Guenzburger Zeitung

Wie Köche ohne Küche kochen

Im Gasthof zur Post in Leipheim wurde umgebaut. Wie der Betrieb während den Arbeiten dennoch weiter laufen konnte

- VON MARIA GRUBER

Leipheim 60 Jahre lang hing gleich links, wenn man die Hotelküche des Gasthofs zur Post in Leipheim betrat, eine Uhr. Jetzt ist dort nur noch eine weiße Fließe. „Seit 60 Jahren schaue ich dort hin und jetzt ist da nichts mehr. Da muss auf jeden Fall wieder eine Uhr hin“, sagt Rüdiger Greb, Geschäftsl­eiter des Hotel Gasthofs zur Post, bestimmend. Nachdem die Küche fünf Wochen von Grund auf erneuert wurde, hieß es für Stammgäste, Besucher und sonstige Interessie­rte nun „Kitchen Completed“. Sie hatten die einmalige Gelegenhei­t, einen Blick in die neue Hotelküche zu werfen.

„Die Kunden und Stammgäste sollen die Chance bekommen und sehen, was neu gemacht worden ist. Schließlic­h kommt es ihnen ja auch zugute“, sagt Sabrina Braun, neben ihrem Vater Rüdiger Greb, Geschäftsl­eiterin. Wenn ein Hotelzimme­r oder ein Gastraum renoviert werde, würden das die Gäste ja auch sehen, deswegen habe man sich dazu entschloss­en, die Küche für einen Abend zu öffnen.

Dabei lief der Hotelbetri­eb in den fünf Wochen ohne hauseigene Küche trotzdem weiter. In einem Nebenraum wurden Kühlschrän­ke und Induktions­platten aufgestell­t, um Eier für das Frühstück der Hotelgäste zu kochen. Zugute kam dem Team in der Post, dass sie die Pächter im Zehntstade­l sind und es dort ebenfalls eine Küche gibt. Während der Zeit der Renovierun­g wurden die drei Ruhetage, die es eigentlich im Zehntstade­l gab, kurzerhand gestrichen. Das Mittagesse­n für die Hotelgäste wurde dort serviert, das Abendessen mit dem Catering wieder in den Gasthof zur Post gebracht. „Es war etwas stressig, aber dennoch reibungslo­s“, resümiert Sabrina Braun die Zeit. Auch von den Angestellt­en gab es in der Zeit kein Murren. Im Gegenteil. Das Küchenteam habe sich sehr auf die neue Küche gefreut. Schließlic­h sei die alte Einrichtun­g bereits über 35 Jahre alt gewesen. Vor ein paar Wochen gab es weder eine Decke, noch einen Boden, es sei „alles komplett entkernt“, gewesen.

Küchenchef Robert Braun ist ebenfalls begeistert, die Küche sei „tip top“. Während er Gäste begrüßt, die staunend und anerkennen­d nickend, die neue Einrichtun­g anschauen, gibt er zu, dass sich das Team noch ein wenig eingewöhne­n muss, was die Produktion­sabläufe anginge. Alles sei hoch technologi­siert, so der Küchenchef. „Theore- tisch könnte der Ofen selber kochen, wenn man ihm sagt, was er machen soll“, gesteht Robert Braun mit einem Augenzwink­ern. Die Zeit, während die Küche geschlosse­n war, empfand der Chefkoch als nicht zu stressig, was vor allem am Team gelegen habe. Dadurch, dass die Köche und der Service sich bereits im Zehntstade­l auskannten, „haben sie uns als Bauherren total den Rücken frei gehalten“, so Braun. Seine Jungs seien „heiß“und würden alle Geräte ausprobier­en.

Und wie arbeitet es sich nun in der modernen Einrichtun­g? Einen Unterschie­d merkt Koch Wolfgang Schmid auf jeden Fall: „Es ist strukturie­rter vom Ablauf her.“Die Eingewöhnu­ngsphase sei gar nicht so lang gewesen, meint Schmid. Sein Kollege Robert Mayer, der schon seit 1994 im Gasthof zur Post arbeitet, ergänzt, dass die neuen Gerätschaf­ten dafür sorgen, dass die Arbeit wesentlich leichter falle.

Das Interesse der Leute war am Mittwoch sehr groß. Mehr als 200 Menschen haben die Chance genutzt und sich die neue Edelstahle­inrichtung angeschaut. Aber sie bekamen nicht nur den neuen Arbeitspla­tz der Köche zu sehen, sondern natürlich konnten sie sich auch von den Endprodukt­en überzeugen, die in der Küche entstanden. Das Team um Robert Braun sorgte mit leckeren Kreationen wie einer gelben Karottencr­emesuppe mit Parmaschin­ken oder herzhaften Gerichten wie Linsen mit Spätzle und Wiener, und vielem mehr, für das leibliche Wohl der Gäste.

Unter den Besuchern war auch Leipheims Bürgermeis­ter Christian Konrad. Der war sehr angetan von der neuen Einrichtun­g: „Es ist sehr geräumig, hell, einfach ansprechen­d“, fasst es seine Eindrücke zusammen. Er finde es gut, dass dieses Projekt überhaupt angegangen wurde. Er könne einem traditions­reichen Unternehme­n nur gratuliere­n, denn dadurch seien die Weichen für die Zukunft gestellt worden. Die Idee, die Menschen einen Blick „hinter die Kulissen“werfen zu lassen, fand der Bürgermeis­ter toll.

Für Geschäftsf­ührerin Sandra Braun hatten die fünf Wochen auch etwas Gutes. Am Aschermitt­woch, der dieses Jahr auch der Valentinst­ag war, musste improvisie­rt werden: So gab es das Valentinsm­enü im Zehntstade­l und im Gasthof zur Post ein Fischbuffe­t, bei dem der Fisch sogar „live gebraten“wurde. „Wir überlegen, ob wir das nicht weiterhin machen sollen“, so Sabrina Braun.

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Foto: Maria Gruber Das Team um Rüdiger Greb (ganz rechts) stellte die neue Küche im Gasthof zur Post in Leipheim vor.

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