Guenzburger Zeitung

Vom Helden zum Angeklagte­n

Fahrer eines brennenden Lasters droht eine Haftstrafe

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Schrobenha­usen Als ein heute 50-Jähriger im Sommer 2017 seinen mit mehr als 34000 Litern Benzin und Diesel beladenen, brennenden Tanklaster mit Vollgas durch und aus Schrobenha­usen (Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen) heraus auf eine unbewohnte Staatsstra­ße manövriert­e, wurde er von allen Seiten als Held gefeiert. Es hieß, er habe eine Katastroph­e verhindert. Nun muss der Mann mit einem Prozess wegen Brandstift­ung und Sachbeschä­digung rechnen.

Nachdem am Sattelzug des Fernfahrer­s auf der B300 bei Schrobenha­usen der hintere linke Reifen geplatzt war, verließ er die Straße, stieg aus und sah, dass der Reifen brannte. Er stand mitten in einem Industrieg­ebiet, neben ihm ein Autohaus mit Bürogebäud­en, 200 Meter weiter eine Tankstelle. Also setzte der Lastwagenf­ahrer sich wieder hinters Steuer, wählte den Notruf und ließ sich per Telefon aus der Stadt lotsen – über rote Ampeln hinweg und quer durch ein Wohngebiet. So erzählte es der Mann nach seiner spektakulä­ren Fahrt, die deutschlan­dweit für viele Schlagzeil­en sorgte. „Wenn ich dabei jemanden überfahren hätte, wäre ich für die Leute jetzt kein Held, sondern einfach nur ein verrückter Lastwagenf­ahrer“, bremste er damals selbst die Euphorie.

Und jetzt bröckelt das Bild des „Helden von Schrobenha­usen“tatsächlic­h. Denn die Staatsanwa­ltschaft Ingolstadt wirft ihm nach Abschluss der Ermittlung­en der Polizei Schrobenha­usen vor, dass er schon bei einem Halt an der Bundesstra­ße 13 in der Nähe der oberbayeri­schen Gemeinde Manching Qualm bemerkt habe, mit dem defekten Tankzug dann aber trotzdem noch 25 Kilometer weiter gefahren sei. Er habe viel zu spät reagiert, nämlich erst, als es zu einer offenen Flammenbil­dung mit Explosions­gefahr kam. Brandursac­he war nach aktuellem Sachstand ein defektes Radlager.

Das Amtsgerich­t Pfaffenhof­en muss nun entscheide­n, ob es zum Prozess kommt. Wie der Pressespre­cher der Staatsanwa­ltschaft Ingolstadt auf Anfrage erklärte, stünde dann für den einst zum Helden hochgejube­lten Tanklastzu­gfahrer ein Strafmaß von ein bis zehn Jahren Haft im Raum.

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