Guenzburger Zeitung

Die Liebe nicht verlieren

Das Junge Theater am St. Thomas transporti­ert mit Peer Gynt eine zentrale Botschaft

-

Wettenhaus­en „Junges Theater am St.-Thomas-Gymnasium“nennt sich die Schultheat­ergruppe der Oberstufe (Klassen zehn bis zwölf), die sich in diesem Jahr mit dem berühmten Stoff auseinande­rgesetzt hat. 17 Schauspiel­erinnen und Schauspiel­er sowie fünf Bühnentech­niker haben unter der Leitung von Peter Berger eine Inszenieru­ng erarbeitet, die gestern Abend im Thomas-Saal des Gymnasiums in Wettenhaus­en Premiere hatte.

Peer Gynt – der große Egozentrik­er, Fantast, Individual­ist, der frühkapita­listische Unternehme­r, einer, der sich nach jedem Rückschlag neu erfindet, der sein Ich wie einen Gott verehrt und am Ende erkennen muss, dass er seinem wahren Selbst immer ausgewiche­n ist. Jugendlich­e im letzten Teil ihrer schulische­n Laufbahn spielen diese Geschichte eines Karriere-Menschen, der sein ganzes Leben seinem Ich nachjagt und das Du verfehlt.

Es ist auch die Liebesgesc­hichte zwischen dem Raubein Peer und der sanften Solveig, die hinter dessen prahlerisc­hem Gebaren den Menschen erahnt und die ihr Leben lang auf ihn wartet, bis er am Ende doch noch zu ihr zurückkehr­t. Erst am Ende seines Lebens stellt er Solveig die Frage, die er nicht mehr beantworte­n kann: „Wo war ich? Peer Gynt – ich selbst, der ganze, wahre? Mit dem Zeichen des Schöpfers auf der Stirn?“Sie, die Liebende, kann ihm allein die Antwort geben.

Dieses Stück des großen norwegisch­en Dramatiker­s Henrik Ibsen warnt in eindringli­chen Bildern vor dem Verlust dessen, was allein unser Leben wertvoll macht: vor dem Verlust der Liebesfähi­gkeit. Ein fasziniere­ndes Theaterstü­ck, erarbeitet mit Jugendlich­en, die es ja am meisten angeht.

Die Titelrolle ist auf zwei Schauspiel­er aufgeteilt: Den zwanzigjäh­rigen Draufgänge­r und Außenseite­r spielt Roman Seckler; der erwachsene, alternde Abenteurer wird von Toni Hermann dargestell­t. Luise Sebök versucht als alleinerzi­ehende Mutter Aase den schwererzi­ehbaren Peer zu bändigen. Monica Fink begleitet als streng religiös erzogene Solveig aus der Ferne Peers Leben. Die anderen 13 Schauspiel­er teilen sich die 49 übrigen Rollen.

Traditione­ll wird diese Produktion auch musikalisc­h von Schülerinn­en und Schülern des St.-ThomasGymn­asiums gestaltet. Die Theatermus­ik zu Peer Gynt wurde von Markus Putzke in kammermusi­kalischem Format für Flöte, Klarinette, Fagott und Klavier bearbeitet und folgt nicht der bekannten Orchesterm­usik von Edvard Grieg. Sie orientiert sich vielmehr an Prinzipien der „Minimal Music“, einer Strömung des 20. Jahrhunder­ts. Das Material ist auf wenige musikalisc­he Elemente reduziert, die in Tempo, Rhythmus und Harmonik variieren. Entspreche­nd der Bühnenhand­lung erfahren die Motive zahlreiche Veränderun­gen, Verzerrung­en und Verfremdun­gen und übernehmen eine leitmotivi­sche Funktion, ähnlich wie in Filmen.

Auch das Bühnenbild folgt einem besonderen Konzept. 18 Holzstelen, montiert auf dreieckige­n Bodenplatt­en, und vier Holzquader bilden die Elemente, aus denen immer wieder neue Raummuster kombiniert werden, die dann durch das szenische Spiel eine konkrete Bedeutung erhalten: Wald, Straße, Kreuzweg, Bauernhof, Waldhütte, Wüste, Höhle, Harem, Schiff, Meer. Wechselnde Lichtstimm­ungen und Schattenwi­rkungen werden durch eine mit LED-Strahlern beleuchtet­e Rückwand erzeugt, ergänzt durch Projektion­en.

OWeitere Aufführung­en sind am heu tigen Samstag, 17. März, Montag, 19. März, und Dienstag, 20. März. Beginn je weils 19 Uhr im Thomas Saal des St. Thomas Gymnasiums Wettenhaus­en. Der Eintritt ist frei, es wird aber um Spen den gebeten.

 ?? Foto: Berger ?? Das Junge Theater des St. Thomas Gymnasiums spielt Peer Gynt. Unser Bild zeigt Ro man Seckler als Peer Gynt und Luise Sebök als Mutter Aase.
Foto: Berger Das Junge Theater des St. Thomas Gymnasiums spielt Peer Gynt. Unser Bild zeigt Ro man Seckler als Peer Gynt und Luise Sebök als Mutter Aase.

Newspapers in German

Newspapers from Germany