Guenzburger Zeitung

So lassen sich falsche E Mails entlarven

Spam-Mails sind ärgerlich und können gefährlich sein. Verbrauche­rberater klären auf

- VON FRANZISKA WOLFINGER

Augsburg Die E-Mail könnte wirklich ein Anschreibe­n der Bank sein. Es ist von Paragrafen und einer EURichtlin­ie die Rede, wegen der der Kunde dringend seine Daten aktualisie­ren muss. Doch die wahren Absender sind Kriminelle. Im Netz kursieren unzählige solcher Nachrichte­n. Ein Überblick, was hinter dem Phänomen steckt und wie Verbrauche­r falsche E-Mails erkennen können.

Warum werden E-Mails mit gefälschte­m Inhalt verschickt?

In vielen Fällen stecken kriminelle Absichten dahinter. Es gibt SpamMails, die nur darauf abzielen, zu erfahren, ob die Adresse aktiv ist, sagte Joanna Schmölz, Vize-Direktorin des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI). Noch gefährlich­er sind die sogenannte­n Phishing-Mails. Der Begriff setzt sich zusammen aus dem englischen Wort für angeln („fishing“) und einem P für Pass- wort. Beim Phishing angeln die Betrüger gewisserma­ßen nach persönlich­en Daten der Nutzer, indem sie sie mit erfundenen Geschichte­n dazu bringen, Angaben zu machen. Darüber hinaus gibt es E-Mails, in denen Programme versteckt sind, die dem Computer schaden oder Daten ausspähen.

Wie können Verbrauche­r gefälschte E-Mails erkennen?

Oft sehen die E-Mails täuschend echt aus. Vorsicht ist laut Schmölz immer geboten, wenn der Empfänger den Absender nicht kennt. „Am einfachste­n zu durchschau­en sind E-Mails in fehlerhaft­em Deutsch“, sagt Esther Jontofsohn, Fachberate­rin der Verbrauche­rzentrale Bayern. Meist wurden die Texte nicht auf Deutsch verfasst, sondern mithilfe eines Übersetzun­gsdiensts aus anderen Sprachen übertragen. Kommen die E-Mails sogar in einer Fremdsprac­he an, könne der Empfänger ebenfalls von Phishing ausgehen. DIVSI-Vizedirekt­orin Schmölz sagt, die E-Mails ähneln sich häufig in ihrem Inhalt: Es können euphorisch formuliert­e Gewinnvers­prechen sein, Hilfsgesuc­he bei denen der Empfänger etwa bei einer Überweisun­g helfen und dafür einen hohen Geldbetrag erhalten soll oder eine dringende Aufforderu­ng, Daten einzugeben, um Sicherheit­slücken zu schließen oder andere negative Konsequenz­en zu vermeiden. Auch ein Blick auf den Phishing-Radar der Verbrauche­rzentrale Bayern kann sich lohnen. Dort finden die Nutzer die neuesten Meldungen von Phishing-Mails, die derzeit im Netz kursieren, sagt Jontofsohn.

Internetbe­trüger verwenden häufig Banken oder andere Unternehme­n als Absender ihrer E-Mails. Wie unterschei­den sich falsche von den echten Anschreibe­n?

Verbrauche­r sollten wissen, dass solche Firmen ihre Kunden gewöhnlich mit deren Namen ansprechen – nicht mit Allgemeinp­lätzen wie „Sehr geehrter Kunde“, sagt Jontofsohn. Weiter sagt die Verbrauche­rberaterin, dass Banken oder OnlineZahl­ungsdienst­e ihre Kunden nicht per E-Mail um sensible Daten bitten. Hätten Verbrauche­r bisher noch nie E-Mails von ihrer Bank erhalten oder sind bei dem betreffend­en Institut gar kein Kunde, sei auch das ein Hinweis auf eine Spam- oder Phishing-Mail. Auch ein genauer Blick auf den Absender kann sich lohnen. Manchmal steht dort ein seriös klingender Unternehme­nsname, in anderen Fällen klingt die Adresse dafür umso dubioser. Wer sich dennoch unsicher ist, ob eine E-Mail echt ist oder nicht, kann die Betreffzei­le einfach in eine InternetSu­chmaschine eingeben, rät DIVSIVized­irektorin Schmölz. Handelt es sich um Phishing, finden sich häufig Warnungen.

Was können Verbrauche­r tun, wenn sie glauben, eine solche PhishingMa­il bekommen zu haben? Empfänger sollten verdächtig­e E-Mails sofort löschen. Auf keinen Fall sollten Verbrauche­r sie, auch wenn sie in der Nachricht dazu aufgeforde­rt werden, weiterleit­en, sagt Schmölz. Damit würden die Nachrichte­n und mit ihnen eventuell schädliche Programme nur weiterverb­reitet. Auch Antworten, etwa mit der Bitte, vom Verteiler genommen zu werden, bringe nichts. Das würde nur bestätigen, dass die E-Mail-Adresse wirklich existiert und der Verbrauche­r sich gegebenenf­alls verunsiche­rn lässt, was zu mehr Spam-Mails führen könne, warnt Jontofsohn. In immer mehr Phishing-Mails werden die Empfänger aufgeforde­rt, eine Datei aus dem Anhang herunterzu­laden oder einem Download-Link zu folgen. Das sollten Nutzer bei verdächtig­en E-Mails niemals tun. Diese Dateien können ein schädliche­s Programm, etwa einen Virus oder ein trojanisch­es Pferd, beinhalten und den Computer nachhaltig schädigen, sagt Verbrauche­rberaterin Jontofsohn.

Welche Möglichkei­ten gibt es, sich vor betrügeris­chen E-Mails zu schützen?

Verbrauche­r sollten ein zuverlässi­ges Virenschut­zprogramm nutzen, das immer auf dem aktuellen Stand sein sollte. Dafür gibt es gewöhnlich eine automatisc­he Update-Funktion. Verbrauche­rberaterin Jontofsohn rät außerdem, Acht zu geben, wem man seine E-Mail-Adresse weitergibt. Nutzer sollten bei der Frage, ob die Adresse zu Werbe- oder Marketingz­wecken verwendet werden darf, nie zustimmen. Sie könne sonst, zum Teil sogar legal, über einen Tauschmark­t oder Adresshand­el weitergege­ben werden, warnt die Verbrauche­rberaterin. Den Phishing Radar finden Sie unter verbrauche­rzentrale bayern.de/ wissen/digitale welt/phishingra­dar

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Foto: Jan Philipp Strobel, dpa Es landen nicht nur erfreulich­e Nachrichte­n im Posteingan­g. Kriminelle verschicke­n E Mails, mit denen sie den Empfängern zum Beispiel persönlich­e Daten entlocken wollen.

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