Eine Klasse mit ziemlich vielen Welten Ministerin Beate Merk besucht Flüchtlinge
Neu Ulm Sorgen und Nöte aus erster Hand: Der Eritreer Keschay Fesahye hat weder Waschmaschine noch Herd, der Syrer Mohammad Alkhubi muss aus seiner Wohnung raus und Landsmann Abdulhamed Alali würde gerne öfters mit Deutschen reden. Doch die hätten oft Angst vor ihm. Ganz unbegründet.
Staatsministerin Beate Merk (CSU) machte sich im Beruflichen Fortbildungszentrum (BFZ) in Neu-Ulm ein Bild praktischer Integration. Am BFZ-Standort in der Boschstraße betreuen 28 Mitarbeiter derzeit rund 120 Flüchtlinge aus elf Nationen mit dauerhafter Bleibeperspektive und bereiten sie nach Vorgaben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge mit zahlreichen Integrationsmaßnahmen auf den deutschen Arbeitsmarkt vor.
In einigen Bereichen, wie dem Programm „Arbeitswelt Deutschland“, in dem Menschen aus anderen Kulturkreisen auf die harte JobRealität vorbereitet werden, gebe es eine Vermittlungsquote von 40 Prozent, so Jürgen Adler, der Leiter des BFZ in Neu-Ulm. Das A und O für eine gelungene Integration, da waren sich Merk und Adler einig, ist die Sprache. An dieser Stelle setzt Joanna Laufersweiler-Grabon seit 1991 an, in dem sie Deutschunterricht anbietet. Nach Engpässen 2015 und 2016 sei die Lage wieder gut, jeder, der Deutsch lernen wolle, könne das – ohne lange Wartezeiten in Kauf nehmen zu müssen.
Als eine „wunderbare Erfahrung“bezeichnet LaufersweilerGrabon die Arbeit mit Flüchtlingen. Der tägliche Umgang mit den unterschiedlichsten Schicksalen habe sie „als Mensch verändert“, der Umgang mit anderen Kulturen sei eine Bereicherung. Die einfache Kommunikation in Deutsch sei schon nach wenigen Wochen möglich. Schwieriger werde es, wenn in Prüfungen bestimmte Level bestätigt werden müssten. Ob die Migranten Abschlussprüfungen mit Namen wie B1, B2 oder C1 bestehen, könne entscheidend für das ganze Leben sein. Der Fall des Auszubildenden im Landgasthof Finningen wurde der Staatsministerin als beispielgebend präsentiert: Der 18-Jährige flüchtete aus Afghanistan und lernt seit August den Beruf des Hotelfachmanns. „Es klappt super“, sagt Personalchefin Sonja Epple. Er habe verinnerlicht, was Dienstleistung bedeutet. Epple ist überzeugt, dass er eine geeignete Hotelfachkraft werden wird. „Betrieblich“, also was die Arbeit im Hotel angeht, habe sie keine Zweifel. Eine Hürde sei lediglich die Berufsschule. In Prüfungssituationen würden alltagstaugliche Sprachkenntnisse oft an Grenzen stoßen.
Wie Ministerin Merk betonte, will sie in einiger Zeit wieder ins BFZ kommen. „Man muss immer nachfragen, wie’s läuft.“Diesmal hörte die Politikerin seitens der Leitung hauptsächlich zufriedene Stimmen. Und um Herd und Waschmaschine für Keschay Fesahye wolle sich das BFZ kümmern.