Abwasserverband diskutiert Kostenverteilung
Der Abwasserverband Mindel-Kammel hat seinen Haushaltsplan 2018 verabschiedet. Eine weitere Photovoltaikanlage ist geplant. Warum Dürrlauingens Bürgermeister erst nach einem Kompromiss dafür gestimmt hat
Offingen Eigentlich sollte bei der Sitzung des Abwasserverbands Mindel-Kammel am Donnerstagabend hauptsächlich der Haushaltsplan für das laufende Jahr beschlossen werden. Doch ein Thema, das gar nicht Teil des Haushalts ist, sorgte für mehr Wirbel. Der Plan selbst wurde, nachdem er schon nichtöffentlich beraten worden war, ohne Nachfragen verabschiedet.
Er beläuft sich auf etwa 1,65 Millionen Euro. Gut 1,2 Millionen Euro sind für die laufenden Kosten im Verwaltungshaushalt vorgesehen, 448 000 Euro im Vermögenshaushalt. Der Gesamthaushalt ist damit im Vergleich zum Vorjahr um etwa 110 000 Euro gewachsen. Unter anderem ist eine wasserrechtliche Genehmigung, die mit 120 000 Euro zu Buche schlägt, die Ursache dafür. Sie ist notwendig, um Abwasser in Gewässer ableiten zu dürfen. Der Verwaltungshaushalt schrumpft um fast 140000 Euro. Nicht aber, weil die Betriebskosten gesunken wären, sondern weil die Sanierung des Rechens mit Sandfang der Kläranlage nun doch als Investition im Vermögenshaushalt geführt wird, sagte Wörz, Vorsitzender des Verbands und Bürgermeister Offingens. Durch diese Sanierung spare der Verband langfristig Betriebskosten, weil der Sand gründlicher gereinigt wird und nicht mehr teuer entsorgt werden muss.
Der Bau einer zusätzlichen Solaranlage wurde hingegen lebhaft diskutiert. Schon 2017 hatte der Verband Photovoltaikanlagen auf den Dächern mehrerer Gebäude montieren lassen. Anfang Januar gingen sie in Betrieb. Doch Wörz plant mehr. Er möchte auch auf dem Dach der Schlammentwässerungsanlage Solarstrom erzeugen. Weil die bisherigen Platten in der Spitze fast 100 Kilowatt Leistung abgeben, habe man die beiden Vorhaben aufgeteilt – weil man für Anlagen mit mehr als 100 Kilowatt weniger Fördergelder erhalte, erklärte er.
Wörz hatte deshalb die Lechwerke (LEW) mit einer Analyse für eine zusätzliche Anlage beauftragt. Die kommt zu dem Schluss, dass sich die Kosten von etwa 65 000 Euro samt Planung und Bau in zehn Jahren amortisieren würden. Die Räte waren sich einig darüber, dass die Anlage vor allem deshalb rentabel sei, weil ein Großteil des Stroms von der Kläranlage selbst genutzt wird. Die Einspeisung ins Netz sei mittlerweile unrentabel, jedoch seien nur zehn Prozent des Stroms überschüssig.
Das Vorhaben an sich fand im Gremium Zustimmung. Doch Dürrlauingens Bürgermeister Edgar Ilg störte sich an einem anderen Sachverhalt. Er kritisierte, dass Dürrlauingen bei neuen Investitionen einen großen Teil von knapp 15 Prozent der Kosten trage, bei den laufenden Kosten hingegen nur 1,5 Prozent. Seiner Ansicht nach zahlt Dürrlauingen deshalb bei der Anschaffung der Solaranlage viel, profitiert aber nur wenig von den Einsparungen. „Das kann ich meinem Gremium nicht plausibel erklären“, sagte er, obwohl er grundsätzlich nicht gegen die Anlage sei.
Matthias Kiermasz, Bürgermeister der Gemeinde Kammeltal, die knapp 16 Prozent der Investitionen und 24 Prozent der Betriebskosten trägt, widersprach. Die Solaranlage werde aus Rücklagen und Mitteln des Haushalts 2019 gezahlt. Diese Rücklagen seien überwiegend aus überschüssigem Geld für Betriebskosten entstanden.
Wörz sagt, er verstehe, dass in Ilgs Brust „zwei Herzen schlagen“– das eines Bürgermeisters und das des Verbandsrates. Doch für den Gesamtverband sei der zügige Bau der Anlage sinnvoll. Ilg stimmte nach längerer Diskussion zu, unter der Bedingung, dass die Investitionsund Betriebskostenumlagen überprüft werden. Die Anteile, die die Gemeinden für Investitionen beitragen müssen, stammen aus dem Jahr 1976.