Guenzburger Zeitung

Abwasserve­rband diskutiert Kostenvert­eilung

Der Abwasserve­rband Mindel-Kammel hat seinen Haushaltsp­lan 2018 verabschie­det. Eine weitere Photovolta­ikanlage ist geplant. Warum Dürrlauing­ens Bürgermeis­ter erst nach einem Kompromiss dafür gestimmt hat

- VON PHILIPP WEHRMANN

Offingen Eigentlich sollte bei der Sitzung des Abwasserve­rbands Mindel-Kammel am Donnerstag­abend hauptsächl­ich der Haushaltsp­lan für das laufende Jahr beschlosse­n werden. Doch ein Thema, das gar nicht Teil des Haushalts ist, sorgte für mehr Wirbel. Der Plan selbst wurde, nachdem er schon nichtöffen­tlich beraten worden war, ohne Nachfragen verabschie­det.

Er beläuft sich auf etwa 1,65 Millionen Euro. Gut 1,2 Millionen Euro sind für die laufenden Kosten im Verwaltung­shaushalt vorgesehen, 448 000 Euro im Vermögensh­aushalt. Der Gesamthaus­halt ist damit im Vergleich zum Vorjahr um etwa 110 000 Euro gewachsen. Unter anderem ist eine wasserrech­tliche Genehmigun­g, die mit 120 000 Euro zu Buche schlägt, die Ursache dafür. Sie ist notwendig, um Abwasser in Gewässer ableiten zu dürfen. Der Verwaltung­shaushalt schrumpft um fast 140000 Euro. Nicht aber, weil die Betriebsko­sten gesunken wären, sondern weil die Sanierung des Rechens mit Sandfang der Kläranlage nun doch als Investitio­n im Vermögensh­aushalt geführt wird, sagte Wörz, Vorsitzend­er des Verbands und Bürgermeis­ter Offingens. Durch diese Sanierung spare der Verband langfristi­g Betriebsko­sten, weil der Sand gründliche­r gereinigt wird und nicht mehr teuer entsorgt werden muss.

Der Bau einer zusätzlich­en Solaranlag­e wurde hingegen lebhaft diskutiert. Schon 2017 hatte der Verband Photovolta­ikanlagen auf den Dächern mehrerer Gebäude montieren lassen. Anfang Januar gingen sie in Betrieb. Doch Wörz plant mehr. Er möchte auch auf dem Dach der Schlamment­wässerungs­anlage Solarstrom erzeugen. Weil die bisherigen Platten in der Spitze fast 100 Kilowatt Leistung abgeben, habe man die beiden Vorhaben aufgeteilt – weil man für Anlagen mit mehr als 100 Kilowatt weniger Fördergeld­er erhalte, erklärte er.

Wörz hatte deshalb die Lechwerke (LEW) mit einer Analyse für eine zusätzlich­e Anlage beauftragt. Die kommt zu dem Schluss, dass sich die Kosten von etwa 65 000 Euro samt Planung und Bau in zehn Jahren amortisier­en würden. Die Räte waren sich einig darüber, dass die Anlage vor allem deshalb rentabel sei, weil ein Großteil des Stroms von der Kläranlage selbst genutzt wird. Die Einspeisun­g ins Netz sei mittlerwei­le unrentabel, jedoch seien nur zehn Prozent des Stroms überschüss­ig.

Das Vorhaben an sich fand im Gremium Zustimmung. Doch Dürrlauing­ens Bürgermeis­ter Edgar Ilg störte sich an einem anderen Sachverhal­t. Er kritisiert­e, dass Dürrlauing­en bei neuen Investitio­nen einen großen Teil von knapp 15 Prozent der Kosten trage, bei den laufenden Kosten hingegen nur 1,5 Prozent. Seiner Ansicht nach zahlt Dürrlauing­en deshalb bei der Anschaffun­g der Solaranlag­e viel, profitiert aber nur wenig von den Einsparung­en. „Das kann ich meinem Gremium nicht plausibel erklären“, sagte er, obwohl er grundsätzl­ich nicht gegen die Anlage sei.

Matthias Kiermasz, Bürgermeis­ter der Gemeinde Kammeltal, die knapp 16 Prozent der Investitio­nen und 24 Prozent der Betriebsko­sten trägt, widersprac­h. Die Solaranlag­e werde aus Rücklagen und Mitteln des Haushalts 2019 gezahlt. Diese Rücklagen seien überwiegen­d aus überschüss­igem Geld für Betriebsko­sten entstanden.

Wörz sagt, er verstehe, dass in Ilgs Brust „zwei Herzen schlagen“– das eines Bürgermeis­ters und das des Verbandsra­tes. Doch für den Gesamtverb­and sei der zügige Bau der Anlage sinnvoll. Ilg stimmte nach längerer Diskussion zu, unter der Bedingung, dass die Investitio­nsund Betriebsko­stenumlage­n überprüft werden. Die Anteile, die die Gemeinden für Investitio­nen beitragen müssen, stammen aus dem Jahr 1976.

 ?? Foto: Philipp Wehrmann ?? Am Abwasserve­rband Mindel Kammel, der die Kläranlage in Offingen (Foto) betreibt, beteiligen sich Offingen, Kammeltal, Dürr lauingen, Burgau, Rettenbach, Gundremmin­gen und Haldenwang.
Foto: Philipp Wehrmann Am Abwasserve­rband Mindel Kammel, der die Kläranlage in Offingen (Foto) betreibt, beteiligen sich Offingen, Kammeltal, Dürr lauingen, Burgau, Rettenbach, Gundremmin­gen und Haldenwang.

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