Wer braucht so etwas?
Eine Schallmauer wurde mit den „Animojis“durchbrochen, der einzigartigen Funktion des „iPhone X“. Runde, lächelnd oder sauer dreinblicke Gesichter, die aus Doppelpunkten, Bindestrichen und Klammern geformt wurden, hießen einst Smileys. Mit dem Einzug von Smartphones in fast jede Hosentasche haben „Emojis“die Symbolkonstrukte abgelöst. Damit kann dem Chatpartner die Stimmung mitgeteilt werden. Nicht auszudenken, man müsste ihn mit Worten beschreiben. Animojis gehen einen Schritt weiter: Die Kamera zeichnet auf, wie sich das Gesicht eines Menschen bewegt, und schickt optional mit Ton ein Abbild durchs Netz. Wer könnte ernsthaft mangelnde persönliche Interaktion bemängeln, wenn Mimik und Stimme dem virtuellen Gegenüber in Form eines sprechenden Äffchens, Einhorns oder Kothaufens übermittelt werden? Mütter können so ihren Sprösslingen den Ärger über die vergessene Brotzeit in die Grundschule schicken, Pärchen Küsse austauschen und Ehepartner sich gegenseitig in der Virtualität anschreien. Endlich wird zwischenmenschlicher Kontakt unnötig.
Niemand hat nach Animojis geschrien, bevor es sie gab. Doch in manchen Fällen gibt es eine Nachfrage, bevor die passende Technologie die Welt erblickt. In naher Zukunft könnten haushaltsübliche Drucker erscheinen, die zehn Seiten ohne Papierstau bedrucken können. Nichts ist unmöglich.