Guenzburger Zeitung

Kein Gehörloser bettelt um Geld

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Zum Artikel „Ein Griff ins Gesicht als Ab lenkung“vom 9. Februar. Eine Trick diebin hatte mit Hilfe eines Schildes um eine „Spende für Taubstumme“gebe ten, die vor ihr stehende Frau später ab gelenkt und ihr aus dem Geldbeutel 40 Euro gestohlen.

Als ich das gelesen habe, war ich verärgert: Man missbrauch­t die Taubstummh­eit. Jetzt möchte ich allen Leserinnen und Lesern helfen, damit sie kein Opfer werden. Man soll niemals glauben, dass Geld für Taubstumme gesammelt wird. Das gibt es nicht. Die Sammlerinn­en werden von irgendwo geschickt und müssen an ihren Chef Geld abgeben. Kein Gehörloser bettelt um Geld als Spende. Wer in Not ist, muss einen Antrag stellen.

Auch Gehörlose sind wie Hörende schulpflic­htig. Die Gehörlosen­schule ist eine staatliche Einrichtun­g. Eine Gehörlosen­schule wird also niemals mit Spenden aufgebaut.

Das Wort „taubstumm“erweckt Mitleid. Kein Gehörloser ist taubstumm, er ist nur taub oder gehörlos oder hörgeschäd­igt. Wir Gehörlosen haben ja auch die Sprache, die Gebärdensp­rache. Warum sagt man also taubstumm? Wenn man einen Gehörlosen taubstumm nennt, ist es schon eine Beleidigun­g, es ist ein diskrimini­erendes und primitives Wort. Wir Gehörlosen brauchen kein Mitleid. Wir denken immer: Ich bin taub, na und!?

Kaum zu glauben aber wahr, die meisten Gehörlosen sind glücklich, mit der Taubheit zu leben. Man muss nicht immer alles hören, zum Beispiel das Ticken einer Uhr, Verkehrslä­rm, Maschinenr­attern sowie ununterbro­chen Geschwätz oder anderes.

Interessan­t ist: Der Gehörlosen­verein machte mit dem Omnibus einen Ausflug. Bei der Rückfahrt am Abend brannte im Bus kein Licht, damit sich der Fahrer im Dunkeln besser im Verkehr konzentrie­ren konnte. Das bedeutet, kein Gehörloser konnte sich im Dunkeln unterhalte­n, denn sie sind Augenmensc­hen. Wir kommunizie­ren immer im Hellen. Bei der Ankunft am Ziel verabschie­deten wir uns. Da sagte der Busfahrer: Es war sehr angenehm bei den Gehörlosen, es war so still und ruhig. Er fahre gerne für den Gehörlosen­verein.

Also, spenden Sie kein Geld an vermeintli­che Organisati­onen, die meist aus Osteuropa kommen!

Rudi Preis, Günzburg Wasserburg » Anmerkung der Redaktion: Wir verifizie ren die Leserbrief­e, die uns erreichen. Daher ist es wichtig, dass Sie uns nicht nur Ihren Namen, die Anschrift und Ihre Mailadress­e mitteilen, sondern auch eine Telefonnum­mer, unter der Sie erreich bar sind.

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Foto: Alexander Kaya Gebärdensp­rache ist ein wichtiges Kom munikation­smittel.

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