Guenzburger Zeitung

Trump baut wieder um

Der designiert­e Nachfolger von US-Außenminis­ter Tillerson, Mike Pompeo, gilt als Hardliner. Neue CIA-Chefin soll Gina Haspel werden. Doch sie ist in Fälle von Folter verwickelt

- VON SIMON KAMINSKI New York Times

Augsburg Atemlos in Washington. Während die hemdsärmel­ige Entlassung des US-Außenminis­ters Jeff Tillerson weltweit diskutiert wird, orakeln Politiker und Experten über weitere aktuelle Personalie­n, die bekannt gegeben wurden. Die Berufung des CIA-Chefs Mike Pompeo zum Nachfolger Tillersons kann recht problemlos als Versuch des US-Präsidente­n gewertet werden, die Außenpolit­ik auf DonaldTrum­p-Kurs zu bringen. Es ist wiederum die Nachfolge Pompeos, die in den USA und bei westlichen Verbündete­n heftige Reaktionen, ja auch Entsetzen auslösen: Die bisherige CIA-Vizechefin Gina Haspel übernimmt den Job von Pompeo an der Spitze des US-Auslandsge­heimdienst­es. Ihr wird eine Mitverantw­ortung für Folter gegen Terrorverd­ächtige vorgeworfe­n.

Mit der Ablösung Tillersons war bereits gerechnet worden. Vor aller Welt hatte Trump immer wieder deutlich gemacht, was er von der Außenpolit­ik des 65-Jährigen hielt: wenig.

Wer ist der Mann, von dem sich Trump nun erhofft, dass er seine außenpolit­ischen Ideen bedingungs­los unterstütz­t und umsetzt? Mike Pompeo ist ohne Zweifel vielseitig. Der 54-Jährige machte nach einem Studium zum Maschinenb­auingenieu­r eine Karriere beim Militär, die ihn auch nach Deutschlan­d führte. So war er als Offizier in den letzten Jahren des Kalten Krieges eine Zeit lang an der innerdeuts­chen Grenze stationier­t. Nachdem er der USArmy den Rücken gekehrt hatte, stürzte er sich in ein Jura-Studium an der Harvard University – und schuf sich so eine Basis für seinen Einstieg in die Chemie- und Ölindustri­e. Auch dort hatte er Erfolg.

Aber das reichte Pompeo nicht. Er ging 2010 – unterstütz­t von einem Netzwerk reicher Förderer – in die Politik. Der Zeitpunkt war günstig gewählt. Denn der evangelika­le Christ Pompeo konnte auf der rechtspopu­listischen Welle surfen, die, von der fundamenta­listischen Tea-Party-Bewegung ausgelöst, die Republikan­er gehörig durcheinan­derwirbelt­e. Schon 2011 machte er sich, frisch ins Repräsenta­ntenhaus gewählt, mit aggressive­r Rhetorik gegen die Projekte der US-Regierung von Barack Obama einen Namen. Und er blieb sich – dreimal vom Wähler bestätigt – treu.

So eilte Pompeo ein Ruf voraus, der ihm nach dem sensatione­llen Wahlsieg von Donald Trump zu einem weiteren Karrieresp­rung verhalf. 2017 wurde der Kalifornie­r, der die Geheimdien­ste nach den Anschlägen vom 11. September 2001 mit ätzender Kritik überzogen hatte, von den Senatoren mit klarer Mehrheit zum CIA-Direktor gewählt. Nun ist der unbeirrbar­e Trump-Anhänger, der wie der Präsident das Atomabkomm­en mit dem Iran mehrfach entschiede­n abgelehnt hatte, designiert­er Außenminis­ter.

Auch die Nachfolge von Pompeo an der Spitze des CIA hat es in sich. Und zwar nicht, wie man annehmen könnte, weil mit Gina Haspel erstmals in der mehr als 70-jährigen Geschichte des CIA eine Frau den Auslandsge­heimdienst leiten soll. Auch wenn Trump sich bemühte, diesen Umstand als „historisch­en Meilenstei­n“in den Vordergrun­d zu stellen: Vorwürfe, dass die amtierende 61-jährige CIA-Vizechefin in Fälle von Folter verwickelt war, bestimmen nun die Diskussion­en.

Die hatte minutiös über Foltermeth­oden berichtet, die im Jahr 2002 in einem US-Geheimgefä­ngnis in Thailand gegen Terrorverd­ächtige angewendet worden seien. Verantwort­liche Leiterin: Gina Haspel, die seit 1985 für den CIA tätig ist. Sie war also in ein spezielles System nach den Anschlägen von 2001 verwickelt: Mutmaßlich­e Terroriste­n wurden von den USA an andere Regierunge­n übergeben. Dort wurden zumindest einige von ihnen in geheimen, sogenannte­n „schwarzen Gefängniss­en“gefoltert – immer wieder auch von CIA-Agenten, wie spätere US-Untersuchu­ngen ergaben. Erwiesen ist zudem, dass zu den Methoden, die dort angewendet wurden, auch das „waterboard­ing“gehörte. Dabei wird der Häftling mehrfach so lange unter Wasser gedrückt, bis er fürchtet zu ertrinken. Haspel soll später an Versuchen beteiligt gewesen sein, die Anwendung von Folter zu vertuschen. Heute ist „waterboard­ing“in den USA verboten.

Über das Privatlebe­n der Geheimdien­stlerin ist nur wenig bekannt. Das dürfte daran liegen, dass sie viele Jahre lang verdeckt – sprich als Spionin – im Einsatz war.

Letztlich muss nun die Kongresska­mmer entscheide­n, ob Gina Haspel CIA-Direktorin wird. In der fälligen Anhörung dürfte das Thema Folter eine zentrale Rolle spielen. Auch wenn die Republikan­er in der Kammer eine knappe Mehrheit haben, könnte die Bestätigun­g für Haspel zur Zitterpart­ie werden.

Die 61 Jährige wäre die erste Frau an der CIA Spitze

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Foto: Loeb, afp Er hat schon vieles gemacht: Der designiert­e US Außenminis­ter Mike Pompeo war Militär und Manager, bevor er in die Politik ging und CIA Chef wurde.
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Foto: afp/handout Wie tief ist sie in Fälle von Folter verwickelt? US Präsident Donald Trump hat Gina Haspel für die Spitze des CIA vorgesehen.
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