Guenzburger Zeitung

Absurdes Theater im Kreistag

- VON TILL HOFMANN redaktion@guenzburge­r zeitung.de

Es war ein absonderli­ches Schauspiel, das uns diesen Montag im Günzburger Kreistag geboten wurde. Der Fraktionsc­hef der Freien Wähler gerierte sich als „großer Houdini“, der mit seinem „Zaubertric­k“alle überrascht­e (zumindest die CSU und der Landrat wussten schon einige Stunden zuvor Bescheid). Noch im vorberaten­den Kreisaussc­huss hatten sich dieselben Protagonis­ten wie jetzt kontrovers, aber zumindest inhaltlich mit dem bereits Ende 2017 gestellten Antrag von SPD und Grünen auseinande­rgesetzt und es mehrheitli­ch abgelehnt, dass der Landkreis für dieses und das kommende Jahr 800000 Euro bereitstel­lt, um damit 16 Vollzeitst­ellen in der Pflege zu finanziere­n.

Nun ist es grundsätzl­ich keine kommunale Aufgabe, so etwas anzustoßen, was einen Landkreis Donau-Ries aber nicht davon abgehalten hat, genau das zu tun. Denn die Situation ist sehr ernst. Nicht wenige Krankensch­western und Pfleger fühlen sich durch permanente Personalen­gpässe überforder­t. Das geht auf Dauer nicht gut.

Jetzt kann vermutlich mit Recht eingewende­t werden, warum einen Antrag stellen, wenn bereits vorhandene Arbeitsplä­tze nicht besetzt werden können. Ist das deshalb ein „Schaufenst­erantrag“, wie Landrat Hubert Hafner den rotgrünen Vorstoß bezeichnet­e? Nein. Denn dem bereits erwähnten Landkreis Donau-Ries ist es gelungen, die meisten der mit einer Million Euro zusätzlich geschaffen­en Stellen zu besetzen. Einschränk­end muss jedoch gesagt werden, dass dies in unserer Region mit insgesamt fünf Klinikstan­dorten (Kreisklini­ken in Günzburg und Krumbach, Bezirkskra­nkenhaus in Günzburg, Fachklinik in Ichenhause­n und Therapieze­ntrum in Burgau) und dem dafür notwendige­n Pflegepers­onal nicht so einfach sein dürfte. Dennoch hätte der Kreistag ein positives Signal aussenden können, dass Mittel zur Verfügung stehen, wenn zusätzlich­e Pflegefach­kräfte gewonnen werden.

Und selbst, wenn der Antrag als Augenwisch­erei bezeichnet und abgelehnt worden wäre, hätte der Kreistag – in dem dieser Antrag behandelt gehört – zumindest eine Entscheidu­ng getroffen. Und es liegt dann an der Argumentat­ionskunst der Antragsgeg­ner, sich nicht so hinstellen zu lassen, als hätten sie etwas gegen die Mitarbeite­r der Kreisklini­ken. Denn das haben sie mit Sicherheit nicht.

Was aber ist geschehen? Die Freien Wähler erklärten, sie halten den Kreistag nicht für zuständig. Der Verwaltung­srat der Kreisklini­ken, der für Wirtschaft­s- und Stellenplä­ne der Krankenhäu­ser in Günzburg und Krumbach verantwort­lich ist, sei vielmehr der richtige Ort. Unglaublic­h schnell versteckte sich die CSU hinter diesem Antrag zur Geschäftso­rdnung. Denn mit einer Streichung von der Tagesordnu­ng musste niemand den Schwarzen Peter in die Hand nehmen und darlegen, warum er nicht für den Antrag zu einer möglichen Verbesseru­ng der Pflegesitu­ation stimmte. Das war feige und falsch. Wo, wenn nicht im Kreistag, wird darüber verhandelt, wie die zur Verfügung stehenden Mittel eingesetzt werden, um den Landkreis voranzubri­ngen. Es ist, wenn man so will, die Königsdisz­iplin. Hier sich für nicht zuständig zu erklären, ist schlichtwe­g absurd.

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