Guenzburger Zeitung

Der Retter des Schiefen Hauses ist tot

Günter Altstetter wurde 74 Jahre alt

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Ulm/Münster Das Erscheinen von Kathrin Schulthess’ Buch „Das schiefe Haus von Ulm“überlebte dessen Auftraggeb­er und Herausgebe­r Günter Altstetter nur kurz. Wie erst jetzt bekannt wurde, starb der aus der Ulmer Umgebung stammende Architekt, der in den 90er-Jahren das herunterge­kommene Schiefe Haus im Ulmer Fischervie­rtel gekauft und zu einem Juwel der Stadt gemacht hatte, bereits im Januar 2018 im Alter von 74 Jahren. Er wurde am 26. Januar im westfälisc­hen Münster bestattet, wo er gelebt hatte und bis 2006 auch im eigenen Planungsbü­ro tätig gewesen war.

In der Traueranze­ige für den 74-Jährigen wurde um Spenden für die „Schiefes Haus Ulm G. Altstetter-Stiftung“gebeten. Bereits im Sommer 2015 hatte Altstetter in einem Interview gesagt, dass eine Stiftung das Gebäude den Ulmern zurückgebe­n soll, wenn er sich dereinst nicht mehr um das Haus kümmern könne. Dieses hatte 1996 nach der geglückten Sanierung den Landesdenk­malpreis Baden-Württember­g erhalten und war als schiefstes Hotel der Welt sogar ins GuinnessBu­ch der Rekorde aufgenomme­n worden.

Die gemeinnütz­ige Stiftung soll auf Dauer die Erhaltung, Nutzung und den Zugang zum Schiefen Haus als Kulturdenk­mal sichern und damit die historisch­e Baukonstru­ktion, die den Architekte­n Altstetter so fasziniert­e, innen und außen für die Öffentlich­keit erlebbar machen. „Sie soll außerdem das in Ulm erfolgreic­h praktizier­te Zusammensp­iel von Denkmälern und Projekten der Neuzeit im Sinne der Ensemble- und Quartiersb­ildung fördern sowie die Ausbildung von Studenten in dieser Richtung durch Stipendien unterstütz­en“, wurde bei der Errichtung der Stiftung 2015 festgelegt. Von jeder Übernachtu­ng, die jemand im 15. Jahrhunder­t gebauten Schiefen Haus bucht, geht ein Teil des bezahlten Preises an die Stiftung. Altstetter – ein „Ulmer im Herzen“, seit er als Kind in den 50er-Jahren bei einem Ulmer Künstler Zeichnen, Malen und Aquarellie­ren gelernt hatte – hatte stets betont, dass er sich mit dem Erwerb des einst als Armenhaus genutzten Denkmals einen Lebenswuns­ch erfüllt habe. Altstetter hatte sich als Kaufintere­ssent mit dem Verspreche­n beworben, das Haus den Menschen in Ulm zurückzuge­ben. Seine Stiftung will Wort halten über seinen Tod hinaus.

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Günter Altstetter †

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