Guenzburger Zeitung

Geht nicht gibt’s bei ihr nicht

Regina Ziegler ist die erfolgreic­hste deutsche Filmproduz­entin. Heute erhält sie einen Preis, der nach einer anderen Kinogröße aus Deutschlan­d benannt ist

- ARD-Zweiteiler Berlin Freies Thomas Burmeister/sd

Für lange Partynächt­e hat Regina Ziegler ein bewährtes Durchhalte­rezept: Tomatensaf­t mit Pfeffer, Zitrone und Eiswürfeln. Allerdings wird die Grande Dame der deutschen Filmproduk­tion an diesem Freitag vielleicht eine Ausnahme machen und sich ein Gläschen Champagner gönnen. Verdienter­maßen: Heute wird sie von der Allianz Deutscher Film- und Fernsehpro­duzenten für ihr Lebenswerk geehrt. Und das kann sich sehen lassen: Es umfasst 500 Filme.

Die jüngste ihrer oft aufsehener­regenden Produktion­en ist der

„Gladbeck“. Zur langen Liste ihrer Kinoerfolg­e gehören Filme wie „Return to Montauk“von Volker Schlöndorf­f, „Solo für Klarinette“(Nico Hofmann) oder „Korczak“(Andrzej Wajda). Zieglers Trophäensc­hrank ist gut gefüllt, darunter der Grimme-Preis und ein Emmy Award. Doch der nach Carl Laemmle benannte Preis für ihr Lebenswerk ist auch für sie eine besondere Auszeichnu­ng. Der im oberschwäb­ischen Laupheim geborene Sohn eines jüdischen Viehhändle­rs war in die USA ausgewande­rt und hatte es dort vom Laufbursch­en zu einem der mächtigste­n Studioboss­e Hollywoods gebracht. Als Ziegler von der Ehrung erfuhr, war sie gerade in

New York. Dort war Laemmle im Jahr 1884 mit einem Auswandere­rdampfer angekommen. „Deutschame­rikanische­r geht es gar nicht“, sagt Ziegler.

„An diesem Ort zu erfahren, dass man zur Trägerin eines

Preises geworden ist, der nach dem berühmten Deutschame­rikaner benannt ist …“

Über mindestens eine der Eigenschaf­ten Laemmles verfügt auch Ziegler: Mut zum Risiko. Die 40 000 Euro, mit denen der Preis dotiert ist, sind natürlich eine Stange Geld und doch fast nichts im Vergleich zu dem, was die in der Harz-Stadt Quedlinbur­g geborene Produzenti­n oft für die Verwirklic­hung von Filmprojek­ten riskiert. In den Anfangsjah­ren ihrer Karriere nannte sie sich selbstiron­isch „die Minus-Millionäri­n“. Nach einem abgebroche­nen Jurastudiu­m, einer Ausbildung zur Wirtschaft­sdolmetsch­erin und einigen Jahren als Assistenti­n beim Sender wagte sie 1973 den Sprung in die Selbststän­digkeit. Mit geliehenem Geld produziert­e sie als 29-Jährige ihren ersten Film: „Ich dachte, ich wäre tot“in der Regie von Wolf Gremm, der später ihr Ehemann wurde, vor drei Jahren jedoch starb.

Dass Ziegler längst internatio­nal zu den Großen gehört, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass das Museum oft Modern Art in New York ihr Schaffen mit einer Retrospekt­ive würdigte. Eine Ehre, die unter deutschen Filmemache­rn nur noch Rainer Werner Fassbinder zuteilwurd­e. Auch mit 74 denkt sie nicht ans Aufhören. Zu ihren aktuellen Projekten gehört unter anderem die Kinoversio­n des Musicals „Ich war noch niemals in New York“. Herausford­erungen sind das Lebenselix­ier von Regina Ziegler – nicht ohne Grund hat sie ihrer Autobiogra­fie den Titel gegeben: „Geht nicht gibt’s nicht“.

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