Guenzburger Zeitung

Alicia Vikander spielt die Action-Heldin in Tomb Raider

Die Action-Heldin Lara Croft wird jetzt von Alicia Vikander gespielt – auch ziemlich gut trainiert, aber doch anders. An ihr liegt es jedenfalls am wenigsten, dass dieser Neustart scheitert

- VON MARTIN SCHWICKERT

Endlich Zeiten für Heldinnen im Kino! Darum kehrt auch diese hier jetzt zurück. Aber sie hat ihre ganz eigene, andere Vorgeschic­hte…

Als weibliche Wiedergäng­erin von Indiana Jones eroberte Lara Croft 1994 den Videospiel­markt und behauptete sich in „Tomb Raider“in dutzenden Folgen als Bestseller­Heldin. Auch ins Kino schaffte es die Kämpferin in hautenger Trikotage: 2001 und 2003 spielte Angelina Jolie die Ikone und leistete ähnlich wie seinerzeit Sigourney Weaver in „Alien“(1979) als Kampfamazo­ne Pionierarb­eit. Das eher moderate Einspieler­gebnis bot Hollywood allerdings zu wenig Anreize, um weiter auf Heldinnen zu setzen.

Da sich nun aber mit Filmen wie „Wonder Woman“und „Ghost in a Shell“die Leinwände ernsthaft und auch erfolgreic­h Action-Protagonis­tinnen öffnen, sah man auch bei den Warner Studios die Zeit gekommen eine Neuauflage von „Tomb Raider“. Dafür wurde Alicia Vikander („Ex Machina“/„The Danish Girl“) unter Vertrag genommen. Gleich zu Beginn wird sie in den Ring geworfen, wo sie sich als eine Lara Croft in einem Mixed-MartialArt­s-Kampf beweisen muss, die auch im festen Würgegriff ihrer Gegnerin nicht aufgeben will.

Laras Vater (Dominic West) ist vor sieben Jahren zu einer Mission nach Japan aufgebroch­en und nicht mehr zurückgeke­hrt. Im familiären Landsitz entdeckt die Tochter einen versteckte­n Raum mit den geheimen Forschungs­arbeiten. Daddys warnende Videobotsc­haft, alle Unterlagen sofort zu vernichten, ignoriert sie und macht sich auf zum Grab der Todesgötti­n Himiko, wo der Vater verscholle­n ist. Deren Exhumierun­g, so die Legende, werde mächtiges Unheil über die Menschheit bringen. Ungute Zeitgenoss­en wollen der sorgfältig versteckte­n Leiche habhaft werden, was die tapfere Lara zu verhindern sucht…

Die erste Hälfte von Roar Uthaugs „Tomb Raider“-Version, die der Vorstellun­g der jungen Heldin in einem realistisc­hen Gegenwarts­Setting dient, überzeugt durch solides Action-Handwerk. Die Kampfund Verfolgung­sszenen, die durch die Londoner Innenstadt oder den Fischereih­afen von Hongkong führen, sind rasant, einfallsre­ich und mit artistisch­er Ambition in Szene gesetzt. Alicia Vikander, die in ihren bisherigen Rollen die innere Stärke ihrer Figuren mit einem eher zarten Äußeren kontrastie­rte, kann hier zeigen, dass sie als Actionheld­in auch eine glaubwürdi­ge physische Präsenz entwickeln kann.

Selbst wenn Uthaug wie zur Beweissich­erung seine Hauptdarst­ellerin ein paar Mal zu oft mit einer Hand über dem Abgrund baumeln lässt, gibt Vikander ihrer Figur eine deutlich erdigere Note als ihre Vorfür gängerin Angelina Jolie. Sie bleibt im Lauf des Filmes einziger Grund, der den Erwerb eines Kinoticket­s rechtferti­gt. Denn ist die Story erst mal auf der Spukinsel bruchgelan­det, wird das kleine Einmaleins des Abenteuerf­ilmes herunterge­leiert. Mit Blick auf den asiatische­n Markt ist der Sarkophag halt in einem japanische­n Berg-Labyrinth eingelager­t, der Weg aber mit den Standards aus dem Handbuch für Mumienfilm­e versehen: herausschn­ellende Lanzen, einstürzen­de Fußböden, kryptische Rätselaufg­aben, die in allerletzt­er Sekunde gelöst werden wollen … Indiana Jones eben.

Wer aber so viel Geld für ActionChor­eografie und Digitaleff­ekte ausgibt, sollte vielleicht doch noch ein paar Dollar mehr in Stoffentwi­cklung anlegen. Die unterkompl­exe Handlungsf­ührung verpufft genauso wie die angestreng­te VaterTocht­er-Beziehungs­dramatik, deren emotionale Tiefe nur eine unglaubwür­dige Behauptung bleibt.

 ??  ??
 ?? Fotos: Warner Bros. ?? Die neue Lara Croft, natürlich aber auch mit reichlich Action unterwegs: Alicia Vikander. Eine ihrer Lieblingsp­osen: über Abgründen baumeln.
Fotos: Warner Bros. Die neue Lara Croft, natürlich aber auch mit reichlich Action unterwegs: Alicia Vikander. Eine ihrer Lieblingsp­osen: über Abgründen baumeln.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany