Kulturausschuss streitet über Zuschüsse
In dem Burgauer Gremium fallen Worte wie „knauserig“, „kleinkariert“oder „Entscheidungen je nach Gusto“. In der Sache geht’s unter anderem um den Kultursommer, das Neue Theater, Quantität statt Qualität – und die Gerechtigkeit
Burgau Die Mitglieder des Burgauer Kulturausschusses haben teils sehr emotional über Zuschüsse für Kulturprojekte und Vereine diskutiert. Es ging mitunter so heiß her, dass ein Gremiumsmitglied sagte, für so viel Polemik sei die Zeit zu schade. Dazu später mehr. Thematisch drehte es sich um Folgendes:
● Kultursommer Nachdem sich die Stadt bei den ersten beiden Kultursommern im Schlosshof 2015 und 2016 beteiligt hatte, lehnte der Kulturausschuss das für vergangenes Jahr mit Blick auf das Historische Fest ab. Die Konzerte und Konzepte UG, vertreten durch Frank Hammerschmidt und Hermann Skibbe, veranstaltete die dritte Auflage selbst. Für ein angebotenes Modul habe die Stadt bei den beiden ein gesondertes Angebot angefordert, aber es sei keines vorgelegt worden. Nun hat der Ausschuss nach längerer Diskussion mit einer Gegenstimme von Ahmet Baygül (Freie Wähler) beschlossen, das Angebot für den vierten Kultursommer vom 19. bis 22. Juli anzunehmen. Es umfasst die Planung, Organisation, Durchführung und künstlerische Leitung. Donnerstags ist ein Classic Opening vorgesehen, freitags stehen Kabarett und verschiedene Musikrichtungen auf dem Programm, zudem soll die Bühne eine Stunde lokalen Talenten zur Verfügung stehen. Samstags soll es eine Zeitreise in die Rock- und Popgeschichte in Form einer Revue geben, sonntags ist ein Familientag in Kooperation mit Schulen angedacht. Die Stadt stellt den Schlosshof bereit und übernimmt die Kosten für die Gema, die Versicherung, den Bühnenauf- und abbau, stellt zwei Buden für die Be- wirtung zur Verfügung und auch die Wasser- sowie Stromversorgung. An die Konzerte und Konzepte UG werden 23800 Euro gezahlt.
● TSV Der Verein hat beantragt, dass der jährliche Zuschuss von bislang 7670 auf 15000 Euro aufgestockt wird. Denn die bisherige Zahlung sei seit dem Jahr 2000 unverändert geblieben, wegen der Inflationsrate und gestiegener Kosten wurde aber um eine Erhöhung gebeten. Aus der vorgelegten Finanzübersicht für den Sportbereich geht hervor, dass das Defizit 1999 bei gut 213 000 Euro lag, in den Jahren 2014 und 2015 bei mehr als 300 000 und 2016 wegen rigiden Sparens bei fast 250 000. Nach den Worten der Schatzmeisterin Marianne Jobst wäre der Betrieb, ohne die Werbeeinnahmen und die Nutzung einer Fotovoltaikanlage, gar nicht aufrechtzuerhalten. Der Ausschuss stimmte dem Antrag zu.
● Kammerchor Auch er bat um eine Erhöhung des Zuschusses. Bislang waren es 1780 Euro, analog zum Neuen Theater sollten es künftig fünf Euro je Besucher sein. Würden Konzerte in Wettenhausen und Burgau mit zusammen 864 Besuchern zugrunde gelegt und ein Auftritt in Trier mit geschätzten 300 Zuhörern, würde der Zuschuss bei 4320 Euro liegen. Alleine für die Burgauer Konzerte mit 570 Besuchern wären es 2850 Euro. Ein Zuschuss von 4320 Euro wurde mit fünf zu fünf Stimmen abgelehnt, der Vorschlag Michael Smalkos (CSU) in Höhe von 3500 Euro wurde mit acht zu zwei Stimmen angenommen.
● Neues Theater Hier wurde bereits ein Zuschuss von fünf Euro je Besucher gewährt. Das sind bei 4380 Zuschauern im Jahr 2016 insgesamt 21 900 Euro, als Förderhöchstgrenze waren 22000 festgelegt worden. Doch bei 4775 Gästen im vergangenen Jahr würde die Summe bei 23875 Euro liegen. Deshalb beantragte der Vorsitzende des Fördervereins, Robert Baumeister (ehemals auch Vorsitzender der Freien Wähler Burgau), eine Deckelung von 25000 Euro im Jahr, weil die Besucherpauschale sonst reduziert wäre. Dafür waren nur vier Ausschussmitglieder, sechs lehnten es ab. Stattdessen bleibt es bei 22000, dafür waren sieben Mitglieder. Der Antrag von Monika Riß (CSU), lieber nur 15000 zu geben, wurde nicht mehr behandelt. Sie sagte, sie wisse nicht, „ob wir uns etwas Gutes tun“, einem einzigen Verein angesichts der Vielzahl an Vereinen in der Stadt so viel Geld zu zahlen.
● Schwabenhilfe für Kinder Der Antrag des Vereins zur Erziehungshilfe und Sprachförderung, ihm im Gegensatz zu den vergangenen zehn Jahren nun einen Zuschuss zu gewähren, wurde zurückgestellt. Erst solle er eine konkrete Summe nennen, waren sich die Mitglieder einig.
● Ehrenamtskarte Die Stadt beteiligt sich mit Freibad, Eissporthalle und Museum. Es wurde beschlossen, dass im Freibad zwei statt 3,50 Euro gezahlt werden müssen, für Mitglieder der Feuerwehr Burgau sind es 1,75. Beim Eissport sind zwei statt 3,50 Euro zu zahlen, im Museum ein statt zwei. Die Preise für Ehrenamtskarten-Inhaber sind nicht anders als normale Ermäßigungen.
Während die Zustimmung für die Fortsetzung des Kultursommers groß war und beispielsweise Frank Rupprecht (CWG) von einer „Marke“sprach, Michael Smalko ihn als „sehr interessantes Gesamtpaket“bezeichnete, Hermann Mühlbauer (ABB) ihn als „Bereicherung für Burgau“empfand und Tobias Auinger (SPD) nur die offenbar fehlende Möglichkeit bemängelte, so etwas selbst zu organisieren, sah Kulturreferent Jürgen Pauer (Freie Wähler) das Ganze äußerst kritisch – auch wenn er später zustimmte. Die ersten beiden Auflagen seien ein „richtig großer Erfolg“gewesen. Aber man müsse den Zuschuss der Stadt hinterfragen. Sie gebe Geld aus, obwohl bei Veranstaltungen in der Kapuziner-Halle bereits ein Zuschuss von 43 Euro pro Besucher bezahlt werden müsse. Was für den Kultursommer mit zum großen Teil auswärtigen Künstlern ausgegeben werde, liege deutlich über der Unterstützung für heimische Vereine. Er hoffe, dass zumindest möglichst viel Geld bei den Künstlern bleibe und es nicht nur „ins Portemonnaie der Veranstalter“fließe. Beim Kultursommer 2016 sei bereits jede Karte mit 40 Euro netto bezuschusst worden. Tobias Auinger geht davon aus, dass angesichts der hochkarätigen Gäste nicht viel Geld an die Veranstalter gehen kann, Pauer habe zudem mit der Zahl aus 2016 über Nichtöffentliches gesprochen – was dieser zurückwies. Herbert Blaschke (FDP/FB) sah das auch nicht als Zuschuss, sondern als eine eingekaufte Leistung wie etwa bei einem externen Ingenieurbüro.
Als es dann um die Zuschüsse für die Vereine ging und mehrere Aus- schussmitglieder die Koppelung von Besucherzahlen an das von der Stadt gezahlte Geld zunehmend kritisch sahen und sich für feste Summen auch im Sinne der Gleichbehandlung aussprachen, platzte Pauer der Kragen. Beim Kultursommer würden 12,50 Euro als Zuschuss pro Besucher direkt akzeptiert, bei Vereinen werde über fünf Euro diskutiert. Das sei „kleinkariert“. Dem einen werde Geld gegeben, dem anderen nicht, das seien „Entscheidungen je nach Gusto“. Einige würden lieber teure Veranstaltungsbüros beauftragen – Hammerschmidt und Skibbe sind übrigens selbst Burgauer – statt heimischen Vereinen zu helfen. Diesen riet er, auch solche Konzepte vorzulegen und sich alles von der Stadt finanzieren zu lassen. Das sei erfolgversprechend. Dass Smalko ihn dann als „Lieber Herr Pauer“ansprach, verbat er sich, wenn sei er der „Kollege Pauer“. Smalko meinte, für so viel Polemik sei ihm die Zeit zu schade. Der Kulturreferent müsse in der Lage sein zu begreifen, dass hier Unterschiedliches vermischt werde.
Jedenfalls waren etwa Smalko, Rupprecht und Auinger dafür, die „Kopfpauschale“– der Ausdruck gefiel Pauer nicht – zu überdenken. So werde Quantität statt Qualität gefördert. Und was das Neue Theater angeht: Pauer sprach sich für eine Deckelung bei 25 000 Euro aus, damit werde der Erfolg honoriert. Auch Hermann Mühlbauer sah kein Problem, das Geld zu geben, jede größere Stadt habe ja ein Theater und das müsse nicht mal ehrenamtlich sein. Und Bürgermeister Konrad Barm (Freie Wähler) meinte, man müsse vieles hinterfragen, würde jede Zahlung an Vereine „knauserig zusammengerechnet“.
Ist es richtig, einem Verein eine hohe Summe zu zahlen?
Ausschussmitglied ist die Zeit für Polemik zu schade