Guenzburger Zeitung

Minister weisen Schuld zurück

Noch ist der Bayern-Ei-Skandal nicht aufgearbei­tet. Der damalige Umweltmini­ster Marcel Huber weist jegliche Mitschuld von sich. Auch Ulrike Scharf äußert sich zu den Vorwürfen

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München Der beim Ausbruch des Bayern-Ei-Skandals 2014 verantwort­liche Umweltmini­ster Marcel Huber hat jegliche Mitschuld an europaweit­en Salmonelle­nerkrankun­gen zurückgewi­esen. „Das Ganze ist eine Verkettung tragischer und vielleicht sogar kriminelle­r Umstände“, sagte der CSU-Politiker am Mittwoch bei seiner Befragung im Untersuchu­ngsausschu­ss des Landtags. Der Lebensmitt­elskandal und seine Auswirkung­en gingen ihm persönlich „sehr nahe“.

Wie Umweltmini­sterin Ulrike Scharf und Agrarminis­ter Helmut Brunner (beide CSU) wies Huber auch den Vorwurf unzureiche­nder Kontrollen bei der niederbaye­rischen Firma und eigene Versäumnis­se umgehend zurück. „Bayern-Ei wurde behandelt wie viele andere Betriebe, die in dieser Zeit aufgefalle­n sind“, sagte er. Ein Minister sei nicht der „Oberkontro­lleur“. Er komme nur dann ins Spiel, wenn in einem Referat ein bestimmter Fall auftrete und die politische Spitze informiert werde. Er habe generell nicht den Eindruck, dass die Verantwort­lichen Fehler gemacht hätten.

„Die Causa lag vor meiner Amtszeit“, sagte die geschäftsf­ührende Umweltmini­sterin Ulrike Scharf im Ausschuss. Sie kenne die Berichte über den Umgang mit salmonelle­nverseucht­en Eiern nur aus der Aktenlage. Erstmals erfahren habe sie von der Sache am 28. Oktober 2014 nach ihrer Vereidigun­g zur Umweltmini­sterin. Scharf betonte zu- dem, dass sich nicht zuletzt aufgrund der zu Jahresbegi­nn in Kraft getretenen Strukturre­form und der Einsetzung einer neuen Sonderkont­rollbehörd­e für Lebensmitt­elsicherhe­it die Zahl der Kontrolleu­re im Freistaat deutlich verbessert habe. Aktuell seien dies 406 Perso- nen, „wenn ich alle Behörden zusammenre­chne“. Im Jahr 2000 seien es nur 222 Personen gewesen. Scharf wies damit indirekt die Kritik diverser Landräte und Experten zurück, darunter auch CSU-Politiker, die über eine unzureiche­nde Personalau­sstattung geklagt hatten. Laut Scharf ist in Bayern sichergest­ellt, dass jeder Lebensmitt­elproduzen­t in ausreichen­dem Maß kontrollie­rt werden kann.

Die Opposition bewertete Scharfs und Hubers Aussagen kritisch. Bei einem so großen Skandal befremde etwa Scharfs Aussage, sie sehe keinen Handlungsb­edarf bei der Verbrauche­rwarnung, sagte Bernhard Pohl (Freie Wähler). Es sei bedenklich, wie wenig sie über die Abläufe unterricht­et sei. Dies betonte auch Florian von Brunn (SPD): „Auch Huber ist seiner politische­n Verantwort­ung nicht gerecht geworden, weil er sich blind auf die Aussagen seiner Mitarbeite­r verlassen hat.“Auch Rosi Steinberge­r (Grüne) warf Scharf und Huber Untätigkei­t vor. Generell haben die Staatsregi­erung und andere Behörden aus der Sicht von Freien Wählern, SPD und Grünen trotz früher Kenntnis die Bevölkerun­g nicht ausreichen­d geschützt.

In mehreren europäisch­en Ländern waren 2014 Menschen an Salmonelle­n erkrankt; mindestens ein Mensch soll an den Folgen gestorben sein. Scharf hatte im September 2014 die Nachfolge von Huber angetreten, dieser war vom damaligen Ministerpr­äsidenten Horst Seehofer in die Staatskanz­lei versetzt worden. Im Zuge des Rücktritts von Seehofer endeten am Dienstag auch die Amtszeiten der beiden Minister, sie sind aber bis zur Ernennung eines neuen Kabinetts in der kommenden Woche geschäftsf­ührend im Amt. Ob und in welcher Funktion sie dem neuen Kabinett angehören werden, ist offen. Wegen Seehofers Wechsel in die Bundespoli­tik ist der Termin für dessen eigentlich für kommende Woche geplante Vernehmung im Ausschuss noch unklar.

Huber: Ein Minister ist nicht der „Oberkontro­lleur“

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Foto: Victoria Bonn Meuse, dpa In mehreren Ländern waren im Jahr 2014 Menschen an Salmonelle­n erkrankt. Es soll auch einen Toten gegeben haben.

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