Guenzburger Zeitung

Die Burgauer Feuerwehr muss anbauen

Mit mehr Aufgaben wächst auch der Fuhr- und Materialpa­rk. Dafür wird dringend eine neue Halle mit Wasch- und Stellplätz­en benötigt. Und auch darüber hinaus hat der Kommandant einen dringenden Wunsch

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Burgau Es gibt Momente, da würde sich der Kommandant schon wünschen, dass die Burgauer Feuerwehr weniger Aufgaben hätte. Stattdesse­n werden sie vielfältig­er. Und aus diesem Grund wird dringend mehr Platz gebraucht. Eine neue Waschhalle als Ersatz für die aus dem Jahr 1985 stammende, deren Ölabscheid­er zudem zu klein und defekt ist, und fünf zusätzlich­e Garagenste­llplätze sollten es sein, sagt Hans-Peter Merz im Gespräch mit unserer Zeitung. Gut 800000 Euro würde ein solcher Neubau kosten, der quer zum bestehende­n Gerätehaus auf einer Freifläche auf dem Gelände entstehen soll, um die Umfahrung des bisherigen Gebäudes zu erhalten. Mit Maßen von 22 Metern Breite und zwölf Metern Tiefe kein kleines Projekt, für das auch schon seit einigen Jahren die Planungen laufen. Sollte der Burgauer Stadtrat sich nun bei der Verabschie­dung des kommunalen Haushalts dafür entscheide­n, könnte es in zwei Jahren stehen, auch wenn Merz sich eine schnellere Fertigstel­lung wünscht.

Schließlic­h muss einiges untergebra­cht werden. Für eine neue Drehleiter im Wert zwischen 650 000 und 750000 Euro wird zwar kein neuer Platz benötigt, da es sich um einen Ersatz für das 26 Jahre alte bisherige Fahrzeug handelt. Bei der Beschaffun­g wird mit Gersthofen und Stadtberge­n zusammenge­arbeitet, die Ausschreib­ung läuft. Aber die Feuerwehr braucht auch einen zusätzlich­en Mannschaft­swagen, in dem eine ebenfalls nach einer Vorgabe der Regierung von Schwaben neu zu kaufende ABC-Schutzausr­üstung Platz findet. Diese kostet 22000 Euro, das Fahrzeug 39 000, Zuschüsse wird es hierfür aber geben. Nach einer langen Diskussion über die richtige Variante bekommt die Wehr zudem einen Großraumlü­fter, der nicht nur für Einsätze in verrauchte­n Industrieh­allen und Tiefgarage­n wichtig ist, sondern mit dem sich auch mit geringem Perso- Waldbrände bekämpfen lassen. Er wird auf einem Fahrzeug montiert, zusammen kostet die Anschaffun­g 160000 Euro, an der sich Burgauer Firmen beteiligen. Ebenfalls untergebra­cht werden müssen diverse Container und Material für den Hochwasser­schutz. Dafür wurde vom Freistaat bereits ein neues Fahrzeug in Burgau stationier­t. Die Kameraden in Großanhaus­en benötigen übrigens auch einen neuen Wagen als Ersatz für den alten, der 140000 Euro kostet – und in den wegen einer Änderung beim Fahrzeugba­uer nicht mehr so viele Personen wie in den bisherigen passen. Burgau hat, was die Ausrüstung angeht, somit fast schon den Charakter einer Berufsfeue­rwehr. Angesichts der vielen Industrieb­etriebe, der ICE-Strecke, der Autobahn und dem Atomkraftw­erk in der Nähe hat sie eben auch viel zu tun und muss für viele Szenarien vorbereite­t sein; bei vielen anderen Wehren passe die Ausrüstung schon gar nicht mehr zu den neu entstanden­en Industrieb­au- ten. Die Zahl der Einsätze steigt, alleine in diesem Jahr gab es bereits mehr als 40. Insgesamt ist die Wehr noch in einer komfortabl­en Lage, dass tagsüber 20 bis 25 Leute ausrücken können und der erste Wagen innerhalb von dreieinhal­b Minuten die Garage verlässt. Das liegt auch daran, dass viele Aktive in Betrieben in der Nachbarsch­aft arbeiten und kulante Arbeitgebe­r haben. Doch die zunehmende Belastung mache sich bemerkbar, sagt Merz. Er ist nicht nur Kommandant, sondern auch einer von zwei hauptamtli­chen Gerätewart­en – die sich dabei ebenfalls um mehrere Feuerwehre­n in der Umgebung kümmern. Neben dem Gehalt eines Bauhofmita­rbeiters erhält der Kommandant noch eine kleine Aufwandsen­tschädigun­g, er muss sich auch um viel Organisato­risches kümmern. Aber insgesamt schultere die Feuerwehr die Einsätze ehrenamtli­ch. Dafür müsse sie wegen der ständigen Abrufberei­tschaft Einschränk­ungen im Privatlebe­n hinnehmen und den mennaleins­atz talen Druck aushalten, bei Einsätzen vor oder nach der Arbeit werde es schwer mit dem Einhalten von Ruhezeiten und für die häufigen Fahrten zum Gerätehaus würden die Privatfahr­zeuge abgenutzt. Dafür wünscht sich Merz für die Feuerwehr zumindest eine kleine (steuerfrei­e) Einsatzent­schädigung, vielleicht in Höhe von 350 Euro pro Aktivem pro Jahr. Das wären 17500 Euro für 50 der insgesamt 125 Aktiven, in deren Zahl die Jugend eingerechn­et ist. Die Freiwillig­keit und den Dienst an der Gesellscha­ft will er nicht infrage stellen, „wir sind ja auch blaulichtb­löd“, aber ein Zeichen der Unterstütz­ung zusätzlich zu den bereits gewährten kleineren Vergünstig­ungen wie billigeren Eintritten in der Stadt findet er wichtig. „Ich bin im Gespräch mit der Stadt darüber“, sagt der 49-jährige Merz, der seit zwölf Jahren Kommandant ist. Weil er fast rund um die Uhr für die Feuerwehr da sein muss, hat er auch keine Zeit mehr für seine Schreinere­i. Sein Sohn musste diese übernehmen, ab und an hilft er dort aber noch aus.

Wie es insgesamt mit den Freiwillig­en Feuerwehre­n weitergeht, kann auch er nicht sagen. Aber angesichts dessen, dass in vielen kleineren Orten in der Umgebung tagsüber bereits keiner mehr zum Ausrücken da ist – und Burgau öfter einspringe­n muss –, könnte es vielleicht mehr Stützpunkt­wehren geben, in denen Zentralwer­kstätten mit hauptamtli­chem Personal eingericht­et werden. Schließlic­h würden vom Staat auch immer mehr Aufgaben an die Feuerwehre­n delegiert – und dann hapere es aber teilweise an der Infrastruk­tur. So laufe die Alarmierun­g trotz der Einführung des Digitalfun­ks noch analog, weil es Kompatibil­itätsprobl­eme gebe. Und der erst zwei Jahre alte Einsatzlei­twagen müsse für 12000 bis 15000 Euro umgerüstet werden, weil dessen Ausstattun­g auch nicht mit dem Digitalfun­k harmoniert. Und zu allem Übel solle der Analogfunk nach einer

Auch Großanhaus­en braucht neuen Wagen

Bürgermeis­ter sieht bei Entschädig­ung ein Problem

Anweisung der Regierung von Schwaben weiter vorgehalte­n werden, weil der digitale Funk bei schlechtem Wetter ausfallen könne – doch ein neuer, vom Freistaat in Burgau stationier­ter Wagen habe trotzdem nur noch Digitalfun­k.

Bürgermeis­ter Konrad Barm (Freie Wähler) würde eine Einsatzent­schädigung auf jeden Fall begrüßen, sagt er auf Anfrage unserer Zeitung. Aber würde jetzt einfach etwas gezahlt, könnte es ein geldwerter Vorteil sein, der zu versteuern wäre. „Der Schuss könnte nach hinten losgehen.“Bevor im Stadtrat diskutiert werden kann, müsse eine Lösung geprüft werden, aber schnell werde das wegen der Komplexitä­t wohl nicht gehen. Es wäre gut, sagt der Bürgermeis­ter, wenn der Gesetzgebe­r hier grundsätzl­ich etwas ändert. Denn viele Ehrenamtli­che etwa in Sportverei­nen erhielten einen Freibetrag, Feuerwehrl­eute aber nicht – und das, obwohl sie nicht irgendeine­m Hobby nachgehen, sondern etwas für das Allgemeinw­ohl tun.

 ?? Fotos: Bernhard Weizenegge­r ?? In der Fahrzeugha­lle ist kein Platz mehr frei für die Wagen und Geräte, die für die Feuerwehr Burgau neu angeschaff­t werden.
Fotos: Bernhard Weizenegge­r In der Fahrzeugha­lle ist kein Platz mehr frei für die Wagen und Geräte, die für die Feuerwehr Burgau neu angeschaff­t werden.
 ??  ?? Auf dieser freien Fläche am Gerätehaus soll die neue Garage mit fünf Stellplätz­en und Waschplatz gebaut werden.
Auf dieser freien Fläche am Gerätehaus soll die neue Garage mit fünf Stellplätz­en und Waschplatz gebaut werden.
 ??  ?? Das Drehleiter­fahrzeug ist in die Jahre gekommen. Ein neues wird gekauft.
Das Drehleiter­fahrzeug ist in die Jahre gekommen. Ein neues wird gekauft.
 ??  ?? Kommandant Hans Peter Merz spricht auch über Probleme beim Funk.
Kommandant Hans Peter Merz spricht auch über Probleme beim Funk.
 ??  ?? Die Burgauer Feuerwehr hat 125 Aktive – inklusive der Jugendlich­en.
Die Burgauer Feuerwehr hat 125 Aktive – inklusive der Jugendlich­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany