Guenzburger Zeitung

Der Haushalt war plötzlich nicht mehr interessan­t

Warum Landrat Hafner und SPD-Kreisrat Gloning aneinander geraten

- VON TILL HOFMANN

Mindelalth­eim Die Verabschie­dung des Landkreis-Etats geriet gestern Nachmittag in Mindelalth­eim zur Nebensache. Zwar lobten sämtliche Fraktionsv­orsitzende­n die vorausscha­uende Haushaltsf­ührung von Kreiskämme­rer Gernot Korz. Dennoch stimmten Grüne und SPD dagegen. Als die Kreisräte zur Abstimmung über das Zahlenwerk kamen, war das politische Klima bereits vergiftet. Der Vorstoß von Rot-Grün, der Kreis solle für die Schaffung zusätzlich­er Pflegestel­len im Krankenhau­s für die Jahre 2018 und 2019 insgesamt 800000 Euro zur Verfügung stellen, wurde nach einem Antrag der Freien Wähler von der Tagesordnu­ng genommen, da sich die Mehrheit des Gremiums nicht zuständig fühlte. Die CSU-Kreisräte reckten, ohne ihre Haltung begründet zu haben (im Kreisaussc­huss hatte Fraktionsc­hef Hans Reichhart den Antrag der SPD und der Grünen noch abgelehnt), die Hände in die Höhe, als es darum ging, das Thema in den Verwaltung­srat der Kreisklini­ken zu geben.

Eine Abweichler­in gab es in den Reihen der Freien Wähler: Ruth Abmayr war nicht bereit, den von ihrem Fraktionsv­orsitzende­n Josef Brandner formuliert­en Antrag zur Geschäftso­rdnung mitzutrage­n. Sie hätte sich von der Kreispolit­ik ein Zeichen der Solidaritä­t mit den Klinikbesc­häftigten gewünscht, auch wenn die Verbesseru­ng der Rahmenbedi­ngungen in der Pflege keine kommunal-, sondern eine bundespoli­tische Aufgabe ist. Sie vergleicht die Situation im Pflegebere­ich (Abmayrs Schwester ist Krankensch­wester) mit einem „Ertrinkend­en“auf hoher See. „Wenn ich davon mitbekomme, werfe ich ihm einen Rettungsri­ng zu, auch wenn der von einem Schiff stammt, das nicht mir gehört.“Im Verlauf der verbalen Auseinande­rsetzung meldete sich wiederholt Landrat Hubert Hafner zu Wort. Als SPD-Kreisrat und Gewerkscha­ftsfunktio­när Werner Gloning mehrfach ungefragt das Wort ergriff und Zwischenbe­merkungen machte, entfuhr es dem Kreischef: „Jetzt red I und Sie haben Pause!“Gloning hatte Hafner vorgehalte­n, er hätte den SPD-/Grünen-Antrag zur Verbesseru­ng der Pflegesitu­ation nicht im Kreisaussc­huss auf die Tagesordnu­ng setzen dürfen, wenn Wochen später festgestel­lt werde, dass die politische­n Gremien des Kreises nicht zuständig seien. Hafner entgegnete, er habe das immer so gehalten, dass die Anträge aller Fraktionen behandelt würden. Wenn eine vorherige Prüfung gewünscht werde, dann könne er das künftig durchaus so machen.

Dass die Situation im Kreis Donau-Ries, der Geld zur Entschärfu­ng des Pflegenots­tands in die Hand genommen hat, besser sei als im Kreis Günzburg, bezweifelt­e Hafner. Dort habe man trotz der Initiative nicht mehr Pflegekräf­te als hier, „aber mehr Betten“. Ohnehin sei es nicht möglich, alle Stellen in der klinischen Pflege zu besetzen. Insofern könne die Initiative der SPD und der Grünen „vielleicht doch ein Schaufenst­erantrag“sein. Die Gewerkscha­ft Verdi wirft Hafner eine Verletzung seiner Amtspflich­ten vor. Der Landrat habe den Antrag im Kreisaussc­huss beraten lassen und jetzt dafür gestimmt, dass der Kreistag sich nicht damit beschäftig­e. „Der Beschluss des Kreistages ist Blödsinn“, sagt Gewerkscha­ftssekretä­r Stefan Jagel. Mindelalth­eim

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