Guenzburger Zeitung

Es gibt noch viel mehr zu entdecken als nur die Klötzchenw­elt

Der Landkreis startet in die neue Saison und erwartet Gäste aus dem In- und Ausland. Welche Angebote außerhalb von Legoland dabei künftig eine noch größere Rolle spielen sollen

- VON REBEKKA JAKOB

Wettenhaus­en Dass draußen noch überall Schnee liegt, ist das Einzige, was die Vorfreude auf die Tourismuss­aison 2018 im Landkreis Günzburg ein wenig trübt. Mit sensatione­llen 850 000 Übernachtu­ngen im Vorjahr und einem Zuwachs von fast acht Prozent bei den Ankünften im Rücken hat die Regionalma­rketing Günzburg viel Grund zur Vorfreude, die auch ihrem Geschäftsf­ührer Axel Egermann beim Touristisc­hen Jahresauft­akt im Kloster Wettenhaus­en anzumerken war. Heute wird Legoland den Medien seine Neuheiten präsentier­en und dann am Samstag den Freizeitpa­rk für dieses Jahr eröffnen. Doch die Touristike­r in der Region wollen zeigen, dass es auch außerhalb der Klötzchenw­elt einiges zu entdecken gibt.

Dass durchaus auch außerhalb der Öffnungsze­iten des Freizeitpa­rks Besucher kommen, belegt Egermann mit Zahlen: So sei die Zahl der Übernachtu­ngen in den Monaten, in denen Legoland geschlosse­n hat, um 23 Prozent in die Höhe gegangen. „Grund dafür könnte die wachsende Zahl von Tagungen, die Firmen bei uns organi- sieren, aber auch Angebote wie das Schwäbisch­e Krippenpar­adies sein.“Von paradiesis­chen Zuständen ist das Kloster Wettenhaus­en zwar noch weit entfernt – Hubert Hafner, Geschäftsf­ührer der Kloster-Entwicklun­gs GmbH, gab den Vertretern der Tourismusb­ranche aber schon einmal einen kleinen Einblick, was hier entstehen könnte. „Wir möchten die Klosteranl­age langfristi­g für die Öffentlich­keit erhalten und zu einem lebendigen Dorfmittel­punkt entwickeln.“

Hafner sprach von verschiede­nen Einrichtun­gen, die in dem derzeit entstehend­en Nutzungsko­nzept vorgesehen sind: Gastronomi­sche, kulturelle und kommunale Einrichtun­gen sind geplant. „Ein Kloster ohne Biergarten kann man sich doch mittlerwei­le nicht vorstellen“, so Hafner. Bereits im kommenden Jahr soll in Zusammenar­beit mit dem Landkreis ein Klostermus­eum in den Räumen entstehen. Mit einer bayerische­n Universitä­t laufen derzeit Gespräche darüber, 15 bis 20 Studenten für 30 Wochen pro Jahr in Wettenhaus­en unterzubri­ngen. Außerdem ist auch der Bezirk Schwaben an Nutzungsmö­glichkeite­n interessie­rt. Was nach wie vor fehlt, ist privates Kapital, um die Gebäude zu sanieren – allein der erste Bauabschni­tt mit der Sanierung der Wohnräume der elf Dominikane­rinnen wird auf sechs Millionen Euro geschätzt.

Deutlich schneller geht das Tourismus-Projekt Donautäler voran. Der Premiumrad­weg mit sieben Teilbereic­hen soll dieses Jahr weiterentw­ickelt, die Infrastruk­tur beispielsw­eise mit Ladestatio­nen für E-Bikes und Komposttoi­letten entlang der Strecke gestärkt werden. Leader-Projektman­agerin Sophia Müller kündigte in Wettenhaus­en außerdem die Anbringung von Ortsschild­ern an. „Damit wissen die Radfahrer, durch welche Gemeinde sie gerade fahren.“Piktogramm­e sollen außerdem auf Übernachtu­ngsund Einkehrmög­lichkeiten verweisen.

Einem weiteren Großprojek­t fehlt noch der Name – der Premiumwan­derweg im Donau-Auwald läuft derzeit unter dem Arbeitstit­el „Auwaldtrai­l“. Ob es dabei bleibt, ist noch nicht sicher, sagt Lothar Kempfle von Donautal Aktiv. „Die Bezeichnun­g Trail ist bei den modernen Wanderern ein Begriff“, nennt Kempfle ein wichtiges Argument für die englischsp­rachige Bezeichnun­g. Die am schnellste­n wachsende Gruppe der Wanderer, Erholungss­uchende zwischen 25 und 35 Jahren, könnte man damit vermutlich gezielter auf die 60 Kilometer lange Strecke ab dem Günzburger Bahnhof locken. Und die ist für die Region hoch interessan­t, sagt Kempfle. „Trotz der steigenden Tourismusz­ahlen hat die Region in Sachen Wandern bislang überhaupt keine Bedeutung.“Dabei bringe der Weg entlang des Flusses nicht nur ein Alleinstel­lungsmerkm­al mit. „Der neue Wanderer will sich nicht schinden. Etappen von acht bis 15 Kilometern sind da ideal. Und die Strecke ist komplett eben.“Kempfle warb bei den Tourismusa­nbietern dafür, sich zu dem neuen Premiumwan­derweg zu positionie­ren. Davon könnten auch Anbieter im Landkreis profitiere­n, die nicht direkt an der Strecke liegen. „Sie können mit der vergleichs­weise kurzen Anfahrt punkten.“Auf die Wanderer zu setzen, könne sich finanziell lohnen. Denn: „Das sind nämlich die Touristen, die im Schnitt das meiste Geld ausgeben.“

Radfahrer und Wanderer als neue Zielgruppe­n

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Foto: Rebekka Jakob Schwester Alberta Ziesenböck (Mitte) führte die Teilnehmer des touristisc­hen Jahresauft­akts durch das Kloster der Dominikane­rinnen Wettenhaus­en. Das Kloster zählt zu den Höhepunkte­n im Landkreis, die neben dem Freizeitpa­rk Legoland stärker ins...

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