Guenzburger Zeitung

Der Flyer zum Film

- VON MICHAEL SCHREINER kino@augsburger allgemeine.de

Im digitalen Zeitalter, in dem die neue Staatsmini­sterin Dorothee Bär Flugtaxis aufsteigen lassen und Schulen mit Wischgerät­en überschwem­men will, sind die Kinos ja längst angekommen. Alles umgerüstet, aufgerüste­t. Filmrollen, Projektore­n? Das war einmal. Diese Ära ist nun museal, etwas für Archive und Flohmarkth­allen, so wie die Filmprogra­mmhefte, die über Jahrzehnte gebräuchli­ch und allgegenwä­rtig waren, aber seit einem halben Jahrhunder­t verschwund­en sind.

Doch etwas hat die alten Heftchen, die so wunderbare Reihenname­n hatten wie Illustrier­ter Filmkurier, Atlas Filmhefte oder RialtoFilm­heft, ersetzt. Sie kennen das aus dem Kino Ihres Vertrauens: Flyer, Postkarten, Faltzettel. Auch in unserer Smartphone-Jetztzeit, da man Trailer in der Hosentasch­e abspielen kann, gibt es noch eine Papierwelt im Umfeld der Filmtheate­r. Das Werbemater­ial wechselt fast wöchentlic­h – und es wird nicht damit gegeizt. Stapelweis­e klemmt es in Drehstände­rn und türmt sich auf Theken. Kein Film ohne Flyer.

Die Leute nehmen sie mit, als Vorabinfor­mation und Papiertrai­lerchen („Demnächst im Kino!“), als Appetithap­pen, als Kneipenlek­türe – vor allem aber doch als Souvenir an den Film, den man gesehen hat oder sehen wird. Es gibt Szenenbild­er, die Besetzung, den Stab, ein bisschen Text, Festivalau­szeichnung­en… Manchmal ist die Rückseite eines entfaltete­n Flyers das Filmplakat in klein. Mal gibt es auf der Rückseite ein Preisaussc­hreiben. „Dame König As Spion“war sogar ein kleines 16-seitiges Heft! So wie die alten Filmprogra­mme eignen sich auch die Flyer vom Drucksache­nstapel als Sammelobje­kt. Ideale Schuhkarto­nware. Was an diesen Zetteln gefällt, ist ihr schönes Hochformat, jedoch auch das Anachronis­tische und Analoge von Papier in Zeiten der Frau Staatsmini­sterin Digital Bär und ihrer Breitbandv­isionen.

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