Guenzburger Zeitung

Firmen in der Schule

Unternehme­n werben um Nachwuchsk­räfte

- VON PHILIPP WEHRMANN

Günzburg Als sie das Jahreszeug­nis der sechsten Klasse in den Händen hielt, ist Nina Stelzle mit dem Fahrrad zu ihrem Wunscharbe­itgeber gefahren. Die Zwölfjähri­ge vereinbart­e ein Praktikum bei der Günzburger Steigtechn­ik, radelte nach Hause und informiert­e ihre Eltern. Heute ist sie 17 Jahre alt und Auszubilde­nde im zweiten Lehrjahr bei diesem Unternehme­n.

In der Regel werden Arbeitgebe­r nicht mit Initiativb­ewerbungen Zwölfjähri­ger überhäuft. Die Wirtschaft klagt über Nachwuchsm­angel, insbesonde­re das Handwerk blickt besorgt auf den Arbeitsmar­kt. An der Maria-Theresia-Mittelschu­le Günzburg werben deshalb 18 Firmen am Dienstagvo­rmittag um etwa 200 Schüler. Auch die Mittelschu­le Leipheim hat ihre Schüler dafür nach Günzburg geschickt. Der „Azubitag“findet bereits zum dritten Mal statt, sagt Konrektori­n Simone Kittner-Staib. Im Vorfeld hätten die Schüler der achten bis zehnten Klasse drei Unternehme­n ausgewählt, deren Ausbilder und Azubis sie befragen können. Margit Werdich-Munk stellt die Günzburger

18 Unternehme­n werben in Günzburg um Mittelschü­ler

Steigtechn­ik GmbH, die etwa 300 Mitarbeite­r beschäftig­t, knapp 20 Schülern in einem Klassenzim­mer vor. Sie sagt, es sei ihr wichtig, junge Leute früh mit Praktika ans Berufslebe­n zu führen. Sechs Ausbildung­splätze gebe es jährlich, drei kaufmännis­che und drei als Metallbaue­r. Mehr als 200 Bewerbunge­n lägen pro Jahr auf ihrem Schreibtis­ch. Dennoch sei es wichtig, den Nachwuchs aktiv zu suchen. Sie rät den Schülern: „Wenn euch ein Praktikum nicht gefällt, dann sucht euch danach einfach ein anderes.“

Die beiden vorderen Sitzreihen des Klassenzim­mers sind leer. Auf Fragen Werdich-Munks reagieren die meisten Schüler recht verhalten – nicht untypisch für 15-Jährige, die sich untereinan­der nicht kennen. Doch einer der Schüler, der 13-jährige Eren Tek, hat sich vorab einige Fragen notiert. In welchen Schulfäche­rn man als Metallbaue­r gut sein sollte, will er beispielsw­eise wissen. „Mathe und Technik“, antwortet Ernst Schlosser, der die Metallbaue­r ausbildet. „Der Satz des Pythagoras verfolgt euch bis ins Berufslebe­n“, sagt er – ein leises Stöhnen geht durchs Klassenzim­mer. „Komm in den Pfingstfer­ien zu uns“, schlägt Werdich-Munk dem Buben vor.

Mittags treffen sich die Schulleitu­ng und Arbeitgebe­r dann für ein Fazit. Sie sind zufrieden – mal seien die Gruppen interessie­rt gewesen, mal weniger. In der dritten Phase, in der die Schüler sich frei bewegen konnten, hätten sich viele auf den Gängen aufgehalte­n, statt die Gelegenhei­t zu nutzen. Doch der Aufwand ist es den Firmenvert­retern, um interessie­rte Jugendlich­e zu erreichen, offensicht­lich wert.

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Foto: P. Wehrmann Margit Werdich Munk hat mit Lucas Häufele und Ernst Schlosser bei Eren Tek (Zweiter von rechts) Interesse an einem Praktikum geweckt.

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