Viermal ausgezeichnetes Teamwork
Warum Unternehmen und Schulen im Landkreis Günzburg zusammenarbeiten und welche Vorteile das beiden Seiten bringt
Ichenhausen Die Hans-Maier-Realschule in Ichenhausen ist Sieger des von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwaben ausgelobten Wilhelm-Hübsch-Preises, der in diesem Jahr erstmals in allen elf schwäbischen IHK-Regionalbereichen vergeben wird. Während eines Festakts im Schulmuseum Ichenhausen erhielt Schulleiter Christian Pfeifer 3500 Euro. Pfeifer hatte eine Delegation seiner Lehrkräfte und Schüler mitgebracht. Grund der Auszeichnung, die IHK-Vizepräsident Roland Kober und IHK-Regionalvorsitzender Hermann Hutter vornahmen, ist die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Schule und Wirtschaft vor Ort. Die IHK hatte entsprechende Partnerschaften initiiert. Das Projekt hat mit bisher 270 Kooperationen in Schwaben eine hohe Beteiligung erfahren. Das Ziel dieser Aktion: Frühzeitig Schülerinnen und Schüler für eine duale Ausbildung begeistern und gleichzeitig einen Beitrag zur Fachkräftesicherung leisten.
Die Partner aus der Wirtschaft mit der Siegerschule sind die Cancom GmbH in Jettingen-Scheppach und die Alois Kober GmbH in Kötz. Ausgezeichnet wurden außerdem die Christoph-von-Schmid-Realschule Thannhausen (Kooperationspartner: Kögel Trailer GmbH & Co. KG, Burtenbach), die MariaTheresia-Mittelschule Günzburg (Günzburger Steigtechnik GmbH) und das Simpert-Kraemer-Gymnasium Krumbach mit der Hans Lingl Anlagenbau und Verfahrenstechnik GmbH & Co. KG in Krumbach als Partner. Sie als weitere Preisträger wurden mit je 2500 Euro bedacht.
Zur Siegerehrung im ehemaligen Schloss hatten sich jeweils Lehrkräfte und Schüler der vier Schulstandorte eingefunden und ebenso von den einzelnen Firmen Vertreter der Geschäftsführung und deren Ausbildungsleiter.
Für den IHK-Regionalvorsitzenden Hutter ist es gerade das duale System, das „den richtigen Weg für eine gute und breite Berufsbildung“ermöglicht nach dem Motto „Lehre macht Karriere“. 27 Unternehmen im Landkreis und 40 in der Region Westschwaben seien es inzwischen, die sich an der Partnerschaft mit erfolgreich beteiligen. Für den Günzburger Landrat Hubert Hafner steht fest: „Solche Kooperationen fördern nur die Ausbildung junger Menschen. Sie sind ebenso wichtige Brücken zwischen Theorie und Praxis.“
Welche Erfolge damit verbunden sein können, zeigte Hutter auf, der die einzelnen Sieger-Partnerschaften vorstellte und gleichzeitig Einblick in deren Arbeitsweise gab, die ein aktives und individuelles Mitmachen vieler Menschen auf beiden Seiten erfordere.
Seit knapp drei Jahren besteht die Partnerschaft der Realschule Ichenhausen mit der Kötzer Alois Kober GmbH. Auftakt waren Planung, Umsetzung und Aufbau eines Gewächshauses auf dem Schulgelände, für das die Kober-Auszubildenden die Verantwortung übernehmen, während Bepflanzung, Betreuung und Ernte den Schülern obliegt. „Das Besondere ist, dass die Schüler die Verantwortung über das Projekt übernehmen und diese an die nächste Generation weitergeben“, sagt Fachlehrerin Melanie Nägele. Eher technisch geprägt ist die Partnerschaft mit der Cancom GmbH, die als IT-Infrastruktur- und ServiceAnbieter Wert auf den Einsatz von neuen Technologien im Unterricht legt und den Umgang mit IT sowie der dafür möglichen Berufswege aufzeigen will.
„Die Vorbereitung der Schüler von heute auf die Arbeitswelt von morgen“steht für die Kögel-Ausbildungsleiterin Sabine Fernandez im Vordergrund der Partnerschaft mit der Christoph-von-Schmid-Realschule in Thannhausen. Die Grundlage für den Preis war eine „Eierfallenlassen-Maschine“aus Strohhalmen, Klebeband und Schnur, gebaut von möglicherweise künftigen Konstruktionsmechanikern. Die Maschine ermöglicht es, dass ein Ei den Fall aus zwei Metern Höhe unbeschadet übersteht.
Zudem hatten die Fachinformatiker ein falsch programmiertes Tetris-Spiel zu korrigieren, die Lagerlogistiker mussten Paletten übereinanderstapeln und die Industriekaufleute fiktive Verkaufsgespräche führen.
Die Günzburger Steigtechnik als Spezialist für Leitern und Rollgerüste braucht Konstruktionstechniker sowie Maschinen- und Anlagenbauer und sucht diese mit Erfolg in der Maria-Theresia-Mittelschule. Sie besitzt eine Praxisklasse für leistungsschwächere Schüler nach dem Motto: Weniger Theorie, mehr Praxis. Die Achtklässler suchen sich drei Betriebe, in denen sie je zehn Wochen einmal pro Woche „schnuppern“, anstatt in die Schule zu gehen. In den Firmen können sie, so Ausbildungsleiterin Margit Wernicht dich-Munk, „mit ihrer Persönlichkeit, Fleiß, Pünktlichkeit und Geschick und nicht mit ihren Noten überzeugen“.
Offiziell besteht die Kooperation des Simpert-Kraemer-Gymnasiums in Krumbach mit der Hans Lingl GmbH seit einem Jahr, doch gibt es eine Zusammenarbeit bereits seit über sechs Jahren. In der Hauptsache hat sie die Ausbildung zum Elektroniker für Automatisierungstechnik und als Fachkraft für Lagerlogistik zum Ziel. „Gerade duale Studiengänge und die Heimatnähe wissen die Schüler zu schätzen“, ist sich Schulleiter Norbert Rehfuß sicher. Lingl bietet ihnen „einen Einblick hinter die Kulissen“, was die Entscheidung für eine Ausbildung oder ein Studium erheblich erleichtere. Das Unternehmen vermittelt mit dem Praxisseminar Mechatronik zudem theoretisches Fachwissen im Rahmen des Schulunterrichts.
OWilhelm Hübsch Preis Die Aus zeichnung soll an das vorbildliche ge sellschafts und bildungspolitische Enga gement des früheren IHK Präsidenten Wilhelm Hübsch (1914 1975) erinnern. Der Preis wurde im Jahr 1976 von schwäbischen Unternehmen gestiftet. Hübsch starb, kaum ein halbes Jahr im Amt des IHK Präsidenten, in Folge eines tragischen Unfalls.