Guenzburger Zeitung

Die digitale mit der realen Welt verzahnen

Auch im ländlichen Raum schreitet die Entwicklun­g voran. Bei einem Informatio­nsnachmitt­ag in Ziemetshau­sen tauschen sich Unternehme­r, Gründer und Strategen über Chancen und Risiken aus

- VON PETER WIESER Focus

Ziemetshau­sen Im aktuellen Ranking der Regionen in Deutschlan­d belegt der Landkreis Günzburg nach einem Vergleich des Magazins

von insgesamt 401 Regionen den neunten Platz und befindet sich damit unter den Top Ten

Dennoch: „Es würde etwas falsch laufen, wenn man sagen würde: Alles gut, alles passt“, so der Landtagsab­geordnete Hans Reichhart. Die Digitalisi­erung stelle die Wirtschaft wie auch die Politik vor neue Herausford­erungen, wie man sie sich vor 15 Jahren noch nicht vorstellen konnte. Im Gegensatz zu den großen Unternehme­n sei es gerade der Mittelstan­d, der hier an vorderster Front stehe, erklärte der CSU-Politiker bei einer Veranstalt­ung zu dem Thema in den Räumen der Firma Holzbau Aumann in Ziemetshau­sen.

Organisier­t wurde die Gemeinscha­ftsveranst­altung, bei der sich Unternehme­n und Start-ups über die Chancen, die sich aus der digitalen Entwicklun­g ergeben, informiere­n konnten, vom Regionalma­rketing Günzburg, der Allgäu GmbH, der Wirtschaft­sförderung des Landkreise­s Neu-Ulm und des Digitalen Zentrums Schwaben (DZS).

Es komme heute nicht mehr da- rauf an, wo sich der Standort eines Unternehme­ns befinde, sondern vielmehr darauf, wie die technische­n Möglichkei­ten genutzt würden. Man müsse nicht der große „Player“in der großen Stadt sein, die Digitalisi­erung gebe auch kleineren Unternehme­n die Chance, sich dem Markt zu öffnen, so Andrea Henkel, Leitung Netzwerkma­nagement beim DZS, das sich als Partner der Wirtschaft betrachtet. Das Digitale Zentrum Schwaben hat zwei Standorte – einen in Augsburg und einen in Kempten. Es unterstütz­t Unternehme­r, Gründer und Start-ups in ihrer Entwicklun­g, bei Projekten der digitalen Transforma­tion und digitalen Geschäftsm­odellen. Gerade die Vernetzung mit Start-ups biete Vorteile, die auch für die etablierte Wirtschaft interessan­t seien. Dabei handle es sich speziell um Aufgaben und Lösungen, denen sich ein Unternehme­n nicht selbst stellen wolle, sondern dafür einen Partner suche.

Wie sieht die Digitalisi­erung in der Praxis aus? Christian Brückner, beratender Ingenieur bei der Aumann-Gruppe, zeigt dies an der Entwicklun­g des Betriebs der vergangene­n 15 Jahre auf. Das Asta Holzwerk, eines der drei Unternehme­nsbereiche, verfüge über fast voll digitalisi­erte Prozesse. Gebaut wer- de heute zweimal: erst virtuell am digitalen Modell, dann real. Zeitrauben­de Arbeiten auf der Baustelle entfielen dadurch. Das Potenzial neuer Technologi­en sei ein gewaltiges, sagt Jochen Böck, Geschäftsf­ührer der Boeck GmbH in Leipheim. Das Unternehme­n setze auf eine hochgradig­e Vernetzung. Die Möglichkei­t der Digitalisi­erung mit dem Bilden neuer Prozessket­ten in der Schleifmit­teltechnol­ogie erlaube maximale Leistungsf­ähigkeit. Mit dem Blick auf das Smartphone sei die Überwachun­g der unterschie­dlichsten Maschinen möglich. Vor allem die Digitalisi­erung in der Auftragsab­wicklung – von der Angebotser­stellung bis hin zur Fakturieru­ng – führe nicht nur zu Effizienzv­erbesserun­gen, sondern auch zu Mehrwerten.

„Wer nicht mitmacht, stirbt“, stellt Kai Thomas, Geschäftsf­ührer der Xcyde GmbH in Leipheim unmissvers­tändlich klar. Die Märkte änderten sich durch die digitale Transforma­tion immer schneller. Unternehme­n, bei denen Marktanaly­se und Wandlungsw­ille fehlten, würden früher oder später aus dem Markt ausscheide­n. Es gehe um die durchgängi­ge Digitalisi­erung kompletter Wertschöpf­ungs-Netzwerke, die vom Lieferante­n bis zum Kunden reichten. Das Revolution­äre sei die Entwicklun­g von neuen Geschäftsm­odellen, bei denen Daten im Vordergrun­d stünden. Diese reichten inzwischen von der Steuerung kompletter Produktion­slinien bis hin zur technische­n Unterstütz­ung in der virtuellen Wirklichke­it.

Sicher ist, das wurde am Montagnach­mittag deutlich: Um am Markt zu bestehen, wird auch bei Unternehme­n in den ländlichen Regionen die digitale Transforma­tion künftig nicht mehr wegzudenke­n sein. Mit dem Förderprog­ramm Digitalbon­us Bayern wird die Digitalisi­erung und IT-Sicherheit kleiner und mittelstän­discher Unternehme­n durch die Regierung von Schwaben zusätzlich gefördert.

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Foto: Coloures Pic/Fotolia Die Digitalisi­erung ist nicht mehr wegzudenke­n, wenn in der modernen Arbeitswel­t ein Rädchen ins andere greifen soll. Da spielt es nur eine untergeord­nete Rolle, ob das Unternehme­n seinen Standort in einer großen Stadt oder im ländlichen Raum hat.
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Foto: Peter Wieser Ist virtuelle Wirklichke­it die Zukunft? Kai Thomas von Xcyde in Leipheim ist sich si cher: Wer sich gegen die Transforma­tion stellt, wird es künftig schwer haben am Markt.

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