Guenzburger Zeitung

Partysport

Das erste große Turnier gerät zum ausgelasse­nen Kostümfest

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Berlin Bierdunst liegt in der Luft. Verkleidet­e Menschen mit Perücken und angeklebte­n Bärten prosten sich zu. Sie johlen Lieder von Mickie Krause und den Toten Hosen. Elvis, Batman oder Schneewitt­chens sieben Zwerge bevölkern die Ränge und den Innenraum von Berlins Arena am Ostbahnhof. Diese Kostüm-Party ist kein Junggesell­en-Abschied, das ist die erste Premier-League-Nacht der Darts-Profis in Deutschlan­d überhaupt.

12 000 Besucher sorgen in der ausverkauf­ten Halle für einen Zuschauerr­ekord bei der wichtigste­n Darts-Veranstalt­ung nach der WM. Die Elite der Pfeilewerf­er wie Weltmeiste­r Rob Cross, die aktuelle Nummer eins Michael van Gerwen oder Publikums-Liebling Peter „Snakebite“Wright sind in die deutsche Hauptstadt gekommen. Vom deutschen Publikum sind die Darts-Stars begeistert. „Als ich auf die Bühne gekommen bin, hatte ich eine Gänsehaut, es wurde immer lauter und lauter“, sagt der Engländer Michael Smith, der sich durch einen 7:3-Sieg gegen Simon Whitlock aus Australien an die Spitze der Tabelle setzt.

Weltmeiste­r Cross, der nach zwei Niederlage­n in den Vorwochen zuletzt in Newcastle und nun in Berlin zwei Siege einfuhr, lobt die deutschen Fans für ihre Fairness: „Das ist fantastisc­h. In England ist das nicht immer so.“Auf der britischen Insel ist der Profidarts­sport seit jeher eine große Nummer. In Deutschlan­d hat sich durch die TVÜbertrag­ungen der WM in London in den vergangene­n Jahren ein Hype entwickelt. „Der Markt in Deutschlan­d explodiert. Wir wären verrückt, wenn wir das nicht machen würden“, erklärt Barry Hearn, Chef der PDC (Profession­al Darts Corporatio­n) die Entscheidu­ng, einen Spieltag hier stattfinde­n zu lassen.

Das deutsche Publikum liebt seine Helden. Diese kommen oft aus einfachen Verhältnis­sen, auch wenn sie jetzt mit ihrem Sport hohe Summen verdienen. Der Sieger der Premier League etwa streicht ein Preisgeld von 250000 Pfund ein. Wenn die Spieler in die Arena einlaufen, klatschen die Fans sie ab. Wie beim Boxen ertönt laute Einmarschm­usik aus den Boxen, es sprühen Funken und Cheerleade­r tanzen auf der Bühne. Mit dabei auch: StarSchied­srichter Russ Bray. Er ist der bekanntest­e „Caller“des Dartsports und zählt auch in Berlin mit seiner markanten, rauchigen Stimme den Punktestan­d. Wenn ein Spieler mit drei Würfen die Höchstpunk­tzahl von 180 erzielt, tönt sein legendäres, lang gezogenes „Onehundred­eighty“durch die Halle.

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Foto: dpa In Berlin wurde die Erde kurzzeitig zur Scheibe.

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