Behlinger Pfarrhof bleibt umstritten
Wie es mit dem 1,2 Millionen-Euro-Projekt weitergehen soll
Kammeltal Der sanierungsbedürftige Behlinger Pfarrhof soll ein modernes Gemeindezentrum werden. Nach ersten Kostenschätzungen müssten dafür mindestens 1,2 Millionen Euro locker gemacht werden. Im Kammeltaler Gemeinderat bleibt das Projekt umstritten, geht jetzt aber mit knapper Mehrheit in die nächste Planungsphase.
„Glücklich mit dem gespaltenen Votum bin ich nicht“, meinte Kammeltals Bürgermeister Matthias Kiermasz zur ablehnenden Haltung von fünf Räten. Er hatte sich mit einem flammenden Plädoyer für das Umbaukonzept eingesetzt: „Ohne Hilfe der politischen Gemeinde wird der Pfarrhof keine Zukunft haben.“Hauptargument der Gegner: Mit geschätzten Sanierungs- und Erwei- terungskosten von 1,2 Millionen Euro sei der Behlinger Pfarrhof zu teuer, zumal die Gemeinde in den kommenden Jahren weitere erhebliche Ausgaben stemmen müsse. Statt dem aufwendigen Umbau für die Kirche und drei Vereine
empfahl Gemeinderat Johann Böck den Behlinger Kindergarten als Alternative. Der gehöre der Gemeinde, stehe in zwei Jahren zur Verfügung und biete genügend Raum auch für den Musikverein. Anfangs sei es nur um die Sanierung des Pfarrhofs gegangen, sagte Zweiter Bürgermeister Johann Anwander. Ohne den Anbau – ein Saal vor allem für Proben des Musikvereins – hätten die Kosten nur bei der Hälfte gelegen. Andere Vereine hätten ihre Heime weitgehend aus eigener Kraft Eine Beteiligung der Gemeinde an der Sanierung sollte 150 000 Euro keinesfalls überschreiten. Rat Robert Paulheim verwies auf die Klausurtagung des Gemeinderats. Dort sei das Haushaltsdefizit bis in die Jahre 2020/2022 angesprochen worden. Mehrere Projekte seien daher gar nicht finanzierbar, zum Beispiel Brückenerneuerungen oder Investitionen für Feuerwehren. „Jetzt wird das nächste größere Fass aufgemacht“, klagte Paulheim, er könne dieses Projekt nicht mittragen. Robert Remmele, selbst Dirigent in Wettenhausen, verwies auf die immer schwierige Lage der Vereine. In Wettenhausen wollten viele Zugezogene mit Vereinen nichts zu tun haben. Daher sei ein derartiges Projekt ein „zweischneidiges Schwert“. Schließlich müsste es auch unterhalten werden. „Wir sollten das Projekt im Zuge der Dorferneuerung weiter betreiben“, meinten Befürworter wie Gemeinderat Jürgen Kornelli, schränkte jedoch ein, dass es nicht gehe, wenn es den finanziellen Rahmen sprenge. Seiner Meinung nach werde der Eigenanteil der Vereine nicht unerheblich sein. Das Gebäude sollte nicht nur für die Musik, sondern ein Ersatz für eine Halle oder sogar eine Dorfwirtschaft sein. Man sollte das Projekt nicht gleich „niederkänzeln“meinte der Behlinger Rat Christian Miller, sondern zunächst die Kosten ausloten, vielleicht werde es ja nicht so teuer: „Wenn man nichts macht, stirbt was weg.“Ratskollegin Marlene Späth sagte, dass dieses Gebäugestemmt. de nicht nur von Vereinen, sondern der Saal auch für andere Zwecke genutzt oder vermietet werden könne. Die Mehrzwecknutzung sei das einzig Sinnvolle, bestätigte Bürgermeister Kiermasz. Bei einer Infoveranstaltung mit dem Architekten im Ortsteil Ried hatten die Besucher nach anfänglicher Zurückhaltung das „Gemeindezentrum“als positiv eingestuft und ihr Engagement signalisiert. Er respektiere durchaus die gegenteiligen Meinungen, sagte Kiermasz, aber er plädierte dafür, in die nächste Planungsphase der Finanzierbarkeit zu gehen, ohne dass für die Gemeinde bereits große Kosten entstünden. Dazu müsste unter anderem geklärt werden, wie das Projekt im Rahmen der Dorferneuerung gefördert werde.