Die Eigentümer müssen handeln
Die Entscheidung passt wunderbar in die aktuelle Diskussion um den Flächenverbrauch: Im Günzburger Stadtteil Wasserburg soll aus einer 2,24 Hektar großen Gewerbebrache, dem ehemaligen Gelände der Firma Minholz, ein neues Wohngebiet werden. Genau das fordern praktisch alle Günzburger Stadtratsfraktionen, genau das bezwecken die Grünen mit ihrem Volksbegehren „Betonflut eindämmen“, das sich gegen den Flächenfraß richtet. Statt auf der grünen Wiese neue Baugebiete auszuweisen, sollen die Kommunen vorhandene Flächen nutzen. Das Beispiel aus Wasserburg zeigt aber auch, dass das alles nicht so einfach ist. Die Fläche im Stadtteil gehört nicht der Stadt, sondern wurde vom einen zum anderen Eigentümer verkauft. Und die Nachbarschaft zur Firma Arkema, zur Bahnstrecke Günzburg-Mindelheim sowie die bestehende Wohnbebauung in der Nachbarschaft haben die Planungen nicht vereinfacht. Kein Wunder also, dass es mehrere Jahre gedauert hat, bis Günzburg hier ein Bebauungsplanverfahren starten konnte. Das Verfahren selbst dürfte zügig über die Bühne gehen, Ende des Jahres könnte schon Baurecht bestehen.
In Wasserburg sind sich Grundstücksbesitzer – ein Fertighaushersteller und ein Immobilienbüro – mit der Stadt und den bauwilligen Wasserburgern einig. Andernorts in der Stadt fehlt dagegen Einigkeit und zu einem großen Teil auch die Einsicht. Während große Brachen wie das Brauerei-Gelände oder das Zimmermann-Areal längst mit Wohnungen attraktiv bebaut sind, gibt es kleinere Flächen auch im Inneren der Stadt, die seit Langem einer neuen Nutzung harren. Auch Günzburgs berühmtester Schandfleck ist eine solche Brache – die beiden maroden Häuser in der Bahnhofstraße, die seit Jahren vor sich hingammeln. So sehr man sich im Günzburger Rathaus schon bemüht hat: Dort geht weiter nichts voran. Die Eigentümer wären gut beraten, sich an Wasserburg ein Beispiel zu nehmen – oder endlich anderen die Chance geben, dies zu tun. Um dem Flächenverbrauch etwas entgegen zu setzen – und um Günzburg wieder ein Stück schöner zu machen.