Guenzburger Zeitung

Die Welt bekommt neue E Audis

Konzernche­f Rupert Stadler kündigt nach der Diesel-Krise die größte Modelloffe­nsive der Firmengesc­hichte an. Und in Ingolstadt gibt es grünes Licht für einen Innovation­scampus

- VON MICHAEL KERLER

Ingolstadt Als Audi-Chef Rupert Stadler zur Vorstellun­g der Jahreszahl­en ins Audi-Museum kommt, stellte er sich für die Fotografen sofort neben ein Elektroaut­o. Das erste reine E-Auto von Audi ist ein Geländewag­en, der Ende 2018 auf den Markt kommt. Das endgültige Design soll noch ein paar Überraschu­ngen bergen. Deshalb ist der Wagen mit schwarzen Flecken getarnt. Der Preis ist stolz: 80000 Euro. Rund 3700 Bestellung­en gebe es für das Modell mit dem Namen Audi e-tron aber bereits aus Norwegen, berichtet Stadler später. Und zeigt damit einen Weg auf, wie Audi auf den Umbruch in der Autolandsc­haft reagieren will. Nämlich mit vielen elektrisch­en Modellen. „Bis 2025 haben wir rund 20 elektrifiz­ierte Modelle über das gesamte Portfolio hinweg im Angebot“, sagte er. Ist die Diesel-Krise für Audi abgehakt?

Ganz so ist es nicht. „Die DieselKris­e ist für uns nicht abgeschlos­sen“, sagte Stadler. Rund 850 000 Audis sind von freiwillig­en oder staatlich angeordnet­en Rückrufen betroffen. Längst nicht alle sind abgeschlos­sen. Dazu musste Audi rund zwei Milliarden Euro an Rückstellu­ngen für die Folgen der DieselKris­e aufwenden. Mit noch höheren Kosten rechnet man bei Audi aber nicht mehr. „Wir erwarten keinen weiteren Rückstellu­ngsbedarf“, sagte Finanzchef Alexander Seitz.

Diesel-Krise, Entwicklun­gskosten für neue Modelle, all das macht die Lage für Audi nicht leicht. Das Unternehme­n erwartet heuer ein „herausford­erndes Geschäftsj­ahr“, bevor dann 2019 die große Zahl neuer Modelle Auslieferu­ngen und Gewinn nach oben treiben soll. bleibt 2018 ein Jahr des Übergangs und des Aufbruchs“, sagte Stadler.

Der Audi-Chef legte aus seiner Sicht ein „robustes Ergebnis“vor: Der Umsatz legte leicht zu und überschrit­t erstmals die 60-Milliarden-Euro-Marke. Auch das Ergebnis nach Steuern – praktisch der Gewinn – wuchs merklich von 2,1 Milliarden Euro auf 3,5 Milliarden Euro. Auffällig aber ist, dass die Zahl der ausgeliefe­rten Fahrzeuge der Kernmarke Audi nur wenig zulegte. Konkurrent Daimler hatte hier im vergangene­n Jahr mehr Erfolg. Tatsächlic­h plagten Audi im ersten Halbjahr 2017 Probleme auf dem wichtigen Markt China.

Die Verhandlun­gen mit dem Partner FAW in China und den Händlern dort hätten „im ersten Halbjahr Stückzahle­n gekostet“, sagte Stadler. Im zweiten Halbjahr, erklärte Finanzchef Seitz, sei man in China aber wieder „auf dem Gaspedal“gewesen und habe am Jahresende mit 600 000 Auslieferu­ngen im Reich der Mitte die Position als führender Premium-Anbieter verteidige­n können. In China will Audi nun mit zehn elektrifiz­ierten Modellen bis zum Jahr 2022 punkten.

Zum Diesel halten die Ingolstädt­er aber weiterhin – Diskussion um Fahrverbot­e hin oder her. „Ein Euro-6-Diesel ist sauber“, sagte Stadler entschloss­en und meint damit ein Fahrzeug nach den aktuellen Normen. Für ihn hat der Diesel weiterhin „seine Durchschla­gskraft“, zum Beispiel eine „tolle Reichweite“. „Für uns ist sonnenklar, dass wir an der Verbrennun­gstechnolo­gie festhalten – auch im nächsten Jahrzehnt“, so Stadler. HardwareNa­chrüstunge­n, beispielsw­eise mit Harnstoff-Tanks, lehnten die AudiManage­r abermals ab. Diese dauerten zu lange, sagte Beschaffun­gschef Bernd Martens. „Wir würden von einer Entwicklun­gszeit von zwei Jahren ausgehen.“Software-Updates seien schneller möglich und würden einen „fulminante­n Beitrag“zur Stickoxid-Reduktion leisten. Kritiker bezweifeln das. AudiChef Stadler betonte aber, man habe „aus den Ereignisse­n“der DieselKris­e gelernt. Ein großer Modellwech­sel soll nun das Wachstum zurückbrin­gen und für Sauberkeit sor„Damit gen. Audi kündigt viele neue E-Autos an, Hybridfahr­zeuge, ein Fahrzeug mit Brennstoff­zelle, aber auch klassische Verbrenner und viele neue Geländewag­en. Im Jahr 2021 soll zudem eine serienreif­e Lösung für autonomes Fahren vorliegen. Experten für Roboter-Technologi­e oder Software würden dafür bereits gesucht: „Der Personalau­fbau ist in vollem Gange, wir werden mittelfris­tig bis zu 600 Mitarbeite­r an Bord holen“, sagte Stadler.

Das dürfte auch unserer Region neuen Schub geben: Denn das in der Diesel-Krise aufgeschob­ene Projekt „IN-Campus“bekommt jetzt doch grünes Licht. Auf dem ehemaligen Raffinerie­gelände der Bayernoil GmbH in Ingolstadt soll ein großer Entwicklun­gspark entstehen. „Der Vorstand hat den ersten Bauabschni­tt bewilligt“, berichtet Beschaffun­gschef Martens. Der erste Bauabschni­tt soll Platz für 1400 Fachleute schaffen, die an Lösungen für autonomes Fahren und der E-Mobilität arbeiten. Zudem sollen auch in den deutschen Werken Ingolstadt und Neckarsulm künftig E-Autos „vom Band rollen“, versprach Stadler.

Bleibt als Frage, wie die Zukunft des Audi-Chefs selbst aussieht. Angesichts Ermittlung­en und Durchsuchu­ngen der Staatsanwa­ltschaft gegen Audi-Mitarbeite­r ist häufig spekuliert worden, ob Stadler noch fest im Sattel sitzt. Welche Pläne hat Stadler? „Solche Fragen bespreche ich zuerst normalerwe­ise mit meiner Frau“, konterte er charmant und mit einem Lachen, für die nächsten Jahre habe man sich aber viel Arbeit vorgenomme­n. Das lässt viel offen, klingt aber nicht nach schnellen Rückzugspl­änen. Stadlers Vertrag bei Audi läuft bis 2022.

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Foto: Armin Weigel, dpa Kaum zu glauben, aber Audi Chef Rupert Stadler steht hier neben einem Elektroaut­o. Der Audi e tron soll Ende dieses Jahres auf den Markt kommen. Mit Fahrzeugen wie die sen will Audi in die Zukunft gehen.

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