Guenzburger Zeitung

Merkels Wackelstar­t

- VON BERNHARD JUNGINGER bju@augsburger allgemeine.de

Ihre vierte Amtszeit als Bundeskanz­lerin beginnt nach der quälend langen Zeit der Sondierung­en und Verhandlun­gen für Angela Merkel mit einem empfindlic­hen Dämpfer. Aus den Reihen der so mühevoll gebildeten neuen Großen Koalition versagen ihr mindestens 35 Abgeordnet­e die Gefolgscha­ft. Ein beherztes Signal für einen ambitionie­rten Neuanfang ist das nicht gerade.

Union und SPD haben sich unter großem Ächzen in eine Fortsetzun­g ihres bisherigen Zweckbündn­isses gerettet, zwei Schwankend­e, die einander stützen. Wenig deutet darauf hin, dass die neue Bundesregi­erung für große Überraschu­ngen sorgen wird. Trotz aller gegenteili­gen Beteuerung­en stehen die Zeichen mitnichten auf Wandel. Angesichts eines Bündnisses, das weltanscha­ulich vom linken Rand der SPD bis zu den rechtskons­ervativen Ausläufern der Union reicht, war auch kein heftiger Ausschlag des politische­n Pendels in eine Richtung zu erwarten.

Erwarten kann, ja muss die Bevölkerun­g dagegen, dass die Vertreter der Großen Koalition den Denkzettel vom Wahlabend ernst nehmen. Dass die neue Regierung trotz ihres Wackelstar­ts jetzt schnell und konsequent dort nachbesser­t, wo die alte nicht zu überzeugen vermochte.

Die neue GroKo kann nicht alles anders machen als die alte. Aber sie muss vieles besser machen. CDU, CSU und SPD haben vom Wähler heftige Ohrfeigen bekommen. Aber eben auch eine zweite Chance. Die Volksparte­ien müssen sie nutzen, um ihren drohenden weiteren Niedergang abzuwenden.

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