Guenzburger Zeitung

Keine Sternstund­e der Kreispolit­ik

- VON TILL HOFMANN redaktion@guenzburge­r zeitung.de

Es sieht fast wie Zauberei aus, was die Freien Wähler da gestern im Kreistag vollführt haben. Seit Wochen streiten sich die Fraktionen über die Sinnhaftig­keit eines Antrages von SPD und Grünen, der Kreis möge für zusätzlich­e Pflegeplät­ze im Klinikbere­ich in den Jahren 2018 und 2019 insgesamt 800 000 Euro in die Hand nehmen. Im Kreisaussc­huss lehnten CSU, FDP und auch die Freien Wähler diesen Antrag ab – und gaben diese Empfehlung mehrheitli­ch an den Kreistag weiter.

Und jetzt vertreten eben jene Freien Wähler, die sich politisch bereits positionie­rt hatten, plötzlich die Auffassung, dass weder sie noch der Kreistag überhaupt dafür zuständig seien und dass vielmehr im Verwaltung­srat der Kreisklini­ken darüber befunden werden müsse. Das ist eine reichlich späte Erkenntnis und der strategisc­he Versuch, den Schwarzen Peter an ein anderes Gremium weiterzure­ichen, das kaum einen Stellenpla­n ausweiten dürfte, wo doch jetzt schon ein kräftiges Defizit erwirtscha­ftet wird. Die Kreispolit­ik hatte sich des Themas bereits angenommen.

Es gibt gute Argumente, die für die Position der SPD und der Grünen sprechen. Die beiden Fraktionen hatten sich vom Kreistag ein Zeichen der Wertschätz­ung für die Krankensch­western und -pfleger erhofft. Ob die Stellen angesichts der permanente­n Personalen­gpässe überhaupt besetzt werden können, steht freilich auf einem anderen Blatt. Es stimmt außerdem, dass es nicht korrekt ist, die Kommunen mit den Folgen einer Politik, die der Bund zu verantwort­en hat, allein zu lassen. Besserung ist in der neuen Großen Koalition zwar in Sicht. Aber das dauert, bis politische Absichtser­klärungen in Gesetze gegossen sind und diese sich vor Ort auswirken. Diese zeitliche Lücke hätte der Landkreis nach rot-grünem Vorschlag füllen sollen.

Dass sich der Kreistag dieser Entscheidu­ng nun beraubt hat und sich mehrheitli­ch für nicht zuständig erklärt, ist feige. Diejenigen, die gegen die Finanzspri­tze waren, wollten sich nicht in eine Defensivpo­sition begeben, so simpel ist das. Die Kreistagss­itzung gestern in Mindelalth­eim war alles andere als eine Sternstund­e der Kommunalpo­litik.

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