburg/Regensburg Die rosafarbene Frauenkirche ist vermutlich das schönste Geschenk, das die Stadt Günzburg jemals erhalten hat. Ihr Erbauer, Dominikus Zimmermann, ist gemeinsam mit seinem Bruder Johann Baptist die Hauptfigur einer Neuerscheinung des Verlags Friedrich Pustet (Regensburg). In der Reihe „Kleine Bayerische Biografie“befasst sich Kulturjournalistin Christine Riedl-Valder mit den Zimmermanns als „Virtuose Raumschöpfer des Rokoko“.
Das Buch ist dabei weder große Architekturbeschreibung noch Lebensroman – vielmehr liefert es einen kompakten Überblick über Leben und Werk der beiden RokokoKünstler – auf der einen Seite Stuckateur und Freskant Johann Baptist, auf der anderen Altarbauer und Baumeister Dominikus, die als Team Spitzenleistungen der Raumund Dekorationskunst geschaffen haben. Damit reiht sich der Band in die Biografie-Reihe ein, die auf je- etwas über 100 Seiten Lernen und Vergnügen verbinden wollen, an einem Wochenende, auf einer längeren Bahnfahrt oder an zwei Nachmittagen im Café, wie Herausgeber Thomas Götz im Vorwort schreibt. Er ist Dozent für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Regensburg. So hat die Reihe bereits König Ludwig II., die Musiker-Familie Wagner, Pfarrer Sebastian Kneipp, den Feldherrn Tilly, aber auch die schöne Augsburgerin Philippine Welser und Liesl Karstadt porträtiert. Auch über die Konkurrenten der Zimmermanns, die Brüder Asam, gibt es schon einen Band. Im Zimmermann-Buch finden sie ebenfalls Erwähnung.
Die Autorin mischt im Fall Zimmermann Wissenswertes über die Wessobrunner Familie und den Betrieb, den Werdegang der beiden Brüder bis hin zu ihrem Meisterstück, der Wieskirche und dem festlichen Steinernen Saal in Schloss Nymphenburg, mit kurzen Exkursen. So erfährt der Leser beispiels- weise, wie sich Stuckmörtel zusammensetzt und verwendet wird, was sich hinter den Begriffen Bandelwerk und Rocaille verbirgt oder welche Arbeitsbedingungen, Löhne und Preise im 18. Jahrhundert vorherrschten.
Und natürlich geht es vor allem um die herrlichen Dekorationen und Bauwerke, welche die Zimmermanns in vielen Orten in Bayern hinterlassen haben. Gezeigt werden diese in zum Teil farbigen Abbildungen. Die Günzburger Frauenkirche ist mit ihrem ungewöhnlichen Grundriss vertreten, den Dominikus Zimmermann nach dem verheerenden Stadtbrand am 8. Mai 1735 auf den Überresten der damals komplett zerstörten Vorgängerkirche errichtete.
Christine Riedl-Valder bezeichnet die Frauenkirche als eine von Zimmermanns wichtigsten Schöpfungen, entwicklungsgeschichtlich zwischen Steinhausen und der Wies angesiedelt. Originelle Lösungen aus der Frauenkirche habe der Baumeister dann in der Wies zur Vollweils endung gebracht, wie die durchlichtete Empore mit Anschluss an den Hochaltar. Das Buch „Johann Baptist und Domi nikus Zimmermann – Virtuose Raum schöpfer des Rokoko“, 160 Seiten, 14,95 Euro, ISBN 978 3 7917 2928 2.