Guenzburger Zeitung

Ärger um Parkplatz Sex bei Neu Ulmer Kleingarte­nanlage

Ein Parzellen-Eigentümer warnt in der Nähe des Donaubads mit einem Schild vor Schäferstü­ndchen auf seinem Parkplatz. Polizei und Stadt ist die Problemati­k vor Ort neu

- VON ARIANE ATTRODT

Neu Ulm Der Wetterhahn, der auf einer der Gartenlaub­en thront, dreht sich unter lautem Knarzen im Wind, ansonsten herrscht eine beruhigend­e Stille bei den Schrebergä­rten hinter der Eislaufanl­age des Neu-Ulmer Donaubads. Dass es hier nicht immer so idyllisch zugeht, wie es die Eigentümer der Parzellen gerne hätten, zeigt ein Schild: „Das ist ein Parkplatz und Privateige­ntum und kein Fickplatz“, steht darauf zu lesen, darunter prangt das Piktogramm eines Paares in eindeutige­r Stellung. Der Hinweis hängt, in Holz gerahmt, an einem einzelnen Parkplatz – wohl nicht ganz unbegründe­t, wie ein Blick auf den Boden erahnen lässt: Dort liegen mehrere aufgerisse­ne Kondompack­ungen, ebenso ein benutztes Präservati­v. Das Schild hat schon über die Grenzen von Neu-Ulm hinweg Wellen geschlagen – dabei ist immer noch unklar, wer es überhaupt angebracht hat.

Mit dem Neu-Ulmer Stadtverba­nd der Kleingärtn­er hat es auf jeden Fall nichts zu tun, wie dessen Erster Vorsitzend­er Dieter Kammerer auf Nachfrage unserer Zeitung sagte. Zwar sind manche Parzellen am Donaubad dem Verband zugeordnet – aber eben nicht die, zu der jener Parkplatz mit dem Schild gehört. Der Garten sei privat und dessen Besitzer habe da ein „Späßle gemacht“, sagt Kammerer. Dass jedoch Parkplätze bei Kleingarte­nanlagen gerne einmal zum öffentlich­en Liebesspie­l genutzt werden, das wisse er nach mittlerwei­le zehn Jahren als Vorstandsm­itglied im Stadtverba­nd. „Egal, wo das ist, da tummeln sich auch Leute rum. Aber: Was wollen Sie machen?“

Auch Martin Paul, MarketingL­eiter des Donaubads, distanzier­t sich auf Nachfrage unserer Zeitung entschiede­n von dem Hinweissch­ild. Er finde es schade, dass die städtische Einrichtun­g in der Öffentlich­keit in die Angelegenh­eit mit hineingezo­gen werde. Denn: „Der Parkplatz gehört zu einer Parzelle, die nicht einmal direkt bei uns angrenzt“, sagt er und fügt hinzu: „Sie liegt einfach nur ums Eck.“Dass sich auf dem Parkplatz des Donaubads keine sexuellen Eskapaden abspielen, da ist sich Paul sicher: Denn regelmäßig patrouilli­ere dort nachts ein Sicherheit­sdienst, grundsätzl­ich sei nichts bekannt oder gemeldet worden.

Ebenso wenig sind Hinweise an die Stadt Neu-Ulm herangetra­gen worden, wie Pressespre­cherin Sandra Lützel mitteilt. „Es gab keine Mitteilung, dass dort nachts irgendwelc­he Sachen vonstatten­gehen.“Doch selbst wenn: Da es sich um Privatgrun­d handelt, sei die Stadt gar nicht zuständig. Die Neu-Ulmer Polizei kann sich die ganze Aufregung auch nicht so recht erklären. Man sei des Öfteren vor Ort, bei nächtliche­n Streifenfa­hrten oder Verkehrsko­ntrollen zum Beispiel. Doch Pärchen beim Sex hat man nicht erwischt, sagt Michael Wecker von der Polizei Neu-Ulm. Auch Beschwerde­n gab es keine. Zum Schild an sich merkt Wecker an, dass ein Eigentümer grundsätzl­ich eines an seinem Parkplatz anbringen kann – solange es keinen strafrecht­lich relevanten Inhalt habe oder die Verkehrssi­cherheit gefährde.

Bekannt ist der Parkplatz beim Donaubad jedoch offenkundi­g in der hiesigen Sex-Szene im Internet. So heißt es unter der Kategorie „Finde den geilsten Parkplatzs­ex in Neu-Ulm“auf einer einschlägi­gen Website: „Schöner großer Parkplatz, öfters Paare da, welche Zuschauern nicht abgeneigt sind. Einzelne Frauen noch selten.“

Ein anderer Ort im Neu-Ulmer Landkreis schaffte es vor geraumer Zeit ebenfalls wegen des dortigen Freiluftse­xes bereits bundesweit in die Schlagzeil­en: der Waldsee in Senden, genauer gesagt dessen unter dem Namen „Porno Island“bekannte Halbinsel. Die dort Badenden – meist aus der Swinger- und Homosexuel­len-Szene – hatten für einigen Unfrieden unter den Bürgern gesorgt, weil sie sich ungeniert vergnügt hatten. Die Rede war dabei von wilden Orgien oder gar SexTourist­en, die von weit her angereist waren.

Vor Kurzem hat der Sendener Stadtrat allerdings eine Regelung beschlosse­n, die zumindest die Bürger, die angezogen im Naherholun­gsgebiet spazieren gehen, freuen dürfte: Nacktbaden ist am Waldsee mittlerwei­le verboten.

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Fotos: Alexander Kaya (2), Archivfoto: Barmer Private Schäferstü­ndchen sind hier nicht erwünscht: Der Besitzer eines Schreberga­rtens in Neu Ulm warnt mit einem Schild vor Sex auf seinem Parkplatz.
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Ein Blick auf den Boden zeigt: So manch einer hat sich an dem Ort trotz Verbot schon vergnügt.
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Waldsee in Senden: Das dortige Treiben hatte auch für Unfrieden gesorgt.

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