Wo bleibt der Nachwuchs?
Ausbildung Johannes Diem tut sich schwer, Azubis für Hotel, Restaurant und Metzgerei zu finden
Krumbach Wenn Johannes Diem und Karin Bader von der Ausbildungsmesse in Ulm erzählen, geraten sie zunächst ins Schwärmen. Sie hatten für ihren Betrieb das Hotel, Restaurant und die Metzgerei Diem in Krumbach einen guten Platz für ihren Stand ergattert. Der Besucherandrang war groß. Wenn es jedoch darum geht, mit welchem Erfolg ihr Haus an der Fachmesse teilgenommen hat, macht sich auf den Gesichtern Enttäuschung breit.
„Es ist sehr schwierig, Auszubildende zu bekommen“, sagt Johannes Diem. Diese Erfahrung, die zurzeit von vielen Unternehmen zu hören bekommt, muss auch Diem machen, wie er erzählt. Mit der Teilnahme an der Ausbildungsmesse wollte Diem neue Wege gehen, um Jugendliche für eine Ausbildung zu begeistern, wie Karin Bader sagt. Sie arbeitet als Managementassistentin bei Diem. Diem und Bader hatten hohe Erwartungen mit ihrer Teilnahme verknüpft. Das Haus Diem war zum ersten Mal bei der Messe dabei. Drei Tage lang standen sie sich die Füße platt. Flyer wurden extra gedruckt, in denen die bei Diem möglichen Ausbildungsberufe deutlich beschrieben waren. hatten sich richtig Mühe gemacht. Mit zahlreichen einladend gestalteten Fotos am Stand wurde das Unternehmen vorgestellt. Abwechselnd standen Mitarbeiter für Gespräche zur Verfügung. Doch das Ergebnis war mehr als ernüchternd. Lediglich ein Praktikum als Koch wurde mit einem jungen Mann vereinbart.
Gut 45 000 Besucher waren an drei Tagen nach Ulm zur Fachmesse mit insgesamt 280 Ausstellern gekommen. Diem und seine Mitarbeiter am Ausstellungsstand waren vom Ablauf der Messe zunächst recht begeistert. Sie führten auch zahlreiche Gespräche mit Jugendlichen. Aber das Interesse an den von Diem angebotenen Ausbildungsbe- rufen war gering. „Die Ausbildungsberufe Koch und Köchin oder Hotelfachfrau oder Hotelfachmann waren noch eher gefragt, aber an einer Ausbildung als Fleischereifachverkäuferin oder als Metzger, daran hatte niemand Interesse“, sagt Diem. Dabei kann Johannes Diem von seinem eigenen Werdegang nur Positives berichten. Zunächst lernte der Juniorchef Koch in einem FünfSterne-Hotel. Darauf sattelte er eine Ausbildung zum Metzger. „Beide Ausbildungen ergänzen sich sehr gut“, sagt er. Als Metzger lerne man die Grundlagen der zu verarbeitenden Lebensmittel näher kennen. Außer in der Gastronomie könnte man mit dieser Ausbildung beispielsweise auch als LebensmittelSie kontrolleur arbeiten. Auch für Tierärzte könnte er sich eine Ausbildung zum Metzger als Grundlage für den späteren Berufsweg vorstellen. Er erzählt von einer Tierärztin, die zur Fleischbeschau in seinem Betrieb war. „Fachlich war sie gut, aber sie konnte kein Messer in die Hand nehmen.“Natürlich sucht Diem aber in erster Linie Nachwuchs für sein eigenes Haus. Bei Diem arbeitet zurzeit ein Metzgergeselle. Gerne würde man weiteren Nachwuchs ausbilden, wenn sich jemand dafür interessieren würde. Der Beruf Metzger hat nicht zuletzt aufgrund von Berichten über Vorkommnisse in großen Schlachthöfen kein gutes Image. Dabei sei es sehr wichtig, sagt Diem, dass die Tiere bei der Schlachtung nicht gestresst sind. „Stress beeinflusst die Qualität des Fleisches negativ“, erklärt er.
Ein Hinderungsgrund für die Ausbildung zum Metzger oder zur Fleischereifachverkäuferin sei für viele Jugendliche der nicht gerade üppige Verdienst während der Ausbildungszeit. „Da können wir natürlich mit den Metallern nicht mithalten“, sagt Diem. Aber mit zusätzlichen Anreizen, wie beispielsweise einem Fahrkostenzuschuss, könnte man durchaus einen Ausgleich schaffen.