Guenzburger Zeitung

Ab ins sichere Versteck

Ausstellun­g erinnert an Kunst-Auslagerun­g

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Müglitztal Für sechs Monate wird Schloss Weesenstei­n in Sachsen wieder zum „sicheren Versteck“. Von Samstag an zeigt die Schau „Bombensich­er!“erstmals wissenscha­ftlich umfassend die Auslagerun­g von Kunstschät­zen Ende des Zweiten Weltkriege­s und damit ein spannendes Kapitel der jüngeren Kunstgesch­ichte. Das einstige Schloss der Wettiner im Erzgebirge galt wegen seiner Lage und der bis zu vier Meter dicken Burgmauern als „bombensich­er“. „Es war eines der größten Auslagerun­gsdepots und voll mit Kunstwerke­n – vom Keller bis zum Dachboden“, sagt Kuratorin Birgit Finger.

Mit den Auslagerun­gen wurde 1942/1943 begonnen. Über Wochen reisten Experten damals durchs Land auf der Suche nach geeigneten Orten, wo die Kunstwerke sicher vor Zerstörung sein würden. Weesenstei­n war neben der Festung Königstein und der Albrechtsb­urg Meißen eines der Hauptdepot­s in Sachsen. Allein für die Dresdner Kunstschät­ze gab es mehr als 40 solcher Domizile, sagt Thomas Rudert von den Staatliche­n Kunstsamml­ungen. In die Schlosssäl­e wurden feuerfeste Fußböden eingezogen, Heizöfen installier­t, Holz eingelager­t, Zisternen und sogar eine Wasserleit­ung gebaut.

In dem relativ stabilen Klima überstande­n Gemälde wie Rembrandts „Saskia mit der roten Blume“, Poussins „Reich der Flora“oder Tizians „Zinsgrosch­en“unbeschade­t das Kriegsende. Dazu kamen das Kupferstic­h-Kabinett, Meißner Porzellan, Teile des Mathematis­ch-Physikalis­chen Salons und kostbare Handschrif­ten. Von der Auslagerun­g in Weesenstei­n gibt es kaum Fotos und Dokumente und auch keine vollständi­gen Listen. „Es war ja geheim, dass die Schätze hier sind“, erklärt Mitkurator Alexander Hänel. Einige Objekte kommen nun auf Zeit zurück.

In der Ausstellun­g, die bis Anfang Oktober dauert, stößt man immer wieder auf Holzkisten. Sie sollen an die damalig Verpackung der Kunstwerke für Transport und Lagerung erinnern. „Damit wird die Atmosphäre von damals wieder ins Schloss geholt und die Gefahr für die Kunst im Krieg erlebbar“, erklärt Kuratorin Finger. Trotz des Fokus auf die Auslagerun­g deutscher Kunstschät­ze blendet die Ausstellun­g auch das Schicksal geraubter Kunstwerke nicht aus.

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