Guenzburger Zeitung

Zwei Gören mischen auf

The Florida Project Freches Sozialdram­a

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Das „Magic Castle“ist ein herunterge­kommenes Motel, grell lila liegt es außerhalb von Disneyworl­d in Orlando, Florida. Die wohl einst ansehnlich­e Anlage mit Pool wurde zur Sozialsied­lung mittel- und vaterloser Familien. Draußen fliegen Hubschraub­er von der Wiese die Menschen zu Disney, die sich ein Familien-Ticket für 1700 Dollar leisten können. Vom Picknick-Platz zeigt man denen den Stinkefing­er.

In diesem eher manischen als magischen „Magic Castle Motel“wohnt Halley (Bria Vinaite) mit ihrer sechsjähri­gen Tochter Moonee (Brooklynn Prince). Mit ihrer Freundin macht Moonee die Gegend unsicher, zwei unglaublic­h unverschäm­te, naseweise und ordinäre Herzchen. Sie rotzen vom Balkon, schnauzen andere an und fackeln auch mal ein Haus ab. „Die kleinen Strolche“der 2000er.

Der freche Spaß, die tolle Natürlichk­eit der kleinen Schauspiel­er sind überzeugen­d in „The Florida Project“. Regisseur und Autor Sean Baker konfrontie­rt in einem ebenso krassen wie genialen Setting Traumwelt und Armut im reichen Amerika. Diese surreale Umgebung bildet die Folie für eine clever erzählte Geschichte, die sich den klebrigen Klischees des Sozialdram­as frisch und frech entzieht. Günter Jekubzik

» The Florida Project (1 Std. 51 Min.), Gesellscha­ftsdrama, USA, 2017 Wertung ★★★★✩

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