Guenzburger Zeitung

Diplomatie mal anders

- VON VANESSA POLEDNIA redaktion@guenzburge­r zeitung.de

Mit Trends ist das ja so eine Sache. Gerade beim Thema Ernährung wird es da schnell kurios. Fermentier­ter Kohl? Das klingt für mich eher nach Susis Schupfnude­limbiss und nicht nach schickem Superfood.

Im Supermarkt gibt es übrigens schon länger fermentier­te Köstlichke­iten. Nicht nur aus Korea. Zum Beispiel Kefir, ursprüngli­ch aus Russland. Aber auch das deutschest­e aller Lebensmitt­el, das Sauerkraut, gehört dazu. Demzufolge müsste dieser Ernährungs­trend doch den biederen Ruf unseres altbewährt­en Sauerkraut­s aufpoliere­n. Engländer und Amerikaner bezeichnen uns Deutsche ja oftmals als „Krauts“. Schließlic­h ist man doch, was man isst. Heißt das also, dass wir auch im Trend liegen?

Ich würde sogar noch einen Schritt weitergehe­n. Kraut ist diplomatis­ch wertvoll! So könnten koreanisch­e und deutsche Vertreter in naher Zukunft bei Treffen feierliche Übergaben zelebriere­n. Das Kimchi und das Sauerkraut würden in güldenen Einmachglä­sern ehrfurchts­voll ausgetausc­ht werden. Die Diplomaten würden sich anerkennen­d zunicken und die Fermentier­kunst des anderen preisen. Und in Gedanken natürlich die eigene Variante für besser befinden. Damit könnte Essen zur Völkervers­tändigung beitragen. Noch intensiver würde die, wenn Koreaner und Deutsche auch noch anfingen, ihre Gerichte miteinande­r zu kombiniere­n. Wie wäre es zum Beispiel mit Kimchi zu Schupfnude­ln?

Da kommt Hunger auf. Jetzt stellt sich mir nur noch eine Frage: Was gibt es heute zu essen? Kimchi, Sauerkraut oder doch lieber eine Pizza mit extra Käse.

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