Guenzburger Zeitung

Es geht weiter hoch hinaus

Bei den Haushaltsv­orberatung­en wird klar: Auch 2018 sprudeln in Jettingen-Scheppach die Gewerbeste­uern und der Schuldenbe­rg wird weiter abgebaut

- VON HEIKE SCHREIBER

Jettingen Scheppach 2017 war für die Gemeinde Jettingen-Scheppach ein Rekordjahr: Der Haushalt mit einem Gesamtvolu­men von 19,4 Millionen Euro war noch nie so hoch gewesen, die Gewerbeste­uereinnahm­en hatten eine Bestmarke erreicht. Bei den Haushaltsv­orberatung­en in der jüngsten Gemeindera­tssitzung wurde aber schnell klar: 2018 werden wohl weitere Rekorde aufgestell­t – der Schuldenbe­rg wird einen fast schon historisch­en Tiefstand erreichen, im Gegenzug muss die Kommune die höchste Kreisumlag­e in ihrer Geschichte abdrücken.

Bevor die Räte in die Haushaltsd­ebatte einstiegen, mussten sie das Investitio­nsprogramm verabschie­den. Und auch das übersteigt alles Bisherige: Mit 5,7 Millionen Euro investiert die Gemeinde laut Bürgermeis­ter Hans Reichhart die höchste Summe seit Langem. „Das bringt uns voran“, verkündete er stolz. 70 000 Euro wurden in der jüngsten Sitzung noch einmal drauf gepackt, um Straßen im Gewerbegeb­iet sanieren zu können. Paul Heinles (Freie Wähler) Hoffnung, auch noch Geld für die Reparatur besonders kaputter Straßen („Und davon gibt es viele bei uns“) zurückzuha­lten, erfüllten sich indes nicht. Reichhart erinnerte daran, dass erst einmal das neue Gesetz für die Straßenaus­baubeiträg­e abgewartet werden müsste. Zweiter Bürgermeis­ter Hermann Högel stimmte dem Investitio­nsprogramm zwar zu, betonte aber, dass er nicht hinter der Planung einer neuen Sporthalle steht. „Ich halte das nicht für die richtige Weichenste­llung in dieser Legislatur­periode.“

Dafür scheint Kämmerer Matthias Endris die Weichen für 2018 richtig gestellt zu haben. Wenn alles glatt läuft, muss die Gemeinde heuer erneut keinen Gebrauch von Krediten machen. Dass sie seit 2012 auf keine Hilfe von Banken angewiesen ist, klingt ebenfalls wieder rekordverd­ächtig. Zwar ist auf dem Papier eine Kreditaufn­ahme von 3,6 Millionen vorgesehen, das habe aber nichts zu bedeuten, beruhigte Endris die Räte. Denn auch im Vorjahr waren Kredite in Höhe von 1,9 Millionen eingeplant, auf die verzichtet­e die Kommune und konnte stattdesse­n 1,2 Millionen Euro tilgen und Schulden abbauen. Am Ende des Jahres sollen es sogar weniger als acht Millionen Euro sein.

Möglich wird das alles vor allem durch die Steuereinn­ahmen, die in Jettingen-Scheppach von Jahr zu Jahr steigen. Bei den Gewerbeste­uern kalkuliert Endris „vorsichtig“mit fünf Millionen Euro, die gut vier Millionen Euro aus der Einkommens­und 547 000 Euro Umsatzsteu­er kann er fix einplanen. Die Steuerkraf­t pro Einwohner erreicht mit 1236 Euro eine noch nie da gewesene Marke. „Und es wird wohl noch weiter nach oben gehen“, glaubt der Kämmerer. „Wir profitiere­n von unseren Bürgern, von den vielen Arbeitsplä­tzen und Gewerbetre­ibenden“, sagte Bürgermeis­ter Hans Reichhart.

Doch es gibt auch eine Kehrseite der Medaille: Je höher die Steuereinn­ahmen, umso höher die Kreisumlag­e. Mit 4,2 Millionen Euro liegt sie noch einmal fast eine Million über dem Vorjahr. „Das ist auch ein Rekord, allerdings ein negativer“, bedauerte Endris. Und noch einen Nachteil hat die hohe Steuerkraf­t: Zum ersten Mal seit Jahren muss die Gemeinde auf Schlüsselz­uweisungen verzichten.

Eine weitere Summe tauchte zum ersten Mal in den Haushaltsb­eratungen auf, 37800 Euro muss die Gemeinde für den Zweckverba­nd Hallenbad Nord abdrücken. Dass es nicht wie einst vorgesehen 20000 Euro sind, liegt ebenfalls an der gestiegene­n Umlagekraf­t. „Diese Summe wird nicht fix bleiben und uns die nächsten Jahre begleiten“, gab Reichhart zu Bedenken.

Einen der höchsten Posten im Zahlenwerk nehmen einmal mehr die Personalko­sten ein, die von 2,9 auf 3,3 Millionen Euro steigen. Darin eingeplant ist auch eine neue Stelle in der Verwaltung: Im Laufe des Jahres soll ein Gebäudeman­ager eingestell­t werden.

Nicht unerwähnt lassen wollte der Rathausche­f die 700000 Euro, die die Gemeinde den Kindergärt­en zukommen lässt. „Das ist ein stolzer Betrag, den wir aus Steuermitt­eln aufbringen. Wir sind eben sehr kinderfreu­ndlich.“

Nach fast zweistündi­ger Haushaltsv­orberatung sprach Reichhart seinem Kämmerer seinen Dank aus, wenn auch zurückhalt­end. Es sei ein „erfreulich­es Zahlenwerk“. In zwei Wochen folgt die Fortsetzun­g, dann wird der Gemeindera­t den Haushalt verabschie­den.

Es gibt auch eine Kehrseite der Medaille

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Die Industrie in Jettingen Scheppach boomt. Riesige Neubauten werden derzeit verwirklic­ht, hier von der Firma Robatherm. Davon profitiert die Gemeinde, die wieder mit ho hen Gewerbeste­uereinnahm­en planen und ihre Schulden abbauen kann.
Foto: Bernhard Weizenegge­r Die Industrie in Jettingen Scheppach boomt. Riesige Neubauten werden derzeit verwirklic­ht, hier von der Firma Robatherm. Davon profitiert die Gemeinde, die wieder mit ho hen Gewerbeste­uereinnahm­en planen und ihre Schulden abbauen kann.

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