Guenzburger Zeitung

Valentin Falin ist tot

Der russische Deutschlan­dkenner

- VON SIMON KAMINSKI

Augsburg Gab es jemand, der Valentin Falin nicht sympathisc­h fand? Der russische Diplomat und Publizist zog seine Gesprächsp­artner mit spielerisc­her Leichtigke­it in seinen Bann. Dabei, das darf man nicht vergessen, diente der Kenner Deutschlan­ds im Kreml knallharte­n kommunisti­schen Diktatoren. Der brillante Diplomat, den stets ein Hauch von Melancholi­e umspielte, ist am Donnerstag im Alter von 91 Jahren in Moskau gestorben.

Über seinen Einfluss auf die jeweiligen Staatschef­s wurde über Jahrzehnte eifrig spekuliert. Verbürgt jedenfalls ist, dass er der wichtigste Ansprechpa­rtner in der Ostpolitik von Bundeskanz­ler Willy Brandt (SPD) war. Mit Bundesmini­ster Egon Bahr (SPD) handelte der Diplomat 1970 den deutschsow­jetischen Moskauer Vertrag aus. Ein Jahr später wurde er Botschafte­r in

Bonn. Und dann war da diese unglaublic­he Stimme. In Zeiten des Kalten Krieges konnte man sich sagen, solange dieser sanfte Analyst in Moskau was zu sagen hat, wird es schon nicht so schlimm werden.

Kritiker hielten ihn für ein Feigenblat­t, das mit weichgespü­lter Rhetorik davon ablenken sollte, dass die Sowjetunio­n ein menschenve­rachtender Unrechtsst­aat war. Doch in den 80er Jahren unter dem Reformer Michail Gorbatscho­w spielte der gebürtige Leningrade­r in den Verhandlun­gen mit Kanzler Helmut Kohl (CDU) über die deutsche Einheit eine wichtige Rolle. Am Gelingen der Einheit – und das wird aus deutscher Sicht bleiben – hatte er seinen Anteil.

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Valentin Falin

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