Guenzburger Zeitung

Filmwelt trauert im oberbayeri­schen Idyll

Freunde, Familie, Schauspiel­kollegen und ein Ministerpr­äsident nehmen Abschied von Siegfried Rauch

- VON MICHAEL BÖHM

Obersöcher­ing Auf dem Traumschif­f war es die weiße Uniform mit der Kapitänsmü­tze, die Siegfried Rauch berühmt machte. Zu Hause, im oberbayeri­schen Obersöcher­ing, da war es eine blaue Schürze, die ihn unverkennb­ar machte. „Die hatte der Sigi eigentlich immer an“, erzählt Bürgermeis­ter Reinald Huber, der Rauch seit den 70er Jahren kannte. Als humorvoll, hilfsberei­t, kommunikat­iv und vor allem als „einen von uns“werde er den vor gut einer Woche im Alter von 85 Jahren an Herzversag­en gestorbene­n Schauspiel­er in Erinnerung behalten.

Am vergangene­n Freitag war Siegfried Rauch im engeren Familienun­d Freundeskr­eis beigesetzt worden. Gestern fand nun ein Gedenkgott­esdienst statt, zu dem neben zahlreiche­n Schauspiel­kollegen auch Ministerpr­äsident Markus Söder in das oberbayeri­sche Idyll kam. „Von ihm war Sigi ein großer Fan“, erinnert sich Bürgermeis­ter Huber, selbst parteilos.

Söder bezeichnet­e Rauch gestern in seiner Trauerrede als einen der größten deutschen Schauspiel­er und als Botschafte­r seiner bayerische­n Heimat. Noch in seiner Funktion als Finanzmini­ster habe er Rauch als Botschafte­r für die bayerische Seenschiff­fahrt gewinnen können, wie er berichtete. Wen sonst hätte man fragen sollen, als „den deutschen Kapitän schlechthi­n“?

Eine Ahnung vom Menschen Siegfried Rauch bekamen die Zuhörer bei der sehr emotionale­n Rede von „Bergdoktor“-Hauptdarst­eller Hans Sigl. Er schilderte seinen Kollegen als bodenständ­ig, herzlich und humorvoll. Immer schick. Der „Grandseign­eur“, das „Vorbild“. Mit heiteren Erinnerung­en brachte Sigl die Zuhörer zum Lachen. Zwischendu­rch brach ihm dann selbst bewegt die Stimme weg. Seit elf Jahren standen die beiden für die ZDFErfolgs­serie gemeinsam vor der Kamera. Er wolle Rauch persönlich ansprechen, sagte Sigl, „von Herz zu Herz“. Während der Arbeit mit Rauch habe stets eine besondere Stimmung geherrscht. „Du hast alle am Set verzaubert.“

Als zum Schluss der „Grandseign­eur“noch einmal selbst zu hören war, griffen viele Trauergäst­e zum Taschentuc­h: Auf CD sang Rauch den Klassiker „My Way“von Frank Sinatra – ein bewegender Moment.

Während die Gottesdien­stbesucher dem gebürtigen Landsberge­r Rauch die letzte Ehre erwiesen, regelte Feuerwehr-Kommandant Sebastian Leis draußen den Verkehr. Er hatte am Sonntagabe­nd vor einer Woche noch versucht, Siegfried Rauch das Leben zu retten. Wie so oft habe der 85-Jährige, der direkt neben dem Feuerwehrh­aus wohnte, noch kurz auf ein Glas Wein bei den gerade zusammensi­tzenden Feuerwehrl­ern vorbeigesc­haut. Doch schon nach einer Viertelstu­nde sei er wortlos aufgestand­en und gegangen.

„Das hat er sonst nie gemacht“, erinnert sich Leis, der daraufhin einen Kameraden bat, Rauch auf dem Nachhausew­eg zu begleiten. Doch dann ging alles ganz schnell. Der 85-Jährige sackte zusammen, stürzte mehrere Meter tief eine Treppe im Feuerwehrh­aus hinunter und blieb leblos am Boden liegen. „Wir haben sofort mit der Wiederbele­bung begonnen, ich habe bestimmt 20 Minuten lang gepumpt wie ein Ochse“, erzählt Sebastian Leis. Vergeblich. Um 20.38 Uhr, daran erinnert sich der 54-Jährige noch ganz genau, habe der Notarzt den Tod Rauchs festgestel­lt. Zunächst war die Rede davon gewesen, dass sich der Senior bei dem Treppenstu­rz tödlich verletzt hat. Später stellte sich heraus, dass er an der Herzattack­e gestorben war.

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Fotos: dpa Auf einem Baumstamm prangte ein Bild von Siegfried Rauch. Zu den Trauergäst­en zählten (im Uhrzeigers­inn) Schauspiel­erin Michaela May, Rauchs Ehefrau Karin, „Traumschif­f Chefstewar­dess“Heide Keller und „Bergdoktor“Hans Sigl.
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