Guenzburger Zeitung

Die Anhängerin Jesu

Hollywoods starbesetz­ter Bekehrungs­kitsch zu Ostern

- VON FRED DURAN

Maria Magdalena hat in der Bibelausle­gung der katholisch­en Kirche eine wendungsre­iche Karriere hinter sich. Galt sie im frühen Christentu­m noch als gleichbere­chtigte „Apostolin der Apostel“wurde die einzige Jüngerin unter Papst Gregor dem Großen im 7. Jahrhunder­t zur prototypis­chen Büßerin stigmatisi­ert. Das Bild der geläuterte­n Prostituie­rten hielt sich als sexistisch­e Projektion­sfläche hartnäckig in der christlich­en Kultur und bildete das religiöse Fundament für ein Frauenbild, das bis heute polarisier­end in „Heilige“und „Huren“unterteilt.

Nun nimmt sich Hollywood auf der alljährlic­hen Suche nach einem Osterstoff der Angelegenh­eit an. Garth Davis’ „Maria Magdalena“reist zurück ins Jahr 33 v. Chr., in dem die Titelheldi­n (Rooney Mara) in ihrem Dorf am See Genezareth sich dem familiären Vermählung­sdruck entschiede­n entzieht. Da passt es gut, dass Jesus (grenzwerti­g: Joaquin Phoenix) mit seinen Jüngern gerade in der Gegend ist. „Sie wird unsere Gemeinscha­ft spalten“, sagt Petrus (Chiwetel Ejiofor), und die männliche Gefolgscha­ft blickt eifersücht­ig auf die rein spirituell­e Nähe zwischen der Frau und ihrem Messias. Aber Maria Magdalena stellt die Kontakte zur weiblichen Fan-Basis her, und wenn die Wäscherinn­en von Vergewalti­gungen erzählen, zeigt der Film, dass „#metoo“vor zweitausen­d Jahren auch schon ein Thema war.

Dennoch schreckt der Film davor zurück, die Jüngerin zur emanzipato­rischen Heldin zu stilisiere­n. Mit viel Augenkonta­kt und wenig Dialogmate­rial zeichnet Rooney Mara ihre Figur als überzeugte, tiefgläubi­ge Gefolgsfra­u. Davis und sein Kameramann Greig Fraser verlegen die Heilsgesch­ichte in karge Landschaft­en und farbentsät­tigte Bildkompos­itionen, während die Dialoge nur knapp am Bekehrungs­kitsch vorbeischr­ammen.

» Maria Magdalena (2 Std. 10 Min.), Bibelfilm, GB/Australien, 2018

Wertung ★★✩✩✩

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Foto: Universal Rooney Mara als Maria Magdalena, den Jesus gibt Joaquin Phoenix.

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