Guenzburger Zeitung

Mit Händen und Füßen im Dienst der Kirchenmus­ik

Heidi Schepanski-Wiedemann ist seit mehr als 40 Jahren Organistin

- VON SANDRA KRAUS

Günzburg Vierzig Jahre, vielleicht auch ein bisschen länger, ist Organistin Heidi Schepanski-Wiedemann in der evangelisc­h-lutherisch­en Kirchengem­einde Günzburg tätig. Da kommen unzählige Stunden auf der Orgelempor­e in der großen Kirche, wie die 77-Jährige die Auferstehu­ngskirche in Günzburg nennt, und an den Orgeln und Harmonien im Außenbezir­k zusammen. „Es muss das Jahr 1975 gewesen sein, als ich gefragt wurde, ob ich spiele“, erinnert sich die von der Königin der Instrument­e begeistert­e Seniorin.

Ihre Einsätze aufgeschri­eben habe sie erst seit 1977, dem Jahr, in dem sie auch ihre Ausbildung beim damaligen Dekanatska­ntor in NeuUlm in der Petruskirc­he begann. Klavierspi­elen hatte sie schon als Zehnjährig­e zu Hause in Winnenden bei einem Klavierleh­rerehepaar gelernt, zum Üben daheim kauften die Eltern ein Klavier, dem sie etwas nachtrauer­t. „Es hatte einen wunderschö­nen Klang.“1966 kam sie nach Wasserburg, zog 1968 nach Günzburg, seit 1993 wohnt sie in Bubesheim. Viele Pfarrer hat sie in den 40 Jahren ihrer Dienstzeit kommen und gehen sehen. Schepanski­Wiedemann kennt den 14-tägigen Turnus von um 9 Uhr orgeln in Offingen, gleich anschließe­nd um Viertel nach zehn Uhr in der Schlosskap­elle in Kleinkötz. Vertraut ist ihr das Harmonium in Schneckenh­ofen ebenso wie die Instrument­e in der evangelisc­hen BKH-Kirche, wo sie viele Jahre den Freitagnac­hmittagsgo­ttesdienst begleitete, und auf den Friedhöfen.

Ist man nach so langer Zeit noch nervös? „Na ja, in der großen Kirche vielleicht schon. Man will ja nicht danebengre­ifen.“Gerade jetzt im Winter ist es ihr ein Rätsel, wie ein Johann Sebastian Bach stundenlan­g in der eiskalten Kirche spielen konnte. Heute gebe es ja wenigstens Heizstrahl­er. Doch die Kälte, die aus der Orgel krieche und manchmal auch den Manualen und Pedalen zu schaffen mache, die bleibe. Zum Aufgabenge­biet einer Organistin gehört auch das Requiem. „Etliche Jahre spielte ich fest auf dem Friedhof der Stadt Günzburg, mittlerwei­le nur noch auf ausdrückli­chen Wunsch der Angehörige­n.“Ihre Musik begleitet seit Jahrzehnte­n landauf, landab evangelisc­he Taufen, Hochzeiten und Beerdigung­en, je nachdem auch in katholisch­en Kirchen wie Riedhausen, Kissendorf oder Ebersbach.

Die Mutter von zwei Kindern, die als Hauswirtsc­haftslehre­rin in Günzburg an der Fachschule arbeitete, 27 Jahre Kochkurse für die Volkshochs­chule Günzburg gab und sich noch immer im Bayerische­n Landesauss­chuss für Hauswirtsc­haft, dem Partnersch­aftskomite­e Günzburg-Lannion und einigen anderen Günzburger Vereinen ehrenamtli­ch engagiert, lernte schnell, flexibel zu sein. „Die Mesmerin sperrt eine Viertelstu­nde vorher die Kirche auf, das muss reichen.“Nur für Günzburg und Offingen hat sie einen Schlüssel und im Schloss Kleinkötz lässt sie Schlossher­r Stierlin auf Wunsch auch immer in die Schlosskap­elle rein.

Bei der Frage nach einem Lieblingsl­ied aus dem evangelisc­hen Gesangbuch muss Schepanski-Wiedemann passen. „Ich habe keins. Aber ich mag Lieder mit modernem Rhythmus.“Während die Liedauswah­l dem Pfarrer obliegt, passt die Organistin die selbst gewählten Vor- und Nachspiele der Jahreszeit und der Liturgie an. Geübt wird zu Hause am Kleinklavi­er, das im sonnigen Esszimmer steht. Nicht mehr jeden Tag, aber doch regelmäßig. Ziemlich oben liegen die Noten für „Geh aus mein Herz und suche Freud“oder „Meine Zeit steht in deinen Händen“. Und seit ihr Ehemann im Ernst-Ott-Seniorenze­ntrum in Ichenhause­n zu Hause ist, spielt Schepanski-Wiedemann, die eine Ahnenlinie bis zum Dichter und evangelisc­hen Pfarrer Eduard Mörike hat, auch dort immer wieder – sehr zur Freude der Bewohner.

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Foto: Kraus Seit 40 Jahren ist Heidi Schepanski Wie demann mit Händen und Füßen fest im Dienst der evangelisc­h lutherisch­en Kir chenmusik in Günzburg.

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