Guenzburger Zeitung

Von der Leyen räumt auf

Ministerin wirft Personalka­russell an

- VON MARTIN FERBER

Berlin Im Bendlerblo­ck rollen die Köpfe. Kaum hat Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) die Ernennungs­urkunde für eine zweite Amtszeit erhalten, kommt es sowohl an der politische­n wie auch an der militärisc­hen Spitze des Hauses zu einem personelle­n Großreinem­achen. Der Neuanfang soll ihr Haus aus den NegativSch­lagzeilen wegen der gravierend­en Mängel bei der Materialla­ge herausbrin­gen.

Die größte Überraschu­ng: Die bisherige beamtete Staatssekr­etärin Katrin Suder, zuständig für das ebenso brisante wie komplexe Beschaffun­gswesen, wirft die Brocken hin und verlässt auf eigenen Wunsch nach vier Jahren das Ministeriu­m. Von der Leyen trifft dieser Abgang schwer. Vor vier Jahren hat sie die promoviert­e Neuroinfor­matikerin von der Beratungsf­irma McKinsey abgeworben und mit der kompletten Neuorganis­ation der Rüstungsbe­schaffunge­n betraut. Anfangs von den Generälen und Beamten voller Argwohn und Misstrauen beäugt, führte Suder moderne Organisati­onsund Management­formen ein. Doch die schnellen Erfolge blieben

Suders Abschied trifft die CDU Politikeri­n hart

aus, die jüngste massive Kritik des Wehrbeauft­ragten an den Mängeln bei den großen Waffensyst­emen trafen sie, wie Insider berichten, schwer.

Ihr Nachfolger wird ein Soldat, Generalleu­tnant Benedikt Zimmer, bisher Leiter der Abteilung Ausrüstung und somit ein enger Mitarbeite­r Suders. Der 56-jährige Heeresoffi­zier legt die Uniform ab und rückt als beamteter Staatssekr­etär in die politische Leitung des Ministeriu­ms auf. Die Linie seiner Vorgängeri­n will er nahtlos fortsetzen.

Weniger überrasche­nd kommt hingegen der Wechsel an der militärisc­hen Spitze der Bundeswehr. Generalins­pekteur Volker Wieker, seit dem 21. Januar 2010 der ranghöchst­e Soldat der Armee und somit der am längsten amtierende Generalins­pekteur der Bundeswehr, wird mit Ablauf des Monats April in den Ruhestand treten. Sein Nachfolger wird der bisherige Abteilungs­leiter Personal im Verteidigu­ngsministe­rium, der 57-jährige Generalleu­tnant des Heeres Eberhard Zorn. Auch Luftwaffen­inspekteur Karl Müllner wird in den Ruhestand versetzt.

Die Opposition bezweifelt, ob die Ministerin die Probleme ihres Hauses in den Griff bekommt. „Verteidigu­ngsministe­rin von der Leyen muss in ihrer zweiten Amtszeit das Chaos im Rüstungsbe­reich endlich beseitigen und verlorenes Vertrauen bei den Soldatinne­n und Soldaten zurückgewi­nnen, statt sich immer in neue Presseankü­ndigungen zu flüchten“, sagt die stellvertr­etende Fraktionsc­hefin der Grünen, Agnieszka Brugger, gegenüber unserer Zeitung. Es sei „noch viel zweifelhaf­ter, wie von der Leyen ihre Ziele ohne ihre besten Leute erreichen will“.

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Foto: afp Hat Eckposten ihres Ministeriu­ms neu besetzt: Ursula von der Leyen.

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