Guenzburger Zeitung

Beziehung zu verheirate­tem Mann endet blutig

39-Jährige wird wegen gefährlich­er Körperverl­etzung angeklagt. Warum sie nur eine Geldstrafe zahlen muss

- VON WOLFGANG KAHLER

Landkreis Die strafrecht­lichen Vorwürfe gegen eine 39-Jährige sind nicht von Pappe gewesen und hätten für die Frau ernsthafte juristisch­e Konsequenz­en bedeutet. Im Streit hatte sie ihrem Ex in Burgau mit einem Schraubenz­ieher eine blutende Wunde zugefügt. Das war nicht das einzige Delikt, wegen dem die gebürtige Polin nun vor dem Günzburger Amtsgerich­t stand. Bereits im April 2016 kam es im Lokal ihres damaligen Partners in Burgau zu einem Vorfall, den die Staatsanwa­ltschaft als Einbruchsd­iebstahl einstufte. Dort soll sie mit einem Barhocker die Scheibe eines Spielautom­aten zertrümmer­t und 1300 Bargeld gestohlen haben. Der Gesamtscha­den betrug mehr als 2800 Euro.

Zu polizeilic­hen Ermittlung­en war es erst gekommen, als der 57-jährige Ex wegen der Körperverl­etzung Strafantra­g gestellt hatte. Die hatte sich Ende Mai vergangene­n Jahres im Treppenhau­s des Gebäudes ereignet, in dem auch das Lokal angesiedel­t ist. Die 39-Jährige habe dem Mann mit einem Schraubend­reher absichtlic­h in den Unterarm gestochen, was eine fünf Millimeter breite blutende Stichwunde zur Folge hatte.

Doch die Verhandlun­g ergab jetzt doch ein wesentlich anderes Bild der Ereignisse. Die Angeklagte, eine gelernte Ernährungs­technikeri­n, hatte für ihren Partner in dem Lokal gearbeitet. Die Sache mit dem Spielautom­aten „hat er nur gesagt, weil er sich an mir rächen wollte“, erklärte die 39-Jährige über eine Dolmetsche­rin, weil die Beziehung mit dem verheirate­ten Kosovaren in die Brüche ging. Bei der Polizei hatte der als Zeuge geladene Ex-Partner ausgesagt, er habe bei der Frau einen Geldschein mit Punktlöche­rn entdeckt, die nur aus dem Automaten stammen könnten. Rechtsanwa­lt Dieter Schenk aus Burgau hielt dem Zeugen jedoch Widersprüc­he vor. Nach dem Einbruch vor zwei Jahren habe der Mann bei der Polizei keinerlei Tatverdach­t geäußert, erst im Juni 2017 habe er den Beamten dann schließlic­h die Geschichte mit dem Geldschein aufgetisch­t.

Auch der Stich mit dem Schraubend­reher hatte sich wohl im Gegensatz zum Tatvorwurf etwas anders abgespielt. Nach der Trennung hatte der Kosovare in der Wohnung seiner Ex ziemlich gewütet, einige Möbel demoliert und diverse Einrichtun­gsgegenstä­nde abgeholt. Als die Frau ihn dabei hindern wollte, kam es zu einem Handgemeng­e und bei der Abwehr habe sie ihn mit dem Werkzeug verletzt. Beim Memminger Landgerich­t läuft ein Zivilverfa­hren, in dem die Angeklagte Schadenser­satz in Höhe von circa 8000 Euro von ihrem Ex fordert, weil die Sachen nachweisli­ch ihr gehörten, informiert­e deren Anwalt.

Auch die Aussage des für die Ermittlung­en zuständige­n Polizisten erhärteten den Tatvorwurf nicht. Es kam nur heraus, dass der aufgebroch­ene Spielautom­at bei der Versicheru­ng gemeldet wurde mit der Erklärung, der Schaden sei durch einen geworfenen Aschenbech­er entstanden. Da die 39-Jährige bisher nicht strafrecht­lich aufgefalle­n war, bot Richterin Franziska Braun die Einstellun­g des Verfahrens gegen eine Geldauflag­e von 200 Euro zugunsten der Günzburger Lebenshilf­e an. Die Angeklagte und ihr Anwalt akzeptiert­en das. Damit war der schwerwieg­ende Tatvorwurf vom Tisch, der beim Schuldspru­ch eine Freiheitss­trafe hätte bedeuten können, wie Anwalt Schenk nach der Verhandlun­g erklärte.

In einer Pause zwischen zwei Verhandlun­gsterminen war es Richterin Braun, die ihrerseits reichlich

Schulklass­e stellt der Richterin viele Fragen zum Beruf

Fragen einer Schulklass­e gestellt bekam. Zum Beispiel, ob sie schon mal ein Urteil bereut habe, wie ihre Abinote ausgefalle­n sei und welche Prozesse sie besonders beschäftig­ten. Bereut habe sie noch kein Urteil, sagte die Juristin, ihr Notenschni­tt betrug 1,2 und Verfahren zu Misshandlu­ngen von Kindern gingen ihr besonders nahe, antwortete sie geduldig, bevor dann bereits die nächste Verhandlun­g anstand.

 ?? Foto: Kaya ?? Bei der Verhandlun­g ging es auch um ei nen Spielautom­aten.
Foto: Kaya Bei der Verhandlun­g ging es auch um ei nen Spielautom­aten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany