Pferdewissenschaften? – Ja, die gibt’s
Virginia Kneißl aus Krumbach reitet schon ihr ganzes Leben und besitzt selbst zwei Pferde. Die 22-Jährige möchte Züchterin werden und studiert deshalb Pferdewissenschaft in Wien
Krumbach Wege und Straßen sind schneebedeckt, und wenn man genau hinsieht, entdeckt man hier und da Hufspuren am weißen Boden. Es ist kalt draußen, das Thermometer zeigt sieben Grad unter Null. Doch auch bei solch kaltem Wetter müssen Pferde ausgeritten werden. Das weiß die 22-jährige Virginia Kneißl aus Krumbach sehr gut. Ihr und ihrer Familie gehören zwei Pferde, Rainman und Balu, die in einem Stall in Deisenhausen untergebracht sind. Für „Gini“, wie sie von Freunden genannt wird, gehören die Tiere schon seit frühester Kindheit zum Leben dazu. Mittlerweile studiert sie Pferdewissenschaft an der Universität in Wien.
„Schon als ich noch ein Baby war, sind meine Eltern mit mir im Kinderwagen an den Koppeln in Krum- bach vorbeigegangen“, erklärt die junge Frau mit den braunen kurzen Haaren.
Sie lässt sich auf die gepolsterte Bank eines Cafés in Augsburg fallen und zieht ihre Steppjacke aus. Gerade hat sie Semesterferien und ist aus der österreichischen Hauptstadt angereist. „Mit sechs habe ich dann angefangen zu reiten“, sagt die 22-Jährige. Zuerst auf Schulpferden, später auf den eigenen. Das Reiten wurde zu einem ihrer wichtigsten Hobbys – neben Dingen wie Trompete spielen oder turnen.
Die Leidenschaft zum Reiten führte schließlich auch dazu, dass Virginia 2009 für einige Tage nach Wien fuhr, um sich an der dortigen Universität über den Studiengang Pferdewissenschaft zu informieren. „Ich wollte beruflich später unbedingt etwas mit Pferden machen“, sagt die 22-Jährige und dreht ihre Kaffeetasse zwischen ihren Händen hin und her. Da kam ihr der Tag der offenen Tür in der Bildungseinrichtung gerade recht.
Pferdewissenschaft ist ein Fach, in dem nicht nur Wissen rund um das Thema Pferd vermittelt wird, sondern darüber hinaus auch in anderen Feldern. Der Studiengang ist eng verknüpft mit der Veterinärmedizin, dem Fachgebiet der Tierärzte, weshalb die Studenten etwas über Anatomie, Reproduktion und Ähnliches lernen. „Trotzdem haben wir auch Fächer wie Marketing oder BWL“, fügt Virginia hinzu. Später würde die 22-Jährige gerne einen eigenen kleinen Zuchtbetrieb haben. „Ich würde dort zum Beispiel Therapiereiten für Menschen mit Behinderungen anbieten wollen“, sagt sie und lächelt. Aber was ist eigentlich das Besondere an Pferden für Gini? „Es sind große, liebe Lebewesen, die einem Kraft geben und viel mitmachen“, erklärt sie. Außerdem seien die Tiere vielseitig: Neben Sportarten wie Polo oder Sprungreiten, die man mit ihnen ausüben könne, sind Virginias eigene Pferde für sie auch so eine Art Familienmitglieder.
Dass Reiten allerdings „Mädchensache“ist, sieht die Studentin anders. „Klar, in den Ställen sieht man fast nur Frauen. Aber zum Beispiel auf Turnieren begegnen einem fast mehr Männer. Ich glaube, das kommt einfach auf den Bereich an“, sagt sie. Bald wird sie wieder nach Wien fahren, wo sie im Rahmen des Studiums auch Pferde betreut. Elfi, ein kleines Pony mit weißer Mähne, wartet dort schon auf die 22-Jährige. Von den Pferden in Krumbach geht es also direkt zurück zu denen in Wien.